Didaktik-Tipps für Online-Lernangebote in der Corona-Zeit
Zwar gibt es für viele Face-to-Face-Methoden einfache Online-Äquivalente. So kann beispielsweise eine Kennenlernrunde auch online in einem Webinarraum stattfinden. Eine Kleingruppenarbeit lässt sich über ein Etherpad oder in einem Forum organisieren, und für eine Blitzlichtrunde kann über einen sicheren Messenger wie Signal gechattet werden. Auch virtuelle Kaffeepausen sind möglich.
Wer jedoch Bildungsangebote in der Corona-Phase rasch online bringt, sollte ein paar zusätzliche Didaktik-Tipps beherzigen. Sie sind von Nele Hirsch und der Pädagogischen Hochschule Schwyz sowie dem EBmooc plus inspiriert.
Klare Strukturen schaffen
Damit Lehrende und Lernende online den Überblick behalten, müssen klare Zeit- und Ortsangaben definiert werden: Wann und wo ist das nächste Online-Meeting? Wann und wo ist der nächste Arbeitsauftrag abzugeben? Wie soll er aussehen, wie sollen Dateien benannt sein? Diese Fragen klar zu beantworten, hilft bei der Orientierung im digitalen Lernraum.
Nicht zu viele Tools verwenden
Wer sich dieser Tage auf die Suche nach digitalen Werkzeugen macht, findet eine schiere Fülle an Tools und Empfehlungen. Gerade für den Einstieg in das Online-Lernen gilt allerdings oft: Weniger ist mehr. In vielen Haushalten herrscht in der Corona-Phase ein Mangel an verfügbaren PCs oder Laptops – oder die Internetleitungen sind überlastet, da mehrere Personen zuhause lernen und arbeiten. Webbasierte Lösungen ohne Installation sowie Aufgaben, die auch per Smartphone lösbar sind, können hier Abhilfe schaffen.
Austausch und Feedback pflegen
Gerade in Zeiten, in denen „Social Distancing" gepflegt wird, gilt es online, physische Distanz zu überbrücken. ErwachsenenbildnerInnen können beispielsweise per Audiokommentar bzw. Kurzvideo Feedback geben oder mithilfe einer (sicheren) Messenger-App Raum für Austausch schaffen. Wenn neue Tools eingesetzt werden, kann deren Nutzung in Online-Meetings gemeinsam mit den Teilnehmenden reflektiert werden.
Kooperation untereinander fördern
Arbeitsaufträge in Kleingruppen und Tandems bieten sich nun besonders an und können helfen, auch die Lehrenden zu entlasten. Auch bei Einzelaufgaben kann die Kursleitung eine Schleife mit gegenseitigem Feedback einbauen.
Projektartiges Arbeiten bevorzugen
Online-Lernzeit kann gut zum selbstorganisierten Recherchieren und Erarbeiten von Inhalten genutzt werden – wenn nötig, mit Unterstützung durch die Kursleitung und/oder Rücksprachemöglichkeit. In einer Gruppe von Teilnehmenden lassen sich beispielsweise Ressourcensammlungen und Glossare erstellen.
Online-Lehre über längere Zeit verteilen
Wer bisher eintägige Seminare abgehalten hat, muss das nicht zwingend auch online so handhaben. Gerade wenn viele Teilnehmende Betreuungspflichten haben, kann es von Vorteil sein, eine Kombination aus Kursphasen und Selbstlernphasen anzubieten und dies auf einen Zeitraum von zwei bis drei Tagen zu strecken. Wie ein solches Kursdesign per Bausteinmodell zusammengesetzt werden kann, zeigt dieser Videobeitrag.
Im Flipped Design unterrichten
Impulsreferate können beispielsweise per Video vorab angeboten werden. Eine Powerpoint-Präsentation mit Tonspur leistet Ähnliches. Dies hat gleich mehrere Vorteile: eine ungestörte Vorbereitung ist möglich, die TeilnehmerInnen können sich die Inhalte in ihrem eigenen Tempo ansehen und ggf. mehrmals wiederholen, die Videos können womöglich für mehrere Kurse verwendet werden, und man kann die kostbare gemeinsame Zeit in Online-Meetings für den Austausch verwenden.
Alles zur Online-Didaktik
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