Wissenschaftliche Veranstaltungen

Karin Gugitscher (2017)

Wissenschaftliche Veranstaltungen, wie Tagungen, Konferenzen, Symposien, Vortragsreihen etc. sind jene Diskursorte, an denen – meist zu einem spezifischen Themenfeld – direkte Auseinandersetzung stattfinden kann. Aktuellste Forschungen werden präsentiert und diskutiert und informeller Austausch und persönliche Kontakte werden gepflegt. Im Idealfall sind solche Veranstaltungen ein Raum für Austausch und Weiterentwicklungen. Es kann aber auch nicht ignoriert werden, dass vielfach wenig Diskussion gepflegt wird, sondern diese Veranstaltungen vielmehr als Räume für Selbstdarstellungen und Reputationsgewinn genutzt werden, die wenig Raum für ernsthaften Diskurs lassen.

 

Generell kann unterschieden werden zwischen Veranstaltungen, die sich primär an die Wissenschaftsgemeinschaft richten, und solchen, die stärker den Dialog mit der Praxis anstreben. Sie können eher national oder international ausgerichtet sein und regelmäßig oder anlassbezogen stattfinden.

 

Wissenschaft und Praxis

Fachtagungen, Kongresse und Konferenzen unterscheiden sich hinsichtlich ihres AdressatInnenkreises. Sie können sich primär an die Mitglieder der Wissenschaftsgemeinschaft wenden, um den fachlichen Austausch über Forschungsfragen, -ziele, -methoden und -ergebnisse zu unterstützen. Weiters tragen sie zur sozialen Vernetzung der WissenschaftlerInnen bei. Die übergeordneten Zielsetzungen sind dabei die Weiterentwicklung der Forschung und der Wissenschaftsdisziplin insgesamt. Tagungen, Diskussionsforen oder Konferenzen können aber auch den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis anstreben. Dabei steht einerseits die Kommunikation von Forschungserkenntnissen mit den AkteurInnen des Handlungsfeldes im Vordergrund, andererseits die Diskussion von Handlungsanforderungen der Praxis mit der Wissenschaft. In Österreich sind die Verknüpfung von Wissenschaft und Praxis sowie der Austausch zwischen diesen Bereichen traditionell stark ausgeprägt.

Nationale oder internationale Ausrichtung

Die Kommunikation über Forschungsfragen, -aktivitäten und -ergebnisse auf nationaler Ebene ist insbesondere für den Austausch über regional- und länderspezifische Themen, Aufgaben und Herausforderungen bedeutsam. Dies kann entweder innerhalb der Wissenschaftsgemeinschaft erfolgen oder im Dialog zwischen WissenschaftlerInnen, AkteurInnen des Handlungsfeldes und interessierter Öffentlichkeit im eigenen Land. Um den Anschluss an Forschungsaktivitäten und -ergebnisse in anderen Ländern zu gewährleisten und die eigenen Forschungsleistungen auch über Ländergrenzen hinweg zu kommunizieren, ist die Teilnahme an internationalen Tagungen, Konferenzen und Kongressen von großer Bedeutung.

Regelmäßige oder anlassbezogene Tagungen

Tagungen oder Kongresse werden entweder regelmäßig organisiert oder anlassbezogen abgehalten. Insbesondere fachspezifische Tagungen oder Kongresse von Forschungsnetzwerken finden in regelmäßigen Abständen, oft im Ein- oder Zweijahresrhythmus statt. Damit geben sie den Mitgliedern der Wissenschaftsgemeinschaft die Möglichkeit, sich zu vernetzen und sich regelmäßig über aktuelle Entwicklungen in der Wissenschaft und Fachdisziplin auszutauschen. Anlassbezogene Veranstaltungen knüpfen meist an aktuelle Geschehnisse wie Jubiläen oder gesellschaftliche Herausforderungen an. Sie werden organisiert um ein als aktuell relevant erachtetes Thema aus verschiedenen Perspektiven zu diskutieren und dazu in Dialog zu treten.

Wissenschaftliche Veranstaltungen (Auswahl)

Informationen zu den Fachtagungen oder Kongressen sind in erster Linie über einschlägige Newsletter, Informationen der Verbände und Veranstaltungskalender zu finden. Auch Portale wie erwachsenenbildung.at und der deutsche Bildungsserver stellen Veranstaltungsinformationen bereit.

 

Im Folgenden werden einige für die österreichische Erwachsenenbildungsforschung bedeutsame Fachtagungen, Kongresse und Konferenzen sowie Diskussionsforen mit der Erwachsenenbildungspraxis kurz beschrieben. Der Fokus liegt dabei auf Veranstaltungen in Österreich, Deutschland und auf europäischer Ebene.

 

Die Österreichische Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) veranstaltet jährlich sektionenübergreifend einen Kongress an jeweils unterschiedlichen Orten in Österreich. Er richtet sich primär an die Wissenschaftsgemeinschaft und gibt Einblicke in aktuelle Forschungsergebnisse aus allen Feldern der Erziehungs- und Bildungswissenschaft. Speziell für WissenschaftlerInnen in der Qualifizierungsphase wird vorausgehend eine „Emerging Researcher Conference“ veranstaltet.

Die Österreichische Berufsbildungskonferenz (BBFK) wird alle zwei Jahre von der Sektion Berufs- und Erwachsenenbildung der Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen (ÖFEB) in Steyr veranstaltet. Die Konferenz ist auf Fragen der Berufsbildung fokussiert, die von schulischen Aspekten bis hin zur Erwachsenen- und Weiterbildung reichen. Bei der BBFK wird auch der Österreichische Berufsbildungsforschungspreis des Österreichischen Bildungsministeriums für hervorragende Leistungen vergeben.

Die Werkstattgespräche Weiterbildungsforschung werden in Kooperation zwischen dem „Österreichischen Forschungs- und Entwicklungsnetzwerks für Erwachsenenbildung und Weiterbildung“ und der Sektion Berufs- und Erwachsenenbildung der „Österreichischen Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Bildungswesen – ÖFEB“ einmal jährlich veranstaltet. Die Werkstattgespräche dienen insbesondere als Raum, wo WissenschaftlerInnen in der Qualifizierungsphase eigene laufende oder abgeschlossene Forschungen vorstellen und mit einer Fachöffentlichkeit diskutieren können. Darüber hinaus werden in Beiträgen von bereits etablierteren ForscherInnen aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert.

„The dark side of LLL“ ist ein einmal jährlich stattfindender wissenschaftlicher Workshop am Bundesinstitut für Erwachsenenbildung St. Wolfgang (bifeb). Personen aus Wissenschaft und Praxis widmen sich einer intensiven Diskussion von gesellschaftskritischen Sichtweisen auf aktuelle Entwicklungen in der Erwachsenenbildung. Ausgehend von vorrangig theorieorientierten Vorträgen wird vor allem viel Raum für Diskussionen geschaffen, um gesellschaftskritische Befunde weiterzudenken und auf Handlungsmöglichkeiten hin zu überprüfen.

Der „Jour fixe Bildungstheorie I Bildungspraxis“ ist eine Vortragsreihe, die jährlich vom Institut für Wissenschaft und Kunst, dem Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien, dem Ring Österreichischer Bildungswerke und dem Verband Österreichischer Volkshochschulen veranstaltet wird. Die Reihe dient dem Austausch zwischen Wissenschaft, Praxis und interessierter Öffentlichkeit im Bereich der Erwachsenenbildung. An vier bis fünf Terminen pro Semester finden in Wien Vortrags- und Diskussionsabende sowie ExpertInnengespräche statt.

Die Deutsche Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) veranstaltet alle zwei Jahre einen sektionenübergreifenden Kongress. Dabei beleuchten und diskutieren nationale und internationale WissenschaftlerInnen ein Kongressthema in seiner Vielfalt und Breite aus unterschiedlichen Perspektiven. Auch Workshops zu Forschungsmethoden und -kompetenzen, die sich insbesondere an WissenschaftlerInnen in der Qualifizierungsphase richten, werden zum Auftakt des mehrtägigen Kongresses veranstaltet.

Die Sektion Erwachsenenbildung der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE) veranstaltet jährlich eine Tagung, um theoretische Perspektiven und empirische Forschungsergebnisse zu einem ausgewählten Thema zu diskutieren. Neben dem Wissensaustausch dient die Jahrestagung der Sektion Erwachsenenbildung der DGfE auch der Vernetzung mit Angehörigen der Fachdisziplin anderer, insbesondere deutschsprachiger und europäischer Länder.

Die Bildungssoziologische Forschungswerkstatt ist die jährliche Fachtagung der Sektion Bildung und Erziehung der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Im Fokus stehen aktuelle Fragestellungen mit spezifisch bildungssoziologischem Schwerpunkt. Darüber hinaus veranstaltet die Sektion aber auch weitere Tagungen und Veranstaltungen.

Neben anderen Veranstaltungen organisiert die Deutsche Gesellschaft für wissenschaftliche Weiterbildung und Fernstudium (DGWF) jährlich eine Tagung zur Diskussion und Weiterentwicklung der Forschung im Fachbereich. Die Tagung findet an jeweils unterschiedlichen Orten statt und setzt jedes Jahr einen spezifischen Themenfokus.

Konferenz zu einem ausgewählten Thema durch. Keynote-Vorträge, Einzelbeiträge und Diskussionen dienen dem Austausch und der Vernetzung von ForscherInnen der Erwachsenenbildung in Europa und darüber hinaus. Die PhD-Pre-Konferenz im Vorfeld fördert die Diskussion und den Austausch zwischen DoktorandInnen und etablierten WissenschaftlerInnen. Neben der alle drei Jahre stattfindenden ESREA-Konferenz werden von den thematischen Forschungsnetzwerken der ESREA im Ein- oder Zweijahres-Rhythmus Fachtagungen veranstaltet.

 

 

Weitere Informationen

Zitierhinweis: Dossier "Wissenschaft und Forschung in der Erwachsenenbildung", Text CC BY 4.0 Daniela Holzer, Karin Gugitscher und Christoph Straka (2017), auf www.erwachsenenbildung.at