Kompetenzen von Lehrenden und TrainerInnen

CC BY Lucia Paar und Wilfried Frei (geb. Hackl) - Redaktion/CONEDU, 2019/2020

Lehrende müssen verschiedenen Anforderungen gewachsen sein und daher über ein breites Spektrum an Fähigkeiten verfügen. 

Sie sind in der direkten pädagogischen Vermittlungsarbeit tätig. Wie diese Vermittlungsarbeit aussieht und welche Kompetenzen damit verbunden sind, hängt auch davon ab, mit welchem Ziel sie gestaltet wird. Hof (2010) spricht bspw. von vier verschiedenen "Formen des Unterrichtens".


Eine mögliche Form besteht nach Hof darin, Lehre als Unterweisung auszuführen, die Lehrenden verstehen sich dabei als SachexpertInnen, die den Teilnehmenden Wissen vermitteln. Als weitere Form nennt sie „Unterricht als Training". Dabei geht es v.a. um das Üben von Verhaltensweisen. Lehrende stellen Handlungswissen bereit und nutzen Methoden, die das Üben unterstützen. Die dritte Form bezeichnet sie als „Unterricht als Beratung". Hier stehen die Problemstellungen der TeilnehmerInnen stärker im Fokus. Die Lehrenden bringen ihr Fachwissen zur Lösung ein. Auch bei der vierten Lehr-Form bilden die Problemlagen der TeilnehmerInnen die Ausganslage für die Lehre. Im Konzept des „Unterrichts als Moderation" geht es aber weniger darum, dass Lehrende ihr Fachwissen einbringen als Rahmenbedingungen schaffen und Methoden bereitzustellen, damit Lernende ihr Problem bzw. ihr Thema bearbeiten können.

 

Auch wenn die Formen des Lehrens unterschiedlich gestaltet sein können, sind für alle Lehrenden Kompetenzen notwendig, die sich auf die Lehrtätigkeit selbst beziehen. So müssen Lehrende Lehre vorbereiten können (z.B. didaktisch planen und Materialien entwickeln können). Sie müssen Lehre durchführen (z.B. Lerngruppe leiten, Gruppenprozesse erkennen) und die Lehre nachbereiten können (z.B. Lernprozesse evaluieren) (vgl. David 2018).

 

Die Weiterbildungsakademie Österreich (wba) anerkennt Kompetenzen von ErwachsenenbildnerInnen nach definierten Standards. Sie vergibt Abschlüsse im Bereich der Erwachsenenbildung auf zwei Stufen: das wba-Zertifikat und das wba-Diplom. Der Diplomabschluss bietet eine Spezialisierung in Richtung Training/Lehre, Bildungsmanagement, Bildungsberatung oder Bibliothekswesen. In diesem Rahmen hat die wba ein Qualifikationsprofil erstellt, in dem sie Kompetenzen von wba-diplomierten ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung definiert, das sich zusammenfassend wie folgt darstellt:

 

Didaktische Kompetenz

Vertiefte Didaktik-Kompetenzen

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können Lehr-und Lernprozesse mit Erwachsenen nach didaktischen Konzepten bzw. bildungs-theoretischen Überlegungen vorbereiten. Sie Bedarfe und Bedürfnisse von Zielgruppen ermitteln und dementsprechende Bildungsangebote bieten. Sie können (Lern-)Ziele definieren und lernergebnisorientiert ausdrücken und TeilnehmerInnen bei der Erreichung unterstützen. Sie können Lernarrangements realistisch, transfergerecht und kompetenzorientiert gestalten und dabei unterschiedliche Aufgaben übernehmen, z.B. Wissen vermitteln, anleiten, moderieren. Sie verfügen über ein umfangreiches Methodenrepertoire und setzen Methoden und Medien situationsadäquat ein. Sie können professionelle Lernmedien unter Berücksichtigung des Urheberrechts und einer allfälligen Lizenzangabe erstellen und aufbereiten.

Kompetenzen für Lern- und Gruppenprozesse

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung kennen und reflektieren ihre Rolle und die Funktionen, die sie beim Lehren übernehmen. Sie kennen Phänomene der Gruppendynamik, Gruppenrollen, -funktionen und –positionen, können diese in Lerngruppen identifizieren und für die Prozessgestaltung nützen. Sie initiieren, steuern und begleiten Lernprozesse in Gruppen, setzen situationsadäquate Interventio-nen und fördern die Autonomie der Lernenden. Sie können mit schwierigen Gruppensituationen souverän umgehen.

Kompetenzen in Feedback und Evaluation

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können Evaluation planen, durchführen und auswerten und den Qualitätsaspekt v. Evaluationen begründen. Sie können Feedbackinstrumente entwerfen, professionell Feedback geben, Feedback annehmen, angemessen auf Kritik reagieren, gesammeltes Feedback kritisch auswerten und Schlüsse daraus ableiten.

 

Fachkompetenz

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung verfügen über aktuelle fundierte fachliche Kenntnisse, Fertigkeiten und Kompetenzen im jeweiligen Themenbereich, können Fachkenntnisse von anderen (Fach-)Gebieten wie z.B. Esoterik abgrenzen und fachliche Entwicklungen verfolgen und kritisch bewerten.

Bildungstheoretische Kompetenz

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können aktuelle Entwicklungen in der Gesellschaft und Bildungspolitik analysieren und können die Relevanz dieser Entwicklungen für die Erwachsenenbildung und ihre Tätigkeit beurteilen und begründen. Sie können die Wirkung dieser Entwicklungen auf ihre Tätigkeit argumentieren und einen eigenen Standpunkt dazu entwickeln und begründen.

Soziale Kompetenz

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können sich klar ausdrücken und Sachverhalte anschaulich darstellen. Sie sind sicher in der Kommunikation und können sie situationsgerecht einsetzen. Sie sind in der Lage, ihr Arbeitsfeld betreffende Themen selbstständig und zielgruppenadäquat unter Einsatz passender Medien zu präsentieren. Sie gestalten Interaktion in Lerngruppen sozial wie berufsethisch verantwortungsvoll und können mit Lernenden wertschätzend und erwachsenengerecht umgehen sowie zur Entwicklung von ihren Potenziale beitragen. Sie können mit Konflikten konstruktiv und lösungsorientiert umgehen und daraus Lernchancen anbieten.

Personale Kompetenz

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können ihr berufliches Handeln analysieren und reflektieren. Sie ziehen Schlüsse aus ihrer Selbsterkenntnis und erweitern ihr Rollen-und Handlungsrepertoire. Sie engagieren sich für ihre Aufgaben und die Interessen ihrer KundInnen. Sie können mit Stress, neuen Herausforderungen produktiv umgehen, und auch Grenzen setzen. Sie können ein professionelles Selbst-und Zeitmanagement anwenden.

Wissenschaftsorientiertes Arbeiten

ErwachsenenbildnerInnen in Lehre, Training und/oder Gruppenleitung können bildungsrelevante wissenschaftliche Befunde rezipieren, interpretieren und in Bezug zu ihrer Tätigkeit setzen. Sie können erwachsenenbildungs- bzw. pädagogisch relevante Texte verfassen und Quellen korrekt zitieren.

Diese Kompetenz-Beschreibung findet sich nur auf Dimplomniveau der Qualifkationsprofile der wba, also auf fortgeschrittener Stufe, nicht auf Basisniveau.

Neben diesen Kompetenzbeschreibungen gibt es im Rahmen des wba-Diploms auch noch verschiedene Wahlmodule, die aber für ein allgemeines Kompetenzprofil nicht relevant sind.
Das AMS nennt im Zusammenhang mit dem Beruf „TrainerIn in der Erwachsenenbildung" folgende Kompetenzen:

  • Begeisterungsfähigkeit
  • Didaktische Fähigkeiten
  • Durchsetzungsvermögen
  • Freude am Kontakt mit Menschen
  • Konzentrationsfähigkeit
  • Organisationstalent
  • Psychische Belastbarkeit
  • Reaktionsfähigkeit
  • Selbstständiges Arbeiten

 

Zudem sind laut AMS folgende berufliche Kompetenzen und Schlagworte häufig in Inseraten gefragt:

  • Berufliche Weiterbildung
  • Computer Based Training (CBT)
  • Didaktikkenntnisse
  • E-Learning
  • EDV-Schulung
  • Interkulturelle Kompetenz
  • Lehrlingsausbildung und -betreuung
  • TrainerInnen-Ausbildung
  • Trainingserfahrung
  • Unterrichten an Abendschulen

 

Quellen und weitere Informationen