Umweltmanagementsysteme und Zertifizierungen für Klimaschutz in der Erwachsenenbildung

CC BY 4.0 Karin Dullnig, Daniela List und Andrea Widmann, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung" 2023 | Redaktion: CONEDU
Grafik: Bildungshaus mit Bäumen, Personen, drumherum Pfeile, die im Kreis gehen und ein BlattFoto: CC BY, Schnepfleitner/CONEDU, auf erwachsenenbildung.at

Bildungseinrichtungen, die Klimaschutz systematisch umsetzen möchten, können auf bewährte Umweltmanagementsysteme zurückgreifen. Zwar gibt es bisher noch keine ausschließlich auf Klimaschutz ausgerichteten Systeme, Klima-Aspekte haben aber in vielen Systemen einen bedeutsamen Anteil und lassen sich in einem integrierten Managementsystem herausarbeiten.

Inhalt:

Aufbau und Ablauf von Umweltmanagementsystemen

Zum Aufbau eines Umweltmanagementsystems starten Organisationen mit einer Ist-Stands-Analyse und durchlaufen den sogenannten "PDCA-Zyklus (Plan-Do-Check-Act)" (siehe Organisationsentwicklung für Klimaschutz in der Erwachsenenbildung). Die Struktur und der Ablauf eines Umweltmanagementsystems sind prinzipiell frei wählbar – ebenso die Entscheidung, ob das System zertifiziert wird. Meistens gibt es externe Begleitung, die Fachberatung anbietet, Checklisten zur Verfügung stellt und auch regelmäßig den Fortschritt überprüft (dafür werden unterschiedliche Begriffe verwendet – wie Audit, Prüfung oder Evaluierung). Nach erfolgreicher externer Überprüfung eines Umweltmanagementsystems erhalten die Einrichtungen eine schriftliche Bestätigung, die dann als "Gütesiegel" oder "Zertifizierung" oder auch "Akkreditierung" für die interne und externe Kommunikation verwendet werden kann.

Managementsystem für Klimaschutz in 8 Schritten: Ein Beispiel

Die wichtigsten Schritte für die Implementierung eines Umweltmanagementsystems umfassen nach dem Plan-Do-Check-Act-Zyklus (PDCA) beispielsweise folgende acht Punkte:

  1. Grundlegenden Leitlinien formulieren und darin auch grobe Klimaziele benennen ("plan")
  2. Ist-Erhebung durchführen: Dabei werden Klimaauswirkungen wie z.B. Ressourcen- und Energieverbrauch oder Emissionen von einem Standort gemessen, organisatorische Gegebenheiten und Rechtsvorschriften berücksichtigt ("plan")
  3. Detailziele und Programm erarbeiten: Klimaschutz-Detailziele und Maßnahmen entwickeln, Klimaaspekte in Abläufe wie z.B. Bildungs- oder Reiseplanung integrieren sowie zugehörige Controlling-Instrumente ausarbeiten ("plan")
  4. Klimaschutz in der Aufbau- und Ablauforganisation institutionalisieren z.B. durch Verantwortlichkeiten, Beauftragte; ein Klimaschutz-Team gründen ("do")
  5. Programm umsetzen: meist innerhalb eines Jahres ("do")
  6. Audits durchführen: Interne Audits dienen dem regelmäßigen "Hinhören" – wie geht es in den einzelnen Funktionseinheiten bei der Programmumsetzung. Beim externen Audit untersuchen externe Prüfer*innen, ob beziehungsweise inwieweit die jeweilige Einrichtung die zuvor definierten Detailziele tatsächlich erreicht haben ("check")
  7. Korrekturmaßnahmen setzen: Wenn sich im Audit zeigt, dass die gesetzten Klimaschutzmaßnahmen nicht ausreichend waren, um die Ziele zu erreichen, passt die Einrichtung die Maßnahmen an ("act")
  8. Management-Review erstellen: Ein zumindest jährlicher Termin mit der Leitung der Einrichtung dient der Berichterstattung und der adaptierten Planung für die nächste Periode ("act").

Um die Umwelt- bzw. Klimaschutzperformance kontinuierlich zu verbessern, wiederholen die Einrichtungen diesen Prozess ab Schritt 3 regelmäßig (meist jährlich). Im Fall von zertifizierten Managementsystemen sind in ein- bis vier-jährigen Abständen Rezertifizierungen notwendig.

 

Alle Einrichtungen der Erwachsenenbildung, die ein Qualitätsmanagementsystem wie beispielsweise LQW oder Ö-Cert oder EFQM eingeführt haben, kennen das Prozedere einer solchen externen Zertifizierung. Der sogenannte PDCA-Zyklus findet sich beispielsweise auch im LQW-Leitfaden: Eine Einrichtung kann "ihr Handeln aus dem Interesse der Lernenden heraus begründen" (plan), dann "entsprechend geeignete Verfahren und Methoden zur Steuerung ihrer Arbeit einsetzen" (do) und "damit nachweisbar brauchbare Ergebnisse erzielen", "diese bewerten und Schlussfolgerungen ziehen" (check), "um dann wieder angepasste Maßnahmen" zu formulieren (act).

Stempel mit Stempelbild eines BlattesMontage: CC BY, Schnepfleitner/CONEDU, auf erwachsenenbildung.at

Klimaschutz- und Umweltzertifikate

Umweltmanagementsysteme werden von unterschiedlichen Organisationen entwickelt, für österreichische Einrichtungen der Erwachsenenbildung gibt es regionale, nationale und internationale Anbieter*innen. Im Folgenden werden die für den Bildungssektor relevanten Systeme kurz beschrieben und ihre Anwendbarkeit in der Erwachsenenbildung skizziert.

Österreichisches Umweltzeichen

Das bekannteste System in Österreich, das auch von Erwachsenenbildungseinrichtungen genützt wird, ist das Österreichische Umweltzeichen, zu dessen Trägern u.a. das bifeb gehört. Das Österreichische Umweltzeichen gehört neben dem Europäischen Umweltzeichen, dem deutschen Blauen Engel und den skandinavischen Swan zu den unabhängigen Umweltauszeichnungen mit dem höchsten Standard.

Das Gütesiegel wird in vier Kategorien verliehen:

  • für Produkte (beispielsweise für Bauen und Wohnen, Haushalt und Reinigung, Garten, Büro, Papier & Druck, grüne Energie oder nachhaltige Finanzprodukte),
  • für Tourismus (Reiseveranstalter*innen, Gastronomie, Catering, Hotels, Gemeinschaftsverpflegung, Campingplätze, Theater, Museen, Kinos),
  • für Bildung (Schulen und Bildungseinrichtungen) sowie für
  • Green Meetings und Events.

 

Für die Erwachsenenbildung ist die Richtlinie UZ 302 für Institutionen der außerschulischen Bildung relevant.

Das Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen (UZ 302)

Mit dieser Richtlinie UZ 302 stellt das Österreichische Umweltzeichen ein Instrument zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen am Standort und zum Ausbau von Bildung für eine nachhaltige Entwicklung in der Erwachsenenbildung. Gleichzeitig ist UZ 302 ein anerkanntes Qualitätszertifikat für Ö-Cert.

Die Umweltzeichen-Richtlinie enthält Kriterien für folgende Bereiche:

  • Allgemeine Umwelt-Kriterien (u.a. Leitbild, Umweltzeichen-Team)
  • Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) inklusive Qualitätsmanagement
  • Umweltmanagement (Energie, Beschaffung, Mobilität, Abfall, Wasser und UMA allgemein)

 

Ein Vorab-Check ist für alle Bildungseinrichtungen für die Erstprüfung verpflichtend. Dieser wird nach der Registrierung beim Verein für Konsumenteninformation online zur Verfügung gestellt, wie auch alle Informationen für den Weg zum Umweltzeichen.

Das Umweltzeichen für Green Meetings/Green Events

Auch Veranstaltungen – von internen Besprechungen bis zu großen Events oder Kongressen – haben einen "ökologischen Fußabdruck". Mit der Richtline UZ 62 für das Österreichische Umweltzeichen für Green Meetings und Green Events sind Kriterien festgelegt, die Veranstalter*innen unterstützen, ihre Vorhaben klimafreundlich zu planen und durchzuführen. Mit Stand Mai 2023 sind für 1.466 Umweltzeichen Green Meetings und 459 Umweltzeichen Green Events Zertifikate ausgestellt – die Liste wird permanent aktualisiert.

Klimabündnis

Eine niederschwelligere und kostenfreie Möglichkeit, Klimaschutzkriterien systematisch anzuwenden, bietet eine Partnerschaft als "Klimaschutzbetrieb". Das Klimabündnis ist eine globale Partnerschaft zum Schutz des Klimas und verbindet mittlerweile mehr als 1.700 Gemeinden in 27 Ländern Europas mit indigenen Völkern in Südamerika. Die gemeinsamen Ziele sind Verringerung der Treibhausgas-Emissionen und Erhalt des Amazonas-Regenwaldes. Das Klimabündnis Österreich betreut mit neun Regionalstellen Gemeinden, Betriebe und Bildungseinrichtungen. Diesen wird eine Partnerschaft als Klimaschutzbetrieb angeboten, wenn sie sich verpflichten, die Mindestkriterien umzusetzen und Klimaschutz und Ressourcenschonung als gelebte Werte umsetzen.

klimaaktiv

Klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des österreichischen Klimaschutzministeriums. Bildungsorganisationen nutzen den klimaaktiv Gebäudestandard, das ist österreichweit das bekannteste Bewertungssystem für die Nachhaltigkeit von Gebäuden mit besonderem Fokus auf Energieeffizienz, Klimaschutz und Ressourceneffizienz. Auf klimaaktiv.at werden auch Informationsmaterialien und Tools für den Weg zur Klimaneutralität angeboten.

Die Ich tu´s Initiative des Landes Steiermark

Das Land Steiermark bietet mit der Ich tu´s Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung ein kostenfreies Angebot, das Einrichtungen der Erwachsenenbildung auf dem Weg zu einem Umweltmanagementsystem unterstützt. Jährliche Audits bei den Ich tu´s Bildungspartner*innen gewährleisen den PDCA-Zyklus.

Die Ich tu´s Initiative Klimaschutz in der Erwachsenenbildung als Modell für einen Klimaschutz-Organisationsentwicklungs-Prozess beschrieben. Es nehmen daran 36 Erwachsenenbildungseinrichtungen, Verein und Unternehmen mit betrieblichen Akademien in der ganzen Steiermark teil (Stand: Mai 2023). 

Internationale ISO-Standards zu Umwelt, Energie und Klima

ISO (International Organization for Standardization) ist eine unabhängige, nichtstaatliche internationale Organisation, der 168 nationale Normungsorganisationen angehören. Über ihre Mitglieder bringt sie Expert*innen zusammen, um Wissen auszutauschen und freiwillige, konsensbasierte, marktrelevante internationale Normen zu entwickeln, die Innovationen fördern und Lösungen für globale Herausforderungen bieten. Für Österreich vernetzt Austrian Standard gemeinsam mit europäischen und internationalen Standardisierungspartnern themenbezogen Akteure aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung und NGOs und publiziert die entsprechenden Regelwerke.

Umweltmanagementsystem-Norm nach ISO 14001

Ein Umweltmanagementsystem zielt darauf ab, Umweltauswirkungen kontinuierlich zu verringern und umweltrechtliche Anforderungen abzusichern. In Österreich gibt es zwar nur unternehmensspezifische Emissionshöchstmengen, die per Bescheid festgelegt werden. Diese Werte sind zwar für die Erwachsenenbildung nicht relevant, falls allerdings Klimaneutralität für Bildungsorganisationen politisch angestrebt wird, können Vorgaben auch für den Bildungsbereich verpflichtend werden.

Seit 1996 gibt es die internationale Norm ISO 14001 – aktuell gültig ist die EN ISO 14001:2015, die eine genaue Anleitung für die Einführung und Weiterentwicklung eines Umweltmanagementsystems bietet. Nach erfolgreicher Implementierung können sich Organisationen von dazu Berechtigten extern zertifizieren lassen.

Energiemanagementsystem nach der ISO 50001

Der Fokus des Energiemanagementsystems nach der geltenden Norm 50001:2018, liegt darauf, die Energieeffizienz von Organisationen zu steigern und Energiekosten, Energieverbrauch sowie CO2-Emissionen zu reduzieren (siehe auch Beschreibung der Norm ISO 50001 von klimaaktiv).

ISO-Normen Klimaschutz und Klimawandel

Die ISO 14090 "Anpassung an die Folgen des Klimawandels – Grundsätze, Anforderungen und Leitlinien" ist eine Norm für die systematische Anpassung an die Klimafolgen. Die Norm soll helfen, Risiken zu identifizieren und zu managen, aber auch Chancen zu nutzen, den ⁠Klimawandel⁠ als Anlass für größere Veränderungen beispielsweise bei Beschaffung, Energie oder Mobilität zu nehmen. Jede Organisation, unabhängig von Größe oder Rechtsform, kann die Norm anwenden. In Vorbereitung ist auch die Aktualisierung der ISO 14064, die Norm für eine Klimabilanzierung, die festlegt, welche indirekten und direkten Emissionen für eine Treibhausbilanz erfasst werden müssen.

Europäische Umweltmanagementsystem-Verordnung

Organisationen in den EU-Mitgliedstaaten können ein Umweltmanagementsystem nach der EMAS-Verordnung aufbauen und begutachten lassen. EMAS steht für das freiwillig einsetzbare, seit 1993 bestehende "Eco-Management and Audit Scheme". Bei der letzten Revision wurde die EMAS-Verordnung weitgehend mit der ISO 14001 harmonisiert. Der Vorteil von EMAS ist, dass Organisationen ein umfassendes Unterstützungsprogramm von Seiten des BMK erhalten und ihre öffentlich zugängliche Umwelterklärung von staatlich zugelassenen Gutachter*innen überprüft wird.

Weitere Initiativen

Neben den bisher genannten Möglichkeiten, Klimaschutzaktivitäten für die eigene Einrichtung extern begleiten und zertifizieren zu lassen, gibt es auch weitere Initiativen die für die Erwachsenenbildung interessante Ansätze bieten können:

Das von der Stadt Graz entwickelte Umweltprogramm ÖKOPROFIT (ÖKOlogisches PROjekt Für Integrierte UmweltTechnik) bietet Organisationen einen Umweltmanagement-Ansatz mit Schwerpunkt auf Bewusstseinsbildung, Praxisnähe und Umsetzung von Maßnahmen. Ökoprofit wird von vielen Städten und Regionen genützt und könnte daher für Einrichtungen interessant sein, die in kommunaler Trägerschaft sind oder die im Bereich Community Education aktiv sind.

Zivilgesellschaftliche Initiativen wie beispielsweise die "Gemeinwohlökonomie" bieten Instrumente an, die Klimaschutzmaßnahmen integrieren. Im Rahmen der sogenannten Gemeinwohlbilanz werden zahlreiche Leitfäden und Maßnahmenvorschläge beispielsweise für Bibliotheken kostenfrei zur Verfügung gestellt. 

Das Umweltbundesamt bietet mit dem sogenannten "Carbon Footprint" eine kostenpflichtige Möglichkeit, Kennzahlen zur Klimabilanz zu erheben.

Mehrere Zertifizierungen – Integriertes Managementsystem

Einzelne Managementsysteme – etwa für Qualität, Umwelt- und Klima, Arbeitsschutz, IT-Sicherheit oder Energie – lassen sich auch zu einem sogenannten "integrierten Managementsystem" kombinieren. 

 

Zeichnung: Eine Wage - auf der einen Seite liegen Münzen in der Schale, auf der anderen Seite ein BlattGrafik: CC BY, Schnepfleitner/CONEDU, auf erwachsenenbildung.at

Kosten und Nutzen von Umweltmanagementsystemen

Die meisten zertifizierten Umweltmanagementsysteme sind kostenpflichtig und mit teilweise größerem Aufwand verbunden. Die Antragskosten für das Österreichische Umweltzeichen für Bildungseinrichtungen liegen zwischen 490 und 1.500 Euro je nach Anzahl der Mitarbeitenden, und es ist eine Jahresgebühr zwischen 190 und 920 Euro zu entrichten (Stand 2023). Zusätzlich ist in den meisten Fällen eine externe Beratungsleistung notwendig. Fällt die Wahl auf eine ISO-Zertifizierung sind je nach Beratungs- und Zertifizierungsunternehmen die Kosten sehr unterschiedlich. Es ist daher für Einrichtungen der Erwachsenenbildung unterschiedlicher Größe gut zu überlegen, welche Zertifizierung und welches System sinnvoll für sie sind.

 

Der Nutzen von niederschwelligen Systemen - wie beispielsweise als "Klimaschutzbetrieb" von Klimabündnis (mit geringen Anforderungen und keinen/geringen Kosten) – besteht in der Möglichkeit, mit externer Unterstützung eine CO2- und Energiebilanz zu erhalten und ein daraus abgeleitetes Ziel in einem relativ langen Zeitraum von acht Jahren verfolgen zu können. Eine Evaluierung wird nach 3 bis 5 Jahren durchgeführt.

Der Nutzen von umfangreicheren Systemen wie beispielsweise EMAS besteht in einer höheren Verbindlichkeit mit regelmäßigen dazugehörigen fachlichen Audits und eine systematische Einbindung in das Qualitätsmanagement. Im Rahmen von ISO, EMAS oder dem österreichischen Umweltzeichen gibt es auch klare Anforderungen wie z.B. ein Abfallwirtschaftskonzept oder ein Umweltzahlen-Controlling. Wenn EB-Einrichtungen sich also in Richtung Klimaneutralität weiterentwickeln möchten, ist ein umfangreiches Umweltmanagementsystem dafür dienlich.

 

Die Ich tu`s Initiative des Landes Steiermark bietet einen mehr partizipativen Ansatz des Klimaschutzmanagements. Durch die verstärkte Einbindung aller Mitarbeitenden und die jährlichen Audits besteht der Nutzen in einem nachhaltigeren Organisationsentwicklungs-Ansatz. Gleichzeitig fokussiert das Programm auf Klimaschutz und kann kostenfrei in Anspruch genommen werden. Wenn Umweltmanagement-Aktivitäten – wie bei Ich tu`s Klimaschutz in der Erwachsenenbildung - im Rahmen von Projekten angeboten werden, sind Einrichtungen der Erwachsenenbildung angehalten, über die Projektlaufzeit hinaus den PDCA-Zyklus weiterzuführen und die Projekterfahrungen ggf. in ein integriertes Managementsystem überzuleiten.

Info: Sind Umweltmanagementsysteme Pflicht?

Die Entscheidung, ein Umweltmanagementsystem zu implementieren ist prinzipiell immer freiwillig, kann jedoch auch über Anforderungen von Auftraggebenden verpflichtend vorgegeben werden. Zwar sind in der Erwachsenenbildung solche verbindlichen Systeme bisher noch nicht vorgesehen (Stand Mai 2023). Es kann aber aufgrund der gesellschaftlichen und politischen Entwicklung angenommen werden, dass längerfristig möglicherweise auch für Bildungseinrichtungen sogenannte Klimabilanzen erstellt werden müssen. Aktuell werden gerade Umwelt- oder Nachhaltigkeitsberichte für Unternehmen verpflichtend (siehe EU-Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)). Um die Klimaneutralität von Standorten nachweisen zu können, benötigen Einrichtungen Emissionsdaten und systematische Handlungsmöglichkeiten zur Reduktion von klimaschädlichen Treibgasen.

Für welche Managementsysteme sich Bildungseinrichtungen entscheiden

Beispiel für Bildungseinrichtungen, die Umweltmanagementsysteme implementiert haben (Stand: Mai 2023, kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Checkliste, darauf eine Hand mit StiftFoto: CC BY, Schnepfleitner/CONEDU, auf erwachsenenbildung.at

Selbstcheck: Welche Voraussetzungen für Umweltzertifizierungen erfüllt Ihre Organisation bereits?

Welche Fragen können Sie für Ihre Institutionen bereits mit "ja" beantworten?

Management

  • Liegt ein Nachhaltigkeitskonzept/Nachhaltigkeitsprogramm vor?
    • Enthält dieses Ziele für die nächsten Jahre?
    • Sind Mitarbeiter*innen und Teilnehmende einbezogen?
    • Sind Umwelt-/Nachhaltigkeitsbeauftragte benannt?
  • Gibt es ein Verfahren zur (internen) Erfolgskontrolle hinsichtlich der festgelegten Umweltziele bzw. zur kontinuierlichen Verbesserung?
  • Werden Frauen und Männer gleichberechtigt beschäftigt und Minderheiten nicht benachteiligt?
  • Können sich Mitarbeiter*innen in umweltfreundlichem Verhalten sowie weiteren Aspekten der Nachhaltigkeit (Qualität, Gesundheit, Sicherheit, …) weiterbilden?
  • Werden Bildungsteilnehmer*innen/Kooperationspartner*innen über Ziele in Bezug auf Umwelt und Nachhaltigkeit informiert und motiviert, diese zu unterstützen? (z.B. Information über Energiesparen, Abfalltrennung, kulturelles Erbe etc.)
  • Wird die Zufriedenheit der Teilnehmer*innen mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz in der Bildungseinrichtung erhoben? (z.B. Feedbackbogen, Gästebuch)
  • Wird mit lokalen Unternehmen (Gewerbe, Handwerk, Kunst …) zusammengearbeitet?
  • Wir der Verbrauch an Energie, Strom, Wasser, Chemikalien und Anfall von Abfall (incl. Lebensmittelabfällen) bestimmt und kontrolliert?
  • Werden Heizung, Kühl- und Klimaanlagen, Geräte etc. regelmäßig von qualifizierten Personen gewartet und gibt es einen Wartungsplan?

Abfall

  • Liegt ein Abfallwirtschaftskonzept vor, das nicht älter als 7 Jahre ist?
  • Werden Abfälle getrennt? Werden dabei gefährliche Abfälle besonders berücksichtigt?
  • Stellen Sie auch für die Teilnehmer*innen/Besucher*innen ein Mülltrennsystem zur Verfügung?

Energie

  • Wurde eine externe Energieberatung/Energieerhebung in den letzten Jahren durchgeführt und liegen dazu Unterlagen vor?
  • Gibt es einen Energieausweis mit ergänzenden Angaben?
  • Sind Heizkessel, der Warmwasserspeicher und die Heizungs- und Trinkwasserrohre in nicht geheizten Räumen isoliert?
  • Sind energiesparende Leuchtmittel im Einsatz (Effizienzklasse A, LED…)?
  • Werden Zeitschaltuhren oder Bewegungsmelder für die Beleuchtung eingesetzt?
  • Verzichten Sie auf Heizgeräte im Außenbereich (Terrassen etc.)?
  • Achten Sie bei Neuanschaffung von Geräten darauf, die besten Energieeffizienzklassen zu erreichen?

Wasser

  • Verfügen alle WC-Spülkästen entweder über einen automatischen Spülstopp, eine Spülstopp-Taste?
  • Verfügen die Urinale über eine automatische zeitlich begrenzte oder manuelle Steuerung?
  • Steht in jeder (Damen-)Toilette ein eigener Abfallbehälter mit der Aufforderung: Hygieneartikel dorthin zu entsorgen?
  • Sind wassersparende Armaturen in Einsatz?
  • Verzichten Sie auf WC-Beckensteine und Pissoirsteine und automatisch dosierte Spülreiniger bzw. Spülkastenzusätze?

Chemie/Reinigung

  • Gibt es in allen Eingangsbereichen Schmutzschleusen /Schmutzfänger (zB schwere Teppiche die so lange / breit sind, dass niemand daran vorbei kann)?
  • Gibt es im Betrieb Geräte zur mechanischen Abfluss-/Rohrreinigung (Druckluft, Spirale etc.) und werden diese bevorzugt verwendet?
  • Verwenden Sie Wasch- und Reinigungsmittel (Allzweckreiniger, Geschirrspülmittel, Waschmittel etc.) mit Umweltzeichen?
  • Werden notwendige Chemikalien ordnungsgemäß verwendet, gelagert und entsorgt?
  • Verzichten Sie auf Biozide (Schädlingsbekämpfungsmittel) und Pflanzenschutzmittel?

Gebäude/Freiflächen

  • Werden bei Neu- und Umbauten die klima:aktiv Standards umgesetzt?
  • Kann der Betrieb eine Deklaration des barrierefreien Angebotes ("Access Statement") vorlegen?
  • Werden bei Bepflanzungen einheimische, an den Standort angepasste Pflanzenarten verwendet und das Einwandern von invasiven Arten verhindert?
  • Leistet der Betrieb einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt (z.B. Förderung seltener Obst-/Gemüsesorten, Unterstützung von Naturschutzgebieten)?

Büro

  • Verwenden Sie Büropapier mit einem Umweltzeichen (nach ISO Typ 1)?
  • Sind für Tagungen und Seminare zur Verfügung gestellte Schreibwaren aus Papier mit einem Umweltzeichen oder aus 100% Recyclingpapier oder total chlorfrei gebleicht?
  • Beauftragen Sie Umweltzeichen-Druckereien?

Mobilität

  • Informieren Sie Teilnehmende und Mitarbeiter*innen, wie sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen können und welche umweltfreundlichen Verkehrsmittel vor Ort vorhanden sind?
  • Motivieren Sie zu einer umweltfreundlichen Anreise?
  • Sind Ihre Veranstaltungsorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln mehrmals täglich erreichbar oder wird für Green Meetings ein Shuttle Service angeboten?