Tagung: Zukunft der Erwachsenenbildung im digitalen Wandel
Sektionschef Christian Dorninger vom Bildungsministerium verwies in seiner Begrüßungsrede auf den Masterplan der Regierung für die Digitalisierung im Bildungswesen. „Darin finden sich einige Punkte, die, wie ich glaube, in der Erwachsenenbildung Hoffnung machen. Etwa die altersadäquate Förderung von digitalen Kompetenzen oder die verlässliche Vermittlung digitaler Fertigkeiten und Kompetenzen für alle."
Aufhorchen ließ Dorninger in diesem Zusammenhang mit einer Ankündigung, wonach es nach über 20 Jahren ECDL in Österreich bald ein über die Tools hinaus führendes, standardisiertes Bildungsprodukt für soziale und mediale Kompetenzen in der digitalen Welt geben solle. SC Dorninger warb abschließend um Unterstützung der KEBÖ Verbände hierfür, um eine breite Akzeptanz eines solchen Zertifikats sicherzustellen. Auch solle man prüfen, ob Big Data nicht trotz zwiespältiger Diskussion im Kursgeschehen hilfreich sein könne.
Hirnforscher Beck: „Menschen sind Maschinen überlegen"
Der deutsche Neurowissenschafter und Science Slam Meister Henning Beck veranschaulichte in seiner Keynote wie es das Gehirn schafft, Informationen zu organisieren, zu Wissen zu verarbeiten und so auf neue Ideen zu kommen. In seiner Keynote zeigte er, dass künstliche Intelligenz das analoge, kreative Denken des Menschen in absehbarer Zeit nicht ersetzen wird.
„Informationen sind heute permanent verfügbar. Wir dürfen Informationen aber nicht mit Wissen verwechseln." Maschinen würden analysieren, aber nicht verstehen. Computer rechnen mit Algorithmen. Menschen hingegen denken in Konzepten und stellen Informationen in einen neuen Kontext. Mit dieser „mentalen Geheimwaffe" seien wir Menschen den Maschinen überlegen, so Beck in Hinblick auf die Diskussionen über die Fähigkeiten künstlicher Intelligenz.
KEBÖ-Verbände zeigen, wie sie digitale Kompetenzen stärken
Mit einer Leistungsschau von Projekten machten die zehn KEBÖ-Verbände sichtbar, wo und wie in ihren Angeboten die Gestaltung des Miteinanders zwischen Mensch und Maschine bereits stattfindet. Hier wurden LernApps ebenso präsentiert wie intergenerationelle Tabletkurse, anregende Blended Learning Konzepte und Formate zur kritischen Befassung mit Medienkompetenzen in der digitalen Welt. Der Vorsitz führende und Gast gebende Verband WIFI Österreich selbst stellte eine - nach eigenen Angaben - sehr gefragte Online-Lernstärkenanalyse vor.
„Diese Projekte zeigen, dass wir (als Verbände der KEBÖ, Anm. d. Red.) analoges und digitales Lernen verschränken und als Stätten des sozialen Lernens die Menschen miteinander vernetzen und in Austausch bringen", betonte die noch KEBÖ-Vorsitzende Alice Fleischer vom WIFI Österreich. Um Menschen weiterhin fit für die digitale Welt zu machen, brauche es gebündelte Anstrengungen von Politik, Wirtschaft und Erwachsenenbildung. Fleischer hob weiters die wichtige Rolle der Erwachsenenbildung als zeitlich längsten Lebens- und Bildungsabschnitt hervor, dem die KEBÖ-Verbände österreichweit mit jährlich 233.000 Veranstaltungen Rechnung tragen, bei denen im Vorjahr 4,2 Millionen an Teilnahmen gezählt wurden.
Staffelübergabe: KEBÖ-Vorsitz wechselt zu BFI
Die Übergabe des Staffelholzes durch Alice Fleischer an den Geschäftsführer des Berufsförderungsinstituts (BFI), Michael Sturm (wir berichteten), symbolisierte das offizielle Ende des zweijährigen KEBÖ-Vorsitzes des WIFI und den Beginn einer neuen Ära: Zwei Jahre lang wird nun das BFI den Vorsitz der KEBÖ innehaben. „Der KEBÖ gelingt es, die Rahmenbedingungen so zu beeinflussen, dass Erwachsenenbildung in Österreich funktioniert. Das ist keine Selbstverständlichkeit", sagte Sturm und schloss sich seiner Vorgängerin mit der Einforderung der Verantwortung des Bundes für die Aufgaben der Erwachsenenbildung an.
Souveränität im Netz
Die Jahrestagung schloss mit einer differenzierten Diskussion über den souveränen Umgang mit Inhalten aus dem Netz und für das Netz, also das Internet. Medienkompetenz wurde hierbei eingangs definiert als Bewertung von Informationen, sicheres und rechtlich richtiges Agieren, sowie Schutz der Gesundheit.
Die Juristin und Datenschutzexpertin Ursula Illibauer, die Sozialwissenschafterin Martina Kainz, die Medienpädagogin Sonja Messner und Nana Siebert, stellvertretende Chefredakteurin von Der Standard, tauschten sich zu kritischer Medienkompetenz, Fake-News sowie rechtlichen und gesundheitlichen Aspekten im Umgang mit digitalen Medien aus. Parallel dazu konnte sich das Publikum über ein digitales Tool via Smartphone interaktiv einbringen.
Fotos: KEBÖ
Quelle: OTS-Aussendung der KEBÖ 21.09.2018, redaktionell bearbeitet
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