KI in der Erwachsenenbildung ist „gekommen, um zu bleiben“
Laut der 18. Trendstudie „mmb Learning Delphi“ des mmb Instituts kommt in der deutschen Bildungsbranche „Goldgräberstimmung“ aufgrund der Entwicklungen rund um das Lehren und Lernen mit generativer künstlicher Intelligenz auf. Die Begeisterung rund um die neuen Möglichkeiten für Erwachsenenbildende zeigt sich vor allem in der zunehmend positiven Bewertung ihrer Zukunftsfähigkeit. In puncto Beliebtheit und kommerziellem Erfolg bleiben Blended Learning, Video-Tutorials und Micro-Learning allerdings weiterhin die Spitzenreiter.
Für die jährliche Trendstudie wurden im November und Dezember 2023 mittels Online-Fragebogen die Meinungen und Prognosen von insgesamt 72 Expert*innen zur Entwicklung des digitalen Lernens in der beruflichen Bildung für die nächsten drei Jahre eingeholt. Beobachtet werden einerseits Langzeittrends und andererseits aktuelle Entwicklungen.
Large Language Models sind „gekommen, um zu bleiben“
Die deutschen Expert*innen prognostizieren, dass die Bedeutung von Large Language Models (LLMs) in den nächsten drei Jahren in der Fachöffentlichkeit des Bildungssektors stark zunehmen wird. Auf einer Skala von -5 (Stellenwert wird stark abnehmen) bis +5 (Stellenwert wird stark zunehmen) liegt der Mittelwert der Einschätzungen bei 3,3. Somit sind LLMs laut der Trendstudie „gekommen, um zu bleiben“.
Die größten Vorteile der Nutzung von LLMs werden von den Befragten für Lehrkräfte und Produzent*innen von Lerninhalten gesehen: Die Vergabe von Metadaten zur Beschreibung von Lerninhalten sowie die Formulierung von Lerninhalten stellen für sie den größten Mehrwert dar. Für Lernende werden auch die Nutzung von LLMs zur Erstellung von Präsentationen und das Erstellen von Prompts zum Nachweis ihrer Medienkompetenz als sinnvoll eingeschätzt.
Lehrende bleiben trotz ChatGPT und Co. Ansprechpartner*innen fürs Lernen
Neun von zehn Expert*innen stimmen zu, dass „der Einsatz von LLMs wie ChatGPT für Bildungsproduzierende und Lehrende in Zukunft selbstverständlich sein“ wird. 44% denken, dass durch den Einsatz von LLMs aber auch wichtige Kompetenzen verloren gehen werden (Deskilling).
82% der Befragten bestätigen weiterhin die Rolle von Lehrenden als Ansprechpartner*innen für Lerninhalte und Motivation. Nur 17% glauben, dass Lehrende in der beruflichen Bildung in Zukunft eine überwiegend technisch-administrative Rolle übernehmen werden.
Die beliebtesten Lernformen bleiben gleich, aber Chatbots werden wichtiger
Bei den digitalen Lernformen, die in den kommenden drei Jahren eine zentrale Rolle für die betriebliche Bildung in Unternehmen spielen werden, liegen Blended Learning (89%), Video-Tutorials (85%) und Micro-Learning (85%) ganz vorne. Die Einschätzungen der Expert*innen waren in den letzten drei Jahren kontinuierlich gut. Laut der Trendstudie bilden sie – auch unabhängig von Einflüssen der Corona-Pandemie – „das Rückgrat des digitalen Lerninstrumentariums“.
Während die Einschätzungen der Expert*innen hier seit der letzten Trendstudie nahezu unverändert blieben, hat sich jene der Chatbots stark verändert: 2020 bewerteten lediglich 39% der Befragten sie als zukunftsträchtige Lernform, im letzten Jahr waren es bereits 54% und mittlerweile attestieren dem Lerndialog mit Systemen der Künstlichen Intelligenz 79% der Bildungsexpert*innen eine hohe Relevanz.
Webinare werden weniger zukunftsfähig eingeschätzt als LLMs
Laut der Trendstudie bleibt jedoch abzuwarten, ob die Begeisterung für die KI-basierte Lernform auch langfristig groß bleiben wird oder ob es bei einem kurzen „Goldrausch“ bleibt – denn auch die Lerntechnologien unterliegen äußeren Einflüssen und Trends. Webinare, die während der Corona-Pandemie als besonders zukunftsfähig eingeschätzt wurden, sind im Ranking mittlerweile hinter die Chatbots gefallen.
Während sie 2020 noch 97% der Befragten für zukunftsfähig hielten, sind es aktuell 75%. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei den Einschätzungen der finanziellen Erfolgsaussichten bei E-Learning-Formaten. Im Gegensatz zum Vorjahr (65%) halten aktuell weniger Befragte (54%) Webinare für kommerziell sehr erfolgreich.
Blended Learning als vielversprechendste Einnahmequelle
Die höchsten kommerziellen Erfolgsaussichten haben laut den für den deutschen Trendmonitor befragten Expert*innen das Blended Learning (77%), Micro Learning und Learning Nuggets (69%) sowie Web Based Trainings (62%).
Video-Tutorials liegen mit 61% auf dem vierten Platz, werden aber deutlich weniger erfolgreich eingeschätzt als letztes Jahr (72%). Chatbots liegen mit 57% derzeit im oberen Mittelfeld. Am wenigsten erfolgsversprechend werden beim betrieblichen Lernen soziale Netzwerke (14%), Podcasts (12%) und TikTok (7%) bewertet.
Verwandte Artikel
Narrative Ethik in der digitalen Erwachsenenbildung
Für Erwachsene bieten Geschichten ein großes Potenzial, Herausforderungen im Zuge der Digitalisierung zu reflektieren. So lässt sich ethische Bildung fördern.E-Learning Projektmanagement: ein Berufsbild in einem dynamischen Feld
E-Learning Projektmanager*innen erfüllen eine Vielzahl an Aufgaben und Rollen rund um das betriebliche Lernen. Was macht dieses Berufsbild aus und welche Kompetenzen sind nötig?LMS oder LXP: Welche Lernsoftware ist die richtige für mich?
Organisationen können Learning Management Systeme oder Learning Experience Plattformen für ihre Weiterbildungen nutzen. Bei der Wahl zwischen den zwei Software-Optionen sind ihre individuellen Vorteile ausschlaggebend.Leitfaden: Personalisiertes Lernen mit digitalen Medien
Lernende sollen die Möglichkeit erhalten, sich ihren Fähigkeiten und Interessen entsprechend zu bilden – so der Ansatz des Personalisierten Lernens. Ein Leitfaden zeigt, wie das gelingen kann.Berufsbezogene Erwachsenenbildung: Weiterbildungsstudie 2024 veröffentlicht
Die aktuelle Studie der Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB) zeigt: Personalverantwortliche bewerten Künstliche Intelligenz zunehmend positiv. Gleichzeitig werden reine Präsenztrainings beliebter.Studie: Digitale Kompetenzen in Zeiten von KI
Eine deutsche Studie gibt Aufschluss über die Bewertung und Selbsteinschätzung von Kompetenzen im Umgang mit digitalen Medien und KI. Sie liefert auch Anhaltspunkte für Österreich.