Berufsreifeprüfung - Matura nachholen

Mann und Frau sitzen lachend nebeneinander. Vor ihnen liegen Notebooks, Handys, Post It's und ein Stift.Foto: Pixabay Lizenz, Free-Photos, http://pixabay.com

Arbeiten und die Matura nachholen? Das geht mit der Berufsreifeprüfung in Österreich seit 1997. Weit über 50.000 Menschen haben seither berufsbegleitend die Matura nachgeholt. Die Anzahl steigt von Jahr zu Jahr - für viele Menschen wird die berufsbegleitende Matura also immer interessanter.

Infos und Tipps rund um die Berufsreifeprüfung

Was ist die Berufsreifeprüfung genau?

Die Berufsreifeprüfung (abgekürzt BRP) ist ein Abschluss, der vollwertig als "normale" Matura zählt. In Österreich kann man die Berufsreifeprüfung im Erwachsenenalter am Zweiten Bildungsweg nachholen.

 

Absolvent*innen der Berufsreifeprüfung haben also zuerst eine berufliche Erstausbildung abgeschlossen (z.B. Lehrabschluss, berufsbildende mittlere Schule, Schule für Gesundheits- und Krankenpflege) und holen dann die "Matura" nach.

Welche Vorteile hat die Berufsreifeprüfung?

  • Im Berufsleben: Die Matura ist oft Voraussetzung für besser bezahlte oder höhere Positionen. Mit der Berufsreifeprüfung erfüllen Sie diese Voraussetzung bei der Bewerbung.
  • Wenn man weiter studieren will: Sie erhalten mit der Berufsreife den Zugang zu allen Unis, Fachhochschulen usw. und können aus allen Studienrichtungen wählen (Achtung: es gibt Studienfächer mit verpflichtender Aufnahmeprüfung).
  • Für sich selbst: Jeder nachgeholte Abschluss ist auch immer ein toller persönlicher Erfolg. Neues Wissen, gestärktes Selbstvertrauen, neue Menschen, neue Möglichkeiten - Bildung ist oft mehr, als "nur" ein Abschlusszeugnis aus Papier in der Hand.
Eine mit Bleistift gezeichnete Glühbirne mit einem Fragezeichen in der Mitte.Foto: CC BY, Unsplash-Lizenz, mark-fletcher-brown, Unsplash.com, auf erwachsenenbildung.at

Unterschied zwischen Berufsreifeprüfung und Studienberechtigung?

Berufsreifeprüfung = die Matura vollständig nachholen

Studienberechtigungsprüfung = Studieren ohne Matura

Die Berufsreifeprüfung könnte für Sie passen:

  • wenn Sie sich im Berufsleben für Positionen bewerben möchten, für die eine Matura vorausgesetzt wird.
  • wenn Sie bei einem späteren Studium keine Einschränkungen bei der Wahl der Hochschule oder des Studienfachs haben wollen.

Aber: Sie brauchen eine bereits abgeschlossene Erstausbildung, um die Zulassungsbedingungen zur Berufsreifeprüfung zu erfüllen. Sie haben keine abgeschlossene Berufsausbildung? Sie wissen schon genau, was und wo Sie studieren möchten? Dann ist für Sie die Studienberechtigungsprüfung interessant. Damit erwerben Sie als "Alternative" zur Matura die Zugangsberechtigung für ein ausgewähltes Studium. Infos dazu finden Sie im Menüpunkt Studienberechtigungsprüfung - Studieren ohne Matura.

Berufsmatura - Lehre mit Reifeprüfung

Die Berufsmatura ist eine Kombination aus Lehre und Berufsreifeprüfung. Das heißt: Lehrlinge haben die Möglichkeit eine Berufsausbildung (Lehre) mit den Vorteilen der Matura (Berufsreifereifeprüfung) zu machen und so ihre Chancen in Job und Weiterbildung zu erweitern. Infos dazu finden Sie auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung, Berufsmatura: Lehre mit Reifeprüfung.

Welche Voraussetzungen gibt es bei der Berufsreifeprüfung?

Voraussetzung 1 - Mindestalter

Sie müssen bei der letzten Teilprüfung mindestens 19 Jahre alt sein, um die Berufsreifeprüfung komplett abschließen zu können. Sie können aber schon vorher mit der Vorbereitung starten und bis zu drei Teilprüfungen absolvieren. Spätestens vor der vierten und letzten Teilprüfung müssen Sie jedoch das Mindestalter erreicht haben.

Voraussetzung 2 - eine abgeschlossene Erstausbildung

Sie müssen mindestens eine der unten aufgezählten Erstausbildungen positiv abgeschlossen haben, bevor Sie die Berufsreifeprüfung abschließen:

  • Lehrabschlussprüfung oder
  • Facharbeiterprüfung gemäß des land- und forstwirtschaftlichen Berufsausbildungsgesetzes oder
  • mindestens dreijährige mittlere Schule oder
  • mindestens dreijährige Ausbildung nach dem Gesundheits- und Krankenpflegegesetz oder
  • mindestens 30 Monate umfassende Ausbildung zum medizinisch-technischen Fachdienst und zum Sanitätshilfdienst oder
  • Meisterprüfung gemäß der Gewerbeordnung oder
  • Befähigungsprüfung gemäß der Gewerbeordnung oder
  • land- und forstwirtschaftliche Meisterprüfung oder
  • Dienstprüfung gemäß des Beamten Dienstrechtsgesetzes oder des Vertragsbedienstetengesetzes (mindestens dreijährige Dienstzeit nach dem 18. Lebensjahr) oder
  • erfolgreicher Abschluss des III. Jahrganges einer berufsbildenden höheren Schule oder einer 3. Klasse einer höheren Anstalt für Lehrer- und Erzieherbildung (jeweils mindestens dreijährige berufliche Tätigkeit) oder
  • erfolgreicher Abschluss eines Hauptstudienganges an einem Konservatorium oder
  • erfolgreicher Abschluss eines mindestens dreijährigen künstlerischen Studiums an einer Universität
  • oder erfolgreicher Abschluss einer Ausbildung zum/zur HeilmasseurIn

Tipp: Nutzen Sie vor dem Start einen Termin bei einer Bildungs- und Berufsberatung in Ihrer Nähe (dieser ist nicht verpflichtend). Hier können Sie individuelle Fragen zur Berufsreife mit Expert*innen klären. Passende Beratungsangebote finden Sie in unserem Beratungswegweiser für Bildung und Beruf - Beratungen zum Thema Abschlüsse nachholen & Basisbildung.

Wo muss ich um Zulassung zur Berufsreifeprüfung ansuchen?

 

Als ersten Schritt zur Berufsreife müssen Sie ein Zulassungsansuchen stellen. Das geht an einer öffentlichen höheren Schule mit Externistenkommission (z.B. HAK, HTL, HBLA). In unserem Kontakt-Bereich am Ende des Artikels finden Sie weiterführende Links zu Zulassungsschulen in den Bundesländern.


Informieren Sie sich am besten ganz am Anfang und direkt bei der gewünschten Schule, welche Unterlagen Sie für den Zulassungsantrag einreichen müssen (persönliche Daten, Zeugnisse, ausgefüllter Antrag etc.).

Tipp: Sie erfüllen jetzt noch nicht die Voraussetzungen für die Zulassung zur Berufsreifeprüfung? Verlieren Sie trotzdem keine Zeit und beantragen Sie eine "bedingte" Zulassung in einer höheren Schule. Erst bei der letzten von 4 Teilprüfungen müssen Sie das notwendige Alter erreicht und Ihre Erstausbildung abgeschlossen haben.

Eine große Uhr hängt an einer Wand.Foto: CC BY, Unsplash-Lizenz, ocean-ng, Unsplash.com, auf erwachsenenbildung.at

Wie lange dauert die Berufsreifeprüfung und wo lernt man für Prüfungen?

Rund 1-2 Jahre dauert es bis zur fertig abgeschlossenen Berufsreifeprüfung. Die Dauer ist immer abhängig von den persönlichen Rahmenbedingungen (z.B. wie viel Zeit zum Lernen habe ich, welche beruflichen/privaten Verpflichtungen habe ich), von der individuellen Vorbildung und wie Sie sich die Teilprüfungen einteilen (Deutsch, Mathematik, Lebende Fremdsprache, Fachbereich), also ob Sie Fächer gleichzeitig oder hintereinander absolvieren.

 Sie können sich auf alle Teilprüfungen alleine zu Hause vorbereiten (Selbststudium). Oder Sie besuchen einen der zahlreichen Vorbereitungslehrgänge in ganz Österreich. Diese werden zum Beispiel von sogenannten Einrichtungen der Erwachsenenbildung angeboten, z.B.:

  • Berufsförderungsinsitut (BFI)
  • Volkshochschulen (VHS)
  • Wirtschaftsförderungsinstitut (WIFI)
  • Ländliches Fortbildungsinstitut (LFI)

Hier können Sie sich nicht nur auf die Prüfungsfächer vorbereiten, sondern auch einige Teilprüfungen ablegen.

Weiters gibt es zahlreiche Vorbereitungslehrgänge von privaten Anbietern. Diese dürfen aber keine Prüfungen anbieten. Sie müssen demnach alle Teilprüfungen in der Schule ablegen, in der Sie den Zulassungsantrag gestellt haben.

Nähere Infos finden Sie unter: Wo kann man Prüfungen für die Berufsreife ablegen?

Welche Einzelprüfungen gibt es bei der Berufsreifeprüfung?

Es müssen insgesamt 4 Prüfungsfächer positiv abgeschlossen werden. Diese Fächer ergeben dann zusammen die Berufsreife.

4 Prüfungsfächer:

  • 3 Pflichtfächer: Deutsch, Mathematik, Lebende Fremdsprache (z.B. Englisch, Französisch, Italienisch)
  • 1 Fachbereich: je nach beruflicher Erstausbildung

Art der Prüfungen:

  • Pflichtfach Deutsch: schriftliche Prüfung (5 Stunden) und mündliche Prüfung (Präsentation & Diskussion der schriftlichen Prüfung)
  • Pflichtfach Mathematik: schriftliche Prüfung (4,5 Stunden)
  • Pflichtfach Lebende Fremdsprache (z.B. Französisch, Italienisch, Englisch usw.): schriftliche Prüfung (5 Stunden) oder mündliche Prüfung
  • Individueller Fachbereich: schriftliche Prüfung (5 Stunden) und mündliche Prüfung (Präsentation & Diskussion der schriftlichen Prüfung) oder Projektorientierte Arbeit inkl. Präsentation & Diskussion

Achtung: 3 der 4 Teilprüfungen können Sie schon absolvieren, bevor Sie alle Zulassungsvoraussetzungen erfüllen.

Wo kann man Prüfungen für die Berufsreife machen?

Teilprüfungen für die Berufsreife können Sie an mehreren Standorten ablegen - das hängt davon ab, wo und wie Sie sich auf die Prüfung vorbereitet haben:

Möglichkeit 1: alle 4 Teilprüfungen an der höheren Schule

Sie machen alle Prüfungen an der Schule, an der Sie die Zulassung zur Berufsreifeprüfung beantragt haben:

  • wenn Sie sich alleine auf die Prüfung vorbereitet haben
  • wenn Sie bei einem privaten Bildungsanbieter einen Vorbereitungslehrgang besucht haben (der darf keine Prüfungen abhalten)

Möglichkeit 2: mindestens 1 Prüfung an der höheren Schule

Mindestens 1 Prüfung müssen Sie an der Schule ablegen, bei der Sie die Zulassung zur Berufsreifeprüfung beantragt haben. Die anderen 3 Teilprüfungen können Sie dort ablegen, wo Sie die Vorbereitungskurse besuchen:

  • wenn Sie die Vorbereitungslehrgänge an einer anerkannten Einrichtung der Erwachsenenbildung absolvieren (z.B. Volkshochschule, bfi usw.), die diese Prüfungen auch anbietet

Bei den Bildungsdirektionen Ihres Bundeslandes erhalten Sie Infos zu den Zulassungsschulen und Anbietern für Berufsprüfung sowie auch alle relevanten Formulare.

Kann man negative Prüfungen bei der Berufsreifeprüfung wiederholen?

Wenn Sie auf eine Teilprüfung der Berufsreife eine negative Note bekommen, kann diese natürlich wiederholt werden. Für jede Teilprüfung haben Sie 3 Prüfungsantritte.

Zwischen dem negativen Prüfungsantritt und dem nächsten Versuch müssen jedoch mindestens 2 Monate vergehen. Außerdem müssten Sie nach einem ersten negativen Prüfungsantritt alle weiteren Prüfungsversuche am gleichen Prüfungsstandort ablegen.

Lerntipps: Planen Sie das Lernen und finden Sie Ihre persönliche Lernstrategie. So schaffen Sie effizient und erfolgreich Ihre Prüfungen.

Welche Vorkenntnisse werden angerechnet?

Es gibt Zertifikate und Berufsabschlüsse, die für die Berufsreife direkt anrechenbar sind. Das bedeutet, ein früherer Leistungsnachweis von Ihnen kann eventuell so viel "zählen", dass Sie bei der Berufsreife in diesem Fach keine weitere Prüfung machen müssen.

Möglich ist das bei Prüfungen für das Pflichtfach "Lebende Fremdsprache" und/oder dem "individuellen Fachbereich". Welche Nachweise tatsächlich eine Teilprüfung ersetzen könnten, finden Sie im Bereich Ersatz von Prüfungsgebieten der Berufsreifeprüfung.

SparschweinFoto: CC BY, Unsplash-Lizenz, pawel-czerwinski, Unsplash.com, auf erwachsenenbildung.at

Wie viel kostet die Berufsreifeprüfung und gibt es Förderungen?

Kosten

Bei der Berufsreifeprüfung entstehen Kosten für die Vorbereitungslehrgänge. Diese variieren von Anbieter zu Anbieter und von Fach zu Fach. Sie müssen aber mit rund EUR 3.000.- Kursgebühren für 4 Fächer rechnen.

Auch für den Antritt zu den Prüfungen entfallen Kosten. Diese variieren nach Prüfungsorten der Berufsreifeprüfung. Prüfungsgebühren an den Höheren Schulen sind deutlich geringer als die Prüfungsgebühren jener Anbieter, die Vorbereitungslehrgänge und Prüfungen anbieten dürfen.

Achtung: Auch bei der Wiederholung von Teilprüfungen entstehen Kosten.

Förderungen

Zuschüsse und Förderungen für die Berufsreifeprüfung sind in jedem Bundesland verschieden - sie werden teilweise vom Land, von der Arbeiterkammer oder dem Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) gemeinsam mit der Wirtschaftskammer gewährt.
Suchen Sie in unserer Kursförderdatenbank in Ihrem Bundesland nach möglichen Förderungen und Zuschüssen.

 
 

Beratung zu Bildungsförderungen

Tipp: Oft müssen Förderanträge schon vor dem Start der Weiterbildung eingereicht werden. Klären Sie daher ganz am Anfang im Rahmen einer Bildungs- und Berufsberatung, welche Zuschüsse es für Sie eventuell gibt. Passende Beratungsangebote in Ihrer Nähe finden Sie in unserem Beratungswegweiser für Bildung und Beruf - Beratungen zum Thema (Weiter-)Bildung finanzieren.

Es gibt in Österreich für berufstätige (oder beim AMS-gemeldete) Erwachsene mit den Schulen für Berufstätige eine kostenlose Variante, um die Matura nachzuholen. Hier finden Sie Infos zur kostenlosen Matura für Erwachsene im Rahmen der Schulen für Berufstätige.

Beratungsangebote rund um Bildung und Beruf in ganz Österreich finden:

Zulassungsschulen in den Bundesländern

Gesetzliche Grundlagen