Kompetenz- und lernergebnisorientiertes Lernen

Lernende müssen sich zunehmend ihren Kompetenzen und Lernergebnissen sowie deren Feststellung und Anerkennung zuwenden. Dafür gibt es zahlreiche Verfahren.

Kompetenz- und Lernergebnisorientierung

Die Weiterentwicklung der Bildungs- und Qualifizierungssysteme in Europa basiert auf der Hinwendung zu Kompetenzen und Lernergebnissen. In allen Bildungsbereichen ersetzen kompetenzorientierte Beschreibungen von Lernergebnissen zunehmend klassische Ziel- und Inhaltsbeschreibungen. Diese Änderung der Perspektive hat gute bildungspolitische, pädagogische und ökonomische Gründe, bringt aber auch Probleme mit sich. Gegenwärtig herrscht die Überzeugung vor, dass die Vorteile überwiegen.

Kompetenzorientierung

Es gibt eine Reihe unterschiedlicher Kompetenzdefinitionen, wobei die meisten davon ausgehen, dass Kompetenzen die in einem längeren Lernprozess erworbenen Kenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten enthalten und auf Einstellungen und Werthaltungen gegründet sind. Die Kompetenzorientierung fokussiert auf das, was die TeilnehmerInnen in einer Bildungsveranstaltung, in der Arbeit oder im Alltag tatsächlich lernen. In der Beschreibung einer Bildungsveranstaltung wird das benannt, was die TeilnehmerInnen nach deren Abschluss können sollen (und nicht nur die Inhalte, mit denen sie sich beschäftigt haben). Kompetenzorientierte Angebote werden gewöhnlich in Form von Lernergebnissen (Learning Outcomes) dargestellt.

Lernergebnisorientierung

"Lernergebnisse beschreiben, was die Lernenden nach dem erfolgreichen Abschluss eines Lernprozesses wissen, verstehen bzw. können sollten." (Europäische Gemeinschaften 2009). Zu unterscheiden sind beabsichtigte und tatsächliche Lernergebnisse, wobei letztere üblicherweise nicht vollständig nachgewiesen werden, da der Aufwand dafür zu hoch wäre. Der sich in Entwicklung befindliche österreichische Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) legt besonderes Augenmerk auf Lernergebnisse, die in diesem Rahmen als Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenz ausgewiesen werden.

Kompetenzentwicklung

Kompetenzen werden nicht nur in Bildungseinrichtungen, sondern auch außerhalb davon erworben und erweitert. Im Zusammenhang mit informellem Lernen geht es bei der Kompetenzentwicklung um die Frage, auf welche Weise der informelle Erwerb von Wissen stattfindet und wie er gefördert werden kann.

In der Praxis sind jedoch sehr unterschiedliche Listen von Kompetenzen im Umlauf und die Frage, wie Kompetenzen am besten erworben werden, ist noch nicht ausreichend untersucht. Dies betrifft sowohl die formale Kompetenzentwicklung in Schulen und Betrieben als auch die informelle in außerschulischen Zusammenhängen und im sozialen Umfeld.

Kompetenzfeststellung

Die Ermittlung - das heißt die Messung, Beschreibung und Darstellung der Kompetenzen - ist mit beträchtlichen Schwierigkeiten verbunden. Es bedarf dazu geeigneter Verfahren und Instrumente, und es ist einleuchtend, dass hier quantitative Mittel allein nicht genügen. Zum Einsatz kommen daher auch Beobachtungen, Befragungen und die Beurteilung von Produkten. Die erhobenen Kompetenzen werden in Form einer Kompetenzbilanz, eines Portfolios oder eines Passes dokumentiert.

Kompetenzanerkennung

Die Anerkennung informell erworbener Kompetenzen stößt sowohl bei europäischen und nationalen Institutionen als auch bei Einzelpersonen auf zunehmendes Interesse. In den letzten Jahren wurden Systeme entwickelt und erprobt, um auf europäischer Ebene vergleichbare Standards zu schaffen. Für Einzelpersonen kann die Anerkennung informell erworbenen Wissens ein höheres Selbstbewusstsein sowie zusätzliche Optionen auf dem Arbeitsmarkt mit sich bringen.

Auf europäischer Ebene wurde zur Anrechnung von Studienleistungen das mit Kreditpunkten arbeitende ECTS-System geschaffen. Ein analoges ECVET-System für den berufsbildenden Bereich wird gegenwärtig entwickelt und erprobt. In Österreich gibt es - ähnlich wie in Deutschland - auf Grund des dualen Bildungssystems erst zögerliche Ansätze zur Anerkennung informell erworbener Kompetenzen.