Wie Sie Ihr Können und Ihre Stärken nachweisen
Mit Zeugnissen und Zertifikaten belegen Sie, was Sie in Ihrer Schul- und Ausbildungszeit gelernt haben. Was Sie können und wissen, geht aber weit darüber hinaus. Hier finden Sie Möglichkeiten, wie Sie Ihre beruflichen Erfahrungen, erworbene Fähigkeiten aus Ihren privaten Lebensbereichen oder Ihre sozialen Kompetenzen nachweisen können.
Inhalt
- Die wichtigsten Dokumente und Unterlagen für Ihre Kompetenzen
- Qualifikationen sammeln und griffbereit haben
- Wie Sie Kompetenzen ohne Zeugnisse zeigen können
- Ihr Können einordnen mit Referenzrahmen und Kompetenzmodellen
Stellen Sie sich vor, der Job, den Sie sich immer gewünscht haben, ist frei. Jetzt müssen Sie sich nur mehr dafür bewerben. Beim Schreiben Ihres Lebenslaufs kommen Ihnen dann Ihre ersten Zweifel. Reichen Ihre Kompetenzen aus? Wo haben Sie eigentlich Ihre Zeugnisse? Manches, das gefordert wird, können Sie, aber ein offizielles Zertifikat haben Sie dafür nicht. Wie können Sie es also belegen?
Es gibt Selbstvertrauen und Mut, wenn Sie wissen, was Sie können und wollen. Wenn Sie Ihre Kompetenzen nachweisen können, hilft Ihnen das Ihre nächsten Schritte auf Ihrem Bildungs- und Berufsweg zu setzen. Wir haben für Sie gesammelt, wie das geht.
Zeugnisse, Zertifikate, Referenzen: Die wichtigsten Dokumente für Ihren Lebenslauf
Schließen Sie eine Aus- oder Weiterbildung ab, bekommen Sie meist ein Zeugnis oder Zertifikat dafür. So wissen Sie, was Sie gelernt haben und können es auch schwarz auf weiß nachweisen. Folgende Nachweise gibt es, die Sie für Job-Bewerbungen oder bestimmte Aus- und Weiterbildungen brauchen können:
Zeugnis und Zertifikat
Ein Zeugnis oder Zertifikat erhalten Sie, wenn Sie eine Aus- oder Weiterbildung abschließen. Es ist ein Leistungsnachweis der beschreibt, ob Sie eine Prüfung oder eine Abschlussarbeit machen mussten.
Haben Sie eine Aus- und Weiterbildung nicht abgeschlossen? Sie bekommen trotzdem Zeugnisse oder Bestätigungen für besuchte Semester oder Fächer. Beginnen Sie eine neue Aus- und Weiterbildung, können Ihnen damit einzelne Fächer angerechnet werden. So müssen Sie den Stoff nicht noch einmal lernen.
Stärken und Kompetenzen finden und berufliche Möglichkeiten erkennen
Natürlich zeigen Zeugnisse nicht alles, was Sie können und im Laufe Ihres Lebens gelernt haben. Auch Ihre zukünftigen Arbeitgeber*innen wollen mehr wissen, als in Ihren Dokumenten steht. Entdecken Sie Ihre Stärken und finden Sie Ihre Bildungs- und Berufsziele. Wir haben Tipps für Sie, wie es gelingt, die eigenen Stärken und Kompetenzen zu erkennen.
Teilnahmebestätigung
Wenn Sie eine Veranstaltung, einen Kurs oder ein Seminar besuchen, müssen Sie dabei meist keine Prüfung ablegen. Für Ihre Anwesenheit bekommen Sie eine Teilnahmebestätigung. Leistungen werden damit nicht bestätigt.
Arbeitszeugnis und Referenzschreiben
Ein Arbeitszeugnis oder Dienstzeugnis bekommen Sie von ehemaligen Vorgesetzten und Arbeitgeber*innen. Darauf haben Sie nach Beendigung des Arbeitsverhältnisses einen gesetzlichen Anspruch.
Ein Referenzschreiben können Sie bei (ehemaligen) Vorgesetzten und Arbeitgeber*innen anfragen. Oder bei Mentor*innen und Expert*innen, mit denen Sie zusammengearbeitet haben. Im Referenzschreiben beschreibt die Person, wie Sie arbeiten und welche Erfahrungen Sie gemacht haben.
Arbeitsproben, Projekte und Preise
Bewerben Sie sich für einen Job, werden immer wieder auch Arbeitsproben gefordert. Es gibt eingereichte Arbeitsproben, die Sie mit der Bewerbung mitschicken und es gibt abgeleistete Arbeitsproben, die Sie während des Bewerbungsverfahrens vor Ort und unter Aufsicht ablegen.
Mit den eingereichten Arbeitsproben können Sie Ihre Stärken nachweisen und zeigen Ergebnisse Ihrer Arbeit. Manchmal wird in Stellenausschreibungen schon darauf hingewiesen, dass Arbeitsproben gewünscht sind. Arbeitsproben gibt es vor allem im Kreativbereich. Redakteur*innen können z.B. Texte mitschicken, Grafikdesigner*innen Illustrationen. Bei der Auswahl der Arbeitsproben ist es wichtig, dass diese möglichst aktuell sind.
Erfolgreich abgeschlossene Projekte und Preise können ebenfalls die Ergebnisse Ihrer Arbeit zeigen. Unter anderem können Sie damit auch ihr Engagement außerhalb Ihres Berufs zeigen und Fähigkeiten belegen, die Sie im beruflichen Alltag noch nicht umsetzen konnten. Das kann beispielsweise ein ehrenamtliches Projekt in der Gemeinde oder einem Verein sein, bei dem Sie mitgearbeitet haben.
Europäische digitale Bildungsnachweise
Auf europäischer Ebene gibt es verschiedene Tools, um Bildungsnachweise zu erstellen:
- Mobilitätsnachweis: Dieser dokumentiert Ihre Lernfortschritte durch Auslandsaufenthalte.
- Zeugniserläuterung: Damit werden Zeugnisse ergänzt durch Erklärungen zum Ausbildungsweg, ein Kompetenzprofil, mögliche Berufsfelder und Berechtigungen zu weiteren Ausbildungen.
- Diploma Supplement: Erklärt detailliert den erworbenen Hochschulabschluss.
Tipp: Qualifikationen und Abschlüsse in alten Bewerbungsunterlagen finden
Können Sie sich noch an alle Ihre Weiterbildungen und Projekte erinnern? Es kann jedenfalls hilfreich sein, alte Lebensläufe, Bewerbungsunterlagen oder Motivationsschreiben zu durchforsten. So können Sie sich vergessene Abschlüsse wieder in Erinnerung rufen.
Haben Sie Ihre Kompetenzen griffbereit?
Zeugnisse, Teilnahmebestätigungen, Referenz-Schreiben von Arbeitgeber*innen – das alles sind Dokumente, mit denen Sie Ihre Qualifikationen und Kompetenzen nachweisen.
Sammeln Sie diese Unterlagen an einem Ort und besser noch in einem Ordner - digital und/oder analog. So haben Sie die Unterlagen für Ihre Bewerbung oder Ihren Lebenslauf gleich bei der Hand.
Machen Sie eine Übersicht zu Ihren Abschlüssen, mit allen wichtigen Unterlagen. Am besten legen Sie eine Liste an mit dem Namen des Dokuments und dem Ausstellungsdatum.
Vorlage für die Sammlung Ihrer Abschlüsse und Qualifikationen zum Download
Wir haben für Sie ein Formular zur Übersicht Ihrer Abschlüsse und Qualifikationen (PDF) vorbereitet, damit Sie die Übersicht behalten. Sie können es downloaden, ausdrucken und ablegen oder online ausfüllen und digital abspeichern.
Abschlüsse anerkennen & Kompetenzen zertifizieren
Haben Sie einen Bildungsabschluss im Ausland erworben? Dann gibt es die Möglichkeit, diesen in Österreich anerkennen zu lassen. So können Sie auch in Österreich in Ihrem Berufsfeld arbeiten.
Sie haben eine Ausbildung abgebrochen, brauchen den Abschluss aber für Ihre nächsten beruflichen Schritte? Erwachsene können Abschlüsse über den sogenannten Zweiten Bildungsweg nachholen.
Sie sind bereits lange in einem Bereich tätig und haben schon viele Erfahrungen gesammelt? Dann können Sie in bestimmten Bereichen Ihre Kompetenzen zertifizieren lassen.
Wie Sie Ihre Kompetenzen ohne Zeugnis nachweisen
Sie sind ehrenamtlich in einem Verein tätig, sind zum Beispiel Schriftführerin bei der Freiwilligen Feuerwehr? Oder Sie reiten gerne und kennen sich gut bei Pferd und Mensch aus? Für vieles, das Sie können und wissen, gibt es keine offiziellen Dokumente. Tatsächlich gibt es aber verschiedene Möglichkeiten, auch diese Fähigkeiten zu dokumentieren und nachzuweisen.
- Bildungsberatung, Portfolios oder Online-Selbsttests helfen Ihnen, Ihre Kompetenzen zu erkennen, einzuordnen und niederzuschreiben.
- Mit dem Referenzschreiben lassen Sie, was Sie wissen und können, von Expert*innen oder Vorgesetzten bestätigen.
- Referenzrahmen und Kompetenzmodelle helfen Ihnen dabei, das, was Sie können und wissen, einzustufen und vergleichbar zu machen.
- Kennen Sie Ihre Stärken und wissen Sie, wie Sie diese nutzen? So können Sie Ihre Kompetenzen gut anhand von Beispielen erklären und nachweisen. Das ist hilfreich bei Motivationsschreiben oder als Vorbereitung auf ein Bewerbungsgespräch.
Die STAR-Methode: Wie Sie Ihre Kompetenzen beschreiben können
Damit können Sie Ihre Kompetenzen anhand von Beispielen erklären. Die Methode wird gerne von Interviewer*innen in Bewerbungsgesprächen genutzt.
STAR steht für Situation (Situation), Task (Aufgabe), Action (Handlung) und Result (Ergebnis). Entlang dieser Punkte können Sie eine Situation beschreiben, in der Sie Ihre Kompetenz gezeigt haben.
- Situation: Was war die Problemstellung zu Beginn? Beschreiben Sie die Situation und die Rahmenbedingungen.
- Task (Aufgabe): Was war das Ziel? Was war Ihre konkrete Aufgabe dabei?
- Action (Handlung): Was haben Sie getan? Gab es Alternativen? Warum haben Sie sich für diese Vorgangsweise entschieden?
- Result (Ergebnis): Welches Ergebnis haben Sie erzielt? Konnte das Ziel erreicht werden? Was haben Sie daraus gelernt?
Bildungsberatung zum Entdecken und Beschreiben von Stärken und Kompetenzen
Bildungsberater*innen unterstützen Sie in der persönlichen Beratung, Ihre Stärken zu erkennen und bestmöglich einzusetzen. In der Bildungsberatung erhalten Sie auch Tipps, wie Sie diese gut sichtbar machen. Zum Beispiel für zukünftige Arbeitgeber*innen. Beratungsangebote in Ihrer Nähe finden Sie im Beratungswegweiser für Bildung und Beruf zum Thema Stärken und Fähigkeiten entdecken.
Für Menschen mit Migrationserfahrung gibt es dazu spezifische Beratungsangebote. Wie zum Beispiel das Projekt KomIn – Kompetenzorientierte Intensivberatung. Dabei werden Menschen mit Migrationserfahrung unterstützt ihre Fähigkeiten und Talente zu erkennen. Somit gelingt es weitere Schritte für Bildung und Beruf zu planen.
Kompetenzportfolio erstellen
Die Bildungsberatung Österreich bietet das Format Kompetenz+Beratung an. Gemeinsam mit den Berater*innen erstellen Sie Ihr persönliches Kompetenzportfolio. Die Kompetenz+Beratung hilft Ihnen, die wichtigsten Lernorte in Ihrem Lebenslauf zu finden. Sie finden heraus, welche Kompetenzen Sie dabei erworben haben, und wie Sie diese benennen. Darauf aufbauend planen Sie gemeinsam die nächsten Schritte, um Ihren Bildungs- und Berufsweg zu gestalten. Angebote und Beratungstermine in Ihrem Bundesland finden Sie im Beratungswegweiser unter Stärken und Fähigkeiten entdecken.
Online-Portfolio für Kompetenzen im Ehrenamt
Engagieren Sie sich ehrenamtlich, sammeln Sie viele Erfahrungen. Mit dem Validierungstool für freiwillige Helfer*innen erstellen Sie ein Online-Portfolio mit Ihren ehrenamtlichen Aufgaben. Neben Ihren Tätigkeiten können Sie Ihrem Profil eine Selbsteinschätzung Ihrer Kompetenzen hinzufügen.
Freiwilligenpass – Kompetenz durch freiwilliges Engagement
Engagieren Sie sich freiwillig beziehungsweise ehrenamtlich in Vereinen und Organisationen, gibt es einen Freiwilligenpass, den Sie nutzen können. Im Freiwilligenpass sammeln Sie Ihre freiwilligen Tätigkeiten und die erworbenen Kompetenzen. Diese können Sie von den jeweiligen (registrierten) Organisationen bestätigen lassen. Den Pass gibt es auch als digitalen Freiwilligenpass. So können Sie Ihre Tätigkeiten noch einfacher ergänzen.
Europass – Online Tools für das Lernen und Arbeiten in Europa
Die kostenlosen Europass Tools unterstützen Sie beim Lernen und Arbeiten in Europa. Damit gelingt es Ihnen, Ihre Kompetenzen und Qualifikationen gut sichtbar zu machen. Die von Ihnen online erstellten Unterlagen können Sie jederzeit anpassen und herunterladen.
- Mit dem Europass Lebenslauf können Sie Ihr persönliches Online-Portfolio erarbeiten und somit einen standardisierten Lebenslauf für Bewerbungen erstellen.
- Auch für Bewerbungsschreiben bietet Europass entsprechende Vorlagen.
Digitale Kompetenzen testen und verbessern
Digital Austria Kompetenzen bietet einen Selbst-Check zu digitalen Kompetenzen an. Damit Sie diese verbessern können, gibt es kostenlose Workshops für digitale Kompetenzen in den Gemeinden.
Auf fit4internet gibt es Wissensfragen zu unterschiedlichen Themen der Digitalisierung. So finden Sie heraus, wie gut Sie sich in der Nutzung und der Bedienung digitaler Medien auskennen.
Die Europass Tools bieten unter anderem die Möglichkeit, Ihre digitalen Kompetenzen zu testen. Sie zeigen Ihnen auch, wie Sie sie in Ihrem Lebenslauf darstellen können.
Ihr Können einordnen mit Referenzrahmen und Kompetenzmodellen
Sie hatten in der Schule drei Jahre lang Italienisch-Unterricht. Wie gut können Sie die Sprache? Sie arbeiten täglich am PC und kennen sich gut aus. Aber wie würden Sie Ihre digitalen Fähigkeiten beschreiben?
Für manche Kompetenzen gibt es sogenannte Referenzrahmen oder Kompetenzmodelle. Sie werden zum Beispiel von einzelnen Staaten oder der EU festgelegt. Sie beschreiben einzelne Kompetenzen und stufen sie ein. So gelingt es Ihnen zu erkennen, was Sie bereits wissen und wie Sie die Kompetenz weiterentwickeln können.
Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für Sprachen (GER) ist ein international anerkannter Standard, um Sprachkenntnisse zu beschreiben. Damit beschreiben Sie, wie gut Sie eine Fremdsprache sprechen oder verstehen. Geben Sie in Ihrem Lebenslauf Ihre Fremdsprachenkenntnisse an, können Sie sich auf die Sprachniveaus des Referenzrahmens beziehen.
Für Englisch gibt es von EF Education First einen kostenlosen standardisierten Englisch Test. Damit können Sie Ihre Englisch-Kenntnisse in Übereinstimmung mit dem GER messen.
Digitales Kompetenzmodell
Auch für Ihr digitales Wissen und Können gibt es Kompetenzmodelle. Diese unterstützen Sie dabei einen Überblick zu den digitalen Kompetenzen zu bekommen. Dazu gibt es das Österreichische Modell für digitale Kompetenzen, das sich am europäischen Kompetenzmodell DigComp orientiert.
NQR - Nationaler Qualifikationsrahmen
Bildungssysteme und Abschlüsse können sehr unterschiedlich sein. Mit dem Europäischen Qualifikationsrahmen (EQR) werden Abschlüsse und Qualifikationen innerhalb von Europa besser vergleichbar und verständlich. Dafür wurden 8 Niveaustufen und gemeinsame Prinzipien erarbeitet. Darauf aufbauend wurde der österreichische Nationale Qualifikationsrahmen (NQR) entwickelt und die Abschlüsse den Niveaustufen zugeordnet. So können Sie Ihre Abschlüsse im Ausland leichter nachweisen.
Mit dem Qualifikationsregister finden Sie heraus, wie Ihre berufliche Ausbildung eingestuft wird.