Finanzierungsformen

Daniela Holzer, Christoph Straka (2017)

Finanziert wird Erwachsenenbildungsforschung in erster Linie aus Mitteln der öffentlichen Hand. Die Finanzierungsformen reichen von Grundfinanzierungen von Universitätsstrukturen bis hin zu projektbezogenen Forschungsförderungen. Das größte Volumen entfällt dabei auf außeruniversitäre Forschungen, die sich durch Forschungsprojekte und Auftragsforschungen finanzieren. Erwachsenenbildungsforschung an Universitäten ist hingegen geringer ausgeprägt, dafür aber größtenteils durch Globalbudgets finanziert. Angaben zum gesamten Finanzierungsvolumen in Österreich liegen allerdings keine vor.

 

Universitäten – Globalbudgets und Drittmittelforschung

Erwachsenenbildungsforschung ist an österreichischen Universitäten im Vergleich zu anderen erziehungswissenschaftlichen Fachbereichen nicht sehr breit verankert. Aktuell sind an österreichischen Universitäten lediglich drei Professuren spezifisch der Erwachsenenbildungsforschung gewidmet: an der Universität Graz, der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt und der Donau-Universität Krems (die allerdings als Weiterbildungsuniversität eine universitäre Sonderform darstellt, siehe unten). An diesen Stellen sind jeweils mehrere wissenschaftliche MitarbeiterInnen beschäftigt. Weitere Professuren in Graz, Wien, Linz und Innsbruck und einzelne ForscherInnen im Fachgebiet der Erziehungs- und Bildungswissenschaft oder in angrenzenden Bereichen widmen sich aber ebenfalls zweitweise oder dauerhaft Fragen der Erwachsenenbildungsforschung.

 

WissenschaftlerInnen an Universitäten und die entsprechende Infrastruktur werden in erster Linie aus einem Globalbudget finanziert, das den Universitäten auf Basis von Leistungsvereinbarungen mit dem für Wissenschaft zuständigen Ministerium vom Bund zugewiesen wird. Diese Mittel werden von den Universitäten autonom verwaltet. Die Einrichtung von Professuren und die Finanzierung von weiterem Personal plus dazugehöriger Infrastruktur liegen damit in der Hand der Universitäten und unterliegen zunehmend raschen Veränderungen.

 

Ergänzend zu diesem Globalbudget wird aber zunehmend die Einwerbung von Drittmitteln, also weiteren Finanzierungsquellen für Forschung, eingefordert. Dadurch können unter anderem spezifische Schwerpunktsetzungen ermöglicht und zusätzlichen ForscherInnen zumindest befristete Forschungsmöglichkeiten geboten werden. Die steigende Erwartung zur Einwerbung von Drittmitteln ist aber auch Ausdruck einer zunehmenden Neoliberalisierung der Universitäten und trägt nicht zuletzt auch dazu bei, dass sich Forschung eher an Mainstream-Themen und -Zugängen orientieren muss, Randthemen oder randständige Zugänge hingegen eher zurückgedrängt werden. Problematisch ist zudem, dass die Bemühungen um Projektmittel einen hohen zeitlichen Aufwand bedeuten und damit Forschungskapazitäten binden. Dass sich die Mittel im Gegensatz zur Anzahl der ForscherInnen, die sich immer stärker darum bemühen müssen, nicht wesentlich erhöhen, führt außerdem zu zunehmender Konkurrenz. Damit zwangsläufig einhergehende Ablehnungen können sich wiederum auf andere Bedingungen, beispielsweise die Zuweisung von Globalmitteln, negativ auswirken.

Sonderfall Donau-Universität Krems – Universität für Weiterbildung

Die Donau-Universität Krems stellt insofern einen Sonderfall dar, als sie eine Universität für Weiterbildung ist. Dies bedeutet nun nicht, dass dort Erwachsenen- und Weiterbildungsforschung im Mittelpunkt steht, sondern dass das Studienangebot auf tertiäre Weiterbildung, vor allem in Form von Lehrgängen und Weiterbildungsmasterstudien, gerichtet ist. Sie unterscheidet sich aber auch in der Organisations- und Finanzierungsstruktur von den anderen österreichischen öffentlichen Universitäten. An der Donau-Universität Krems sind aber ebenfalls eine Professur und ein dazugehöriger Fachbereich speziell der Erwachsenenbildungsforschung gewidmet. Finanziert wird die Donau-Universität Krems in erster Linie aus Eigenmitteln aus den kostenpflichtigen Studiengängen. Weitere Mittel stammen vom Bund und vom Land Niederösterreich.

Außeruniversitäre Forschung – Projekt- und Auftragsforschung

Erwachsenenbildungsforschung in Unternehmen und Vereinen ist weitgehend auf eine Finanzierung durch Projekt- und Auftragsforschung angewiesen. Die Finanzierung erfolgt hier vor allem in der Form, dass sich die Einrichtungen an Förderungs- und Projektausschreibungen beteiligen oder von der öffentlichen Hand oder vereinzelt auch von anderen TrägerInnen oder Unternehmen mit Forschungen beauftragt werden. Die projektorientierte Finanzierung aus Mitteln der öffentlichen Hand steht auch hier im Vordergrund und reicht von der EU über verschiedenste Bundeseinrichtungen, z.B. Bundesministerien, bis hin zu Ländern und Kommunen.

 

Aufgrund der Finanzierungsform sind diese Forschungseinrichtungen gefordert, einen erheblichen Teil ihrer Arbeitskapazität in die Antragserstellung zu investieren. Da die Vergabe von Mitteln in den meisten Fällen kompetitiv erfolgt, sind deutlich mehr Forschungsprojekte zu konzipieren als letztlich bewilligt werden. Zudem haben die Forschungsförderungen und -aufträge eine begrenzte Laufzeit, wodurch die Finanzierungsschwankungen und damit auch die Personalschwankungen groß sind und langfristige Planungen nur sehr begrenzt möglich sind.

Individuelle Forschungsförderung

Eine weitere Finanzierungsform für Erwachsenenbildungsforschung sind individuelle Forschungsförderungen. Die Finanzierung erfolgt hier einerseits über Stipendien und Förderungen von spezifischen Projekten und Vorhaben. Unter anderem gibt es unterschiedliche Formen der Förderung von Dissertations- oder Habilitationsvorhaben, die entweder als Vollfinanzierung oder Förderbeitrag erfolgen können. Andererseits können aber auch EinzelforscherInnen über Projekt- und Forschungsfinanzierungen selbständig tätig sein. Mittel für solche Förderungen stammen wiederum primär aus der öffentlichen Hand, die direkt oder indirekt über Einrichtungen wie beispielsweise dem Forschungsfonds (FWF), über Länder und Kommunen oder über universitätsinterne Förderungen vergeben werden.

Finanzierung von Publikationen

In der Erwachsenenbildungsforschung haben Bücher als Publikations- und Kommunikationsform weiterhin einen hohen Stellenwert. Darüber hinaus sind aber auch Zeitschriften von großer Bedeutung. Für die Publikation in Zeitschriften müssen in den Erziehungswissenschaften – im Unterschied z.B. zu den Naturwissenschaften – die AutorInnen bislang nur in vereinzelten internationalen Zeitschriften einen eigenen Finanzierungsbeitrag leisten. Hingegen ist für Bücher zumeist ein Druckkostenzuschuss von den AutorInnen bzw. HerausgeberInnen zu leisten. Wissenschaftspublikationen erscheinen zumeist in geringer Auflage und sind selten Bestseller. Die Verlage können sich daher nicht allein über den Verkauf der Bücher finanzieren und die AutorInnen und HerausgeberInnen müssen sich um Finanzierungen durch Förderungen bemühen.

 

Die Finanzierung von Büchern ist in den letzten Jahren allerdings schwieriger geworden, weil z.B. Publikationsförderungen durch Ministerien eingestellt wurden. Förderungen gibt es aber weiterhin z.B. an Universitäten, bei Ländern und Kommunen, bei Einrichtungen wie dem FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) oder diversen Stiftungen und Fonds. Einige Hinweise auf entsprechende Stellen sind unter den Informationen über forschungsfinanzierende Einrichtungen zu finden.

Stiftungen und Spenden

Die Forschungsfinanzierung über Stiftungen und private Spenden ist in Österreich im Vergleich zu Deutschland und der Schweiz derzeit kaum entwickelt. Stiftungen in anderen Ländern stehen aber teilweise prinzipiell auch für Forschungen in Österreich offen. Diese Form von Forschungsförderung wird auch in Österreich zunehmend thematisiert, beispielsweise in zwei Studien im Auftrag des FWF (siehe unten). Stiftungen und Spenden wären zwar potenziell eine weitere Finanzierungsquelle, die auch bislang unterfinanzierte Randthemen vermehrt fördern könnte. Kritische Stimmen warnen allerdings, dass die zentrale Aufgabe der Forschungsfinanzierung durch die öffentliche Hand keinesfalls ersetzt werden dürfe.

Weitere Informationen

Zitierhinweis: Dossier "Wissenschaft und Forschung in der Erwachsenenbildung", Text CC BY 4.0 Daniela Holzer, Karin Gugitscher und Christoph Straka (2017), auf www.erwachsenenbildung.at