Digitale Medien in der Erwachsenenbildung reflektiert nutzen
Digitalisierung: Bedarf an Medienkompetenz hoch
Das Leben in einer digitalen Gesellschaft stellt besondere Anforderungen an die Medienkompetenz. Das liegt u. a. daran, dass Personen über soziale Medien aktiv an gesellschaftlichen Diskursen mitwirken und jederzeit eigene Inhalte teilen können. Auf diese Weise geraten auch Fake News und Hasspostings vermehrt in Umlauf. Medienkompetenz gewinnt damit an Bedeutung.
Die Funktionsweisen digitaler Anwendungen sind nicht selbsterklärend. Nutzer*innen müssen sich die benötigten Fähigkeiten und Fertigkeiten erst aneignen – ein weiterer Grund, Medienkompetenz zu fördern.
Was Medienkompetenz in der digitalen Gesellschaft ausmacht und wie es gelingen kann diese zu stärken, war das Thema einer Online-Podiumsdiskussion am 04. Oktober 2023. Andre Wolf (Mimikama), Walter Peissl (ÖAW/ITA) und Birgit Aschemann (CONEDU) diskutierten gemeinsam über die Bedeutung einer reflektierten Mediennutzung für die Erwachsenenbildung und darüber, was einzelne Personen und Institutionen tun können.
Chancen für die Erwachsenenbildung
Erwachsenenbildner*innen kommt eine Vorbildfunktion zu. Sie können medienkompetentes Handeln auch abseits einschlägiger Angebote vermitteln, zum Beispiel indem sie die Wahl ihrer Medien und Plattformen offenlegen und begründen sowie das eigene Medienhandeln gemeinsam mit Lernenden reflektieren. Die zugrundeliegenden wirtschaftlichen Interessen digitaler Plattformen können von Lehrenden verständlich erklärt werden, so etwa auch der Begriff der Aufmerksamkeitsökonomie. In der neueren Version des digitalen Kompetenzmodells für Österreich DigComp 2.3 AT ist die Auseinandersetzung mit der Digitalität sowie das Entwickeln einer entsprechenden Urteilsfähigkeit als grundlegende Teilkompetenz ausgewiesen, wie Birgit Aschemann hervorhebt.
Soziale Medien und ihr Einfluss auf die politische Bildung
Soziale Medien werden auch häufig dafür genutzt, fragwürdige politische Ansichten zu verbreiten – weitreichende negative Konsequenzen kann das insbesondere dann haben, wenn einflussreiche Personen oder gar Plattformbetreiber den Anstoß dazu geben. Diskutiert wurde auch über den sog. Confirmation Bias, zu Deutsch „Bestätigungsfehler“. Personen neigen dazu, jene Inhalte zu glauben, die ihre eigenen Überzeugungen bestätigen. Indem Erwachsenenbildner*innen über diesen Effekt aufklären, unterstützen sie Lernende im Kompetenzaufbau.
Mit den eigenen Daten sparsam umgehen
Medienkompetenz beginnt bereits bei der reflektierten Wahl von Kommunikationskanälen und digitalen Anwendungen. So ist es ratsam datensparsame Tools zu verwenden sowie alternative Suchmaschinen und Plattformen, die keine Nutzer*innen-Profile anlegen. Auch die Browser- und Cookies-Einstellungen beim Surfen im Internet sollten Nutzer*innen beachten. Die Standard-Einstellungen sehen meist eine umfassende Datenpreisgabe vor, wie Walter Peissl zu Bedenken gab. Wünschenswert wäre es hingegen, wenn standardmäßig so wenig Daten erhoben werden, wie nötig. Nutzer*innen können zum Beispiel im Google-Konto selbst festlegen, welche Daten vom Internetriesen gespeichert werden dürfen, wie etwa Web-Aktivitäten oder Standorte.
- Datensparsame Tools (Video)
- Qualität in Lernangeboten für digitale Kompetenz
- Lektion „Medienkompetenz in der digitalen Welt“ im EBmooc 2023
- Demokratie und Digitalisierung in der Erwachsenenbildung
- Medien und Framing: wie wir die Welt konstruieren
- Serie Kritische Medienkompetenz auf eb.at
- DigComp AT: Das Kompetenzmodell verstehen

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