Big Data, Privacy und Datenschutz in der Erwachsenenbildung

Text: Barbara Buchegger, Saferinternent.at/ÖIAT, Redaktion: Lucia Paar, CONEDU

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Barbara Buchegger von Saferinternat.at (ÖIAT) gibt Einblick, worum es bei Big Data, Privacy und Datenschutz geht und welche Aufgaben sich für die Erwachsenenbildung stellen.

Didaktische Impulse für Lehr-/Lernsettings zu Big Data, Privacy und Datenschutz

... für den Einstieg und die Hinführung

Viele, die nicht bereits mit digitalen Medien aufgewachsen sind, pendeln in Bezug auf Datenschutz und Nutzung der eigenen Daten durch Fremde irgendwo zwischen Panik und Ohnmacht: "Alles ist fürchterlich, Big Brother is watching me" oder "Mir doch egal, was andere über mich wissen, denn niemand interessiert das wirklich", ist da von Erwachsenen zu hören. Hier gilt es eine Mitte zwischen diesen beiden Polen und damit einen sinnvollen Umgang mit den eigenen Aktivitäten zu erreichen.


Dafür gibt es keinen einzig richtigen Weg, sondern hängt stark von der Haltung der Lernenden ab. Daher kann es für Lehrende und TrainerInnen sinnvoll sein, diese Haltung im Vorfeld abzufragen. Folgende Fragen können ErwachsenenbildnerInnen dazu stellen und einen Eindruck gewinnen, wie Lernende darüber denken:

  • Wer überwacht uns? Überwacht uns überhaupt wer? Woher erfahren wir von solchen Dingen?
  • Wie gehen wir im eigenen Umfeld – in der Partnerschaft oder mit Kindern – damit um? Finden wir es ok, dass man sich gegenseitig über Social Media folgt und weiß, was die anderen tun?
  • Haben sich die Lernenden bislang mit den eigenen Spuren im Internet beschäftigt und irgendwelche Maßnahmen ergriffen?
  • Wo gibt es gute Quellen im Internet zum Thema?

 

Je nach der Einstellung der Personen wird die Herangehensweise unterschiedlich sein. Hat man verstärkt ängstlich – verunsicherte Menschen in der Lerngruppe gilt es zunächst, aufzuklären und  Handlungsalternativen aufzuzeigen. Das Motto: "Sie können vieles selbst in die Hand nehmen, Sie sind dem nicht ausgeliefert".


Haben Lehrende und TrainerInnen es hingegen überwiegend mit Lernenden zu tun, die dem Thema Big Data, Privacy und Datenschutz apathisch-sorglos gegenüberstehen, kann es sinnvoll sein, damit einzusteigen, wieso es wichtig ist, sich damit auseinanderzusetzen. Dabei kann es helfen (auch drastische) Beispiele aufzugreifen, um einen Impuls zu setzen. Ein Beispiel für Lernende, die die englische Sprache verstehen, wäre z.B. die Website stealingurfeelin.gs. Dort bekommen NutzerInnen anhand des eigenen Gesichts einen Eindruck, wie große Firmen mit Gesichtserkennung und Emotionen erkennen umgehen.

... für die Stärkung der Kompetenz

Um die Kompetenz der Lernenden zu stärken, kann es hilfreich sein, die Intransparenz der Mechanismen rund um Big Data, Privacy und Datenschutz als Ausgangspunkt zu nutzen. Lehrende und TrainerInnen können Fragen oder Aussagen mit den Lernenden diskutieren und recherchieren, die sich im Umgang mit Social-Media-Plattformen finden könnten. Hier ein paar Beispiele:
  • "Woher weiß Facebook, dass wir gerade über Gartenmöbel reden, und zeigt mir diese Werbung?" Hinweis: Dahinter stehen könnte z.B., dass jemand im eigenen WLAN nach Gartenmöblen gesucht hat, dass FreundInnen diese geliked oder gekauft haben oder dass mir die Werbung aufgrund der Jahreszeit und meines Alters angezeigt wird.
  • "Auf Tiktok ist nur Mist zu finden." Hinweis: Hier könnten Lehrende z.B. auf den Algorithmus hinweisen – auch wenn dieser bei den meisten Sozialen Netzwerke nicht transparent ist, so lässt er sich doch gestalten. Das kann jede/r ausprobieren: Wie lange dauert es bis das Netzwerk glaubt, dass ich mich für z.B. Kakteen-Zucht interessiere, weil ich viele solche Inhalte gelikt oder angesehen habe? Wie lange braucht das Netzwerk, bis es das nicht mehr denkt? Lernende können versuchen, den Algorithmus zu verändern und dies dokumentieren.

Tipp: mit dem Digital Detox Kit online aufräumen

Eine Möglichkeit, um mit den Lernenden ins Tun zu kommen, bietet das "Digital Detox Kit". Es gibt Anleitungen, wie man überflüssigen Datenballast loswerden und das eigene Nutzungsverhalten auf Sicherheit prüfen kann.

... für Reflexion und Lerntransfer

Um Reflexion anzuregen, kann es sinnvoll sein, wenn Lernende versuchen, ihr eigenes Verhalten in einem Sozialen Netzwerk mit fremden Augen zu betrachten und die Person zu beschreiben, die sie online vorfinden. Deckt sich das Fremdbild mit dem Eigenbild? Diese Form der Abstraktion ist nicht für alle Personen einfach durchzuführen, daher können Lehrende und TrainerInnen z.B. eine eindeutige Rolle definieren, aus deren Sicht man die eigenen Darstellungen interpretieren soll, z.B. aus der Sicht potentieller Arbeitgebender, von Jugendfreunden und -freundinnen, von entfernten Verwandten aus einem anderen Land, ...).

 

Lehrende und TrainerInnen können außerdem dabei unterstützen, dass Lernende besser einschätzen können, welche Spuren sie im Netz hinterlassen und dass sie diese mitgestalten und mitbestimmen können. Dazu können sie mit den Lernenden gemeinsam auf Spurensuche gehen und dokumentieren, welche Informationen gesammelt werden, z.B. mit Hilfe folgender Werkzeuge:

  • Bei Ad-Settings in Google ansehen, welche Werbepräferenzen einem zugeschrieben werden
  • In Instagram überprüfen, für wen man sichtbar ist 
  • Überprüfen, wo Ortsangaben zur eigenen Person vorhanden sind (Einstellungen am Handy, in Sozialen Netzwerken, in Google Maps, etc.)
  • Mit "DNStools" prüfen, was meine IP-Adresse ist und welches Gerät ich verwende
  • Mit "clickclickclick" prüfen, was über mein aktuelles Online-Verhalten gefunden werden kann
  • Mit "webkay" sehen, was Browser über mich wissen
  • Mit dem Firefox-Addon "Lightbeam" einen Überblick bekommen, wie die besuchten Internenseiten miteinander in Kontakt stehen
  • Mit haveibeenpwned.com prüfen, ob meine Email-Adresse oder Telefonnummer gehackt wurde

 

Haben die Lernenden erst einmal ein Bild davon, geht es im nächsten Schritt darum, gemeinsam Lösungswege zu finden, wie die Lernenden gewünschte Änderungen vornehmen können. Hier ein paar Beispiele, welche konkrete und schnelle Änderungen Lernenden vornehmen können:

  • Die Konto-Einstellungen in sozialen Netzwerken entsprechend anpassen
  • Adblocker verwenden
  • Auf sicherere Messenger umsteigen, wie Singal oder Elements
  • Sichere Passwörter und Passwortmanager verwenden
  • Sicherere Suchmaschinen wie qwant.com oder startpage.de als Alternative zu Google verwenden
  • Cookies von Drittanbietern verbieten

 

Um das Gelernte weitezutragen, können Lernende auch dazu ermutigt werden, selbst Weiterbildungen für andere, z.B. für NachbarInnen oder FreundInnen umzusetzen.

Didaktisches Know-How zu Methoden und Ressourcen

Quellen und weitere Informationen