Online-Didaktik: Medien und Infrastruktur planen

CC BY Karin Kulmer – Redaktion/CONEDU, 2022

Medien ermöglichen es den Lehrenden und Lernenden auf Wissen zuzugreifen, Informationen oder Reflexionen auszutauschen und zu verbreiten oder auch neue Produkte zu erstellen und zu teilen. Mit der zunehmenden Digitalisierung rücken vor allem digitale Medien in den Fokus. Die Mediendidaktik beschäftigt sich als Teilgebiet der allgemeinen Didaktik mit der Frage, wie Lernen mit digitalen Medien pädagogisch sinnvoll gestaltet werden kann.

Welche Medientypen gibt es?

Medien können in Bezug auf ihre didaktische Funktion differenziert werden (vgl. Riplinger/Schiefner-Rohs 2017 und de Witt/Czerwionka 2013):

  • Medien, die zur Wissens- und Informationsvermittlung genutzt werden
  • Medien, die Teilnehmende aktivieren und Interaktion ermöglichen
  • Medien, die im selbstständigen Lernprozess verwendet werden können
  • Medien, die die Begleitung und Betreuung verbessern

Eine weitere Unterscheidung betrifft die verwendeten Kommunikationskanäle: Auditive Medien wie z.B. Podcasts nutzen Sprache, Geräusche oder Musik; in visuellen Medien wie z.B. Lehrbüchern erfolgt die Informationsvermittlung über Texte, Bilder oder Grafiken. Audiovisuelle Medien wie z.B. Erklärvideos kombinieren visuelle und auditive Elemente. Daneben können auch haptische oder olfaktorische Medien – etwa Originalgegenstände oder Geruchsproben – in der Erwachsenenbildung eingesetzt werden. Im digitalen Bereich ermöglichen Technologien wie Virtual oder Augmented Reality ein immersives Lernen, bei dem mehrere Sinne angesprochen werden.

Welches Medium eignet sich wofür?

Welche Lernprozesse ein Medium unterstützt, hängt davon ab, wie es im Rahmen eines Lernarrangements eingesetzt wird. Dennoch sind mit den unterschiedlichen Medientypen verschiedene Chancen in Bezug auf das Lehren und Lernen verbunden, wie die folgende Tabelle exemplarisch für einige Medientypen zeigt:

MEDIUM CHANCEN
Lehrbuch haptische Erfahrung, unabhängig von Internetzugang, Texte markieren etc.
E-Book/digitaler Text leichte Aktualisierung, günstige Distribution, multimediale und interaktive Elemente
Erklärvideo orts- und zeitunabhängig nutzbar, individuelle Wiedergabegeschwindigkeit, Vor- und Zurückspulen
Lernprogramm interaktives Lernen mit individuellen Rückmeldungen

Animation, Simulation,  virtuelle Realität

Prozesse, Abläufe visualisieren, ggfs. interaktiv mit nachgebildeten Objekten, Maschinen etc. umgehen lernen, auch über spezielle Brillen

Das Potential digitaler Medien

Digitale Medien machen das Lehren und Lernen nicht notwendigerweise besser – aber sie erweitern den Gestaltungsspielraum. Digitale Medien beinhalten das Potential für flexible Lernangebote, die problembasiertes Lernen unterstützen und so die Problemlöse- und Selbstlernkompetenz der Lernenden fördern können. Um den erfolgreichen Einstieg in das Lernen mit digitalen Medien zu fördern, hat die australische Professorin Gilly Salmon ein Fünf-Stufen-Modell entwickelt.

Durch den Einsatz digitaler Medien lässt sich in der Erwachsenenbildung eine veränderte Rolle der Lehrenden beobachten, wie Lisa Breitschwerdt, Anne Thees und Regina Egetenmeyer im Magazin erwachsenenbildung.at ausführen. Damit verbunden sind Fragen der Organisations- und Personalentwicklung sowie der technischen Ausstattung von Bildungseinrichtungen.

Digitale Infrastruktur für Bildungseinrichtungen

Für die Durchführung von Bildungsveranstaltungen mit digitalen Medien ist eine gewisse digitale Infrastruktur erforderlich. Live-Online-Formate wie Webinare oder Online-Workshops finden häufig mit Videokonferenz-Software statt. Das folgende Video aus dem EBmooc focus bietet eine Übersicht über gängige Software-Angebote und deren Vor- und Nachteile (Stand: 2021).

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Video: CC BY 4.0 CONEDU

Innerhalb eines Videokonferenzraums können digitale Tools wie z.B. integrierte oder externe Online-Whiteboards oder Präsentations-Apps eingesetzt werden. Neben Softwarelösungen kommt auch der passenden Hardware große Bedeutung zu – gute Mikrofone und Kameras vermitteln Nähe und unterstreichen die Kompetenz der Lehrenden, wie David Röthler im DigiTalk von erwachsenenbildung.at zeigte. Wie die Infrastruktur hybrider Settings gestaltet werden kann, erklärt eine Ressourcensammlung zum Thema.

Bei asynchronen Formaten wie Onlinekursen und MOOCs lernen die Teilnehmenden zeitversetzt und individuell. Auch im Rahmen von Blended- oder Flipped Learning-Formaten können asynchrone Phasen integriert werden. Hier eignen sich z.B. virtuelle Pinnwände, Projektmanagement-Tools oder einfache Websites, um Informationen für die Teilnehmenden aufzubereiten oder den Austausch anzuregen. Mit Hilfe von Authoring-Tools oder Lernpfaden können Erwachsenenbildner*innen Inhalte strukturiert aufbereiten – konkrete Beispiel finden sich in diesem Video aus einem DigiTalk.

Lehr-Lernvideos ermöglichen eine direkte Ansprache von Lernenden in asynchronen Settings oder eine anschauliche Demonstration neuer (Bildschirm-)Inhalte oder -Prozesse. Ein Podcast von wb-web geht der Frage auf den Grund, worauf es bei der Gestaltung von Videos als Lernmedien ankommt.

Medienwahl im Einklang mit anderen Kriterien

Medien sollten nicht um ihrer selbst willen eingesetzt werden – die Medienwahl steht vielmehr im Zusammenhang mit anderen Faktoren der didaktischen Planung wie z.B. Zielgruppe, Zielen, Inhalten und Methoden. Bei digitalen Medien können zusätzliche Kriterien wie Sicherheits- und Datenschutzfragen, Barrierefreiheit, freie Zugänglichkeit und angebotene Lizenzmodelle in den Entscheidungsprozess einfließen. Generell sollten sich Erwachsenenbildner*innen bei der Auswahl von Medien die Frage stellen, ob und wie diese dazu beitragen können, die Lernziele zu erreichen. Aufbauend auf die Medienwahl erfolgt anschließend die didaktische Feinplanung und Aufbereitung der Inhalte.

Weitere Informationen und Quellen