Formatentwicklung 2023 – planen für die Zukunft

07.12.2023, Text: Martina Lindsberger, Redaktion/CONEDU
Im Rahmen des EBmooc 2023 tauschten sich Expertinnen in einem Webinar über innovative Formate aus.
Turn ideas into reality
Innovative Formate bieten unterschiedliche Möglichkeiten in der Erwachsenenbildung.
Foto: Unsplash Lizenz, Mika Baumeister, https://unsplash.com

Thema des Webinars war die Entwicklung neuer Formate im Kontext von Flexibilisierung und selbstgesteuertem Lernen. Birgit Aschemann (CONEDU) führte durch die Diskussion mit Entwicklerinnen kreativer Formate: Gaby Filzmoser (Geschäftsführerin ARGE Bildungshäuser Österreich), Sophie Keindorf (Koordinatorin und Projektleiterin der k.o.s. GmbH Berlin) und Marika Rauber (Digitalisierungsberaterin vom Weiterbildungsförderzentrum QUA-LiS). Die Podiumsdiskussion lieferte spannende Einblicke in aktuelle Trends.

Neue Lerngewohnheiten erfordern neue Formate

Die Diskutantinnen waren sich einig, dass das Lernen Erwachsener sich verändert hat. Es wird zunehmend selbstorganisiert gelernt. Überdies findet Lernen häufiger informell und vernetzt statt. Damit verbunden ist die Forderung der Teilnehmenden nach aktiver Beteiligungsmöglichkeit. Flexibilität und individuelle Angebote sind notwendig, um diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Dieser Paradigmenwechsel hat Auswirkungen auf die Abläufe im Bildungsmanagement und auf die Anforderungen von Lernbegleitung.

So sieht auch Marika Rauber, Referentin für Digitalisierung bei QUA-LiS NRW ganz klar einen Bedarf an neuen Formaten bzw. flexibilisiertem Lernen. Es gibt ihrer Ansicht nach jedoch keine "One-Size-Fits-All"-Lösung. Die Bedarfe der Zielgruppe, das Lernziel und auch das didaktische Design müssen bei der Entwicklung neuer Formate immer mitbedacht werden. Hier kann auch die Methode des Rapid Prototyping hilfreich sein.

Selbstgesteuert heißt nicht alleine 

Wie der Paradigmenwechsel konkret in einem Format umgesetzt werden kann, zeigte Sophie Keindorf am Beispiel von EduBasics, einem Crashkurs für Erwachsenenbildner*innen, der Grundlagen zu Methodik und Didaktik vermittelt. Das flexible Blended Learning-Format basiert auf dem didaktischen Dreieck, das aus den drei Dimensionen Lernbegleitung, Lernende und Lerninhalt besteht. Diese drei Dimensionen finden sich auch in der Gestaltung der Lernumgebung wieder und sollten bei der Konzeption von (digitalen) Lernangeboten Berücksichtigung finden. Die Aufgabe der Lernbegleitung ist es, Inhalte zu ermöglichen, zu gestalten und Reflexion bei den Lernenden anzuregen, sodass Lernende aktiv am Lernprozess teilhaben. Ein Lernjournal und regelmäßige Reflexionsschleifen unterstützen dies.

Bildungsfernsehen ist selten genug

Der Wunsch nach einer zeitlich und örtlich flexiblen Teilnahme spiegelt manchmal auch eine Konsumhaltung wider, wie das mit dem Begriff "Netflix-Erwartung" angedeutet wird. Die Diskutantinnen waren sich einig, dass die bloße Teilnahme am „Bildungsfernsehen“ nicht ausreicht, um Kompetenzen zu erwerben. Dies gilt vor allem für Lernprozesse, die Beziehungsarbeit erfordern oder reflexive Ebenen beinhalten. Die Kombination von abrufbaren Inhalten und Austauschmöglichkeiten könnte hier eine gangbare Option sein.

Lernbausteine können einen niederschwelligen Zugang schaffen – etwa für Zielgruppen, die man bisher nicht erreicht hat und für die es ungewohnt ist, aktiv an einem Lernprozess teilzunehmen. Flexible Inhalte bieten so die Chance Menschen wieder für Bildung zu öffnen und an Lernprozessen teilhaben zu lassen. Hier spielt die Idee der Ermöglichungsdidaktik eine wesentliche Rolle. Organisationen sollten einen Ermöglichungsrahmen bieten, weg vom Produktdenken. Dies erfordert ein erweitertes Verständnis bzw. ein grundsätzliches Umdenken im Selbstverständnis von Bildungsorganisationen, v. a. auf organisationaler Ebene und bringt ein Verschmelzen der Aufgabenbereiche von Bildungsmanager*innen und Trainer*innen mit sich.

Im Hinblick auf die Entwicklung neuer Formate brachte Gaby Filzmoser die Bedeutung der Bildungsprozessperspektive ein. In Bildungsorganisationen werden Prozesse häufig nach dem Produkt – also einer Bildungsveranstaltung – beschrieben. Bei der Produktperspektive stehen die Lernenden jedoch oft am Rande. Es bedarf hier eines Umdenkens, um die Lernenden besser einzubeziehen und den Fokus auf die Lernprozesse der Teilnehmenden zu richten.

Grenzen für flexible Lernangebote

In der Diskussion kam schließlich die Frage auf, wie flexibel wir in der Erwachsenenbildung in Anbetracht der Fülle an Möglichkeiten überhaupt werden wollen. Das hängt natürlich mit der Gesamtausrichtung der Organisation zusammen. Zu Schwerpunktthemen in einem eingegrenzten Themenbereich kann vorproduzierter Content in Bildungsorganisationen durchaus Sinn machen. Denkbar ist auch eine Kombination von fixen und offenen Bildungsbestandteilen.

Schlussfolgernd lässt sich sagen, dass aktuell bereits vielfältige Formen an flexiblen Formaten Anwendung finden: von begleiteten oder unbegleiteten Selbstlernkursen über Blended-Learning-Angebote, Flipped Classroom-Designs mit kleinen Online-Bausteinen bis hin zu Barcamps bzw. hybriden Barcamps.

Bei der Umsetzung sind Kreativität und Mut gefragt, darin waren die Diskutantinnen einig. Auch sollten Organisationen Freiräume ermöglichen, sodass Lehrende Neues erproben und weiterentwickeln können. Eine konstruktive Fehlerkultur spielt dabei eine entscheidende Rolle.

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