Stress in der Erwachsenenbildung und was dagegen hilft
Was Erwachsenenbildner*innen Stress bereitet
Zu Beginn wurden die Teilnehmer*innen eingeladen, ihre persönlichen Stressfaktoren auf einem Padlet zu vermerken und über ihren Umgang mit Stress zu reflektieren. Unter den Antworten der Teilnehmenden fanden sich zahlreiche Stressfaktoren, die im Kontext der Digitalisierung entstehen. Die Erwachsenenbildner*innen gaben an, dass online mehr Termine in kurzer Zeit stattfinden und das zu Zeitdruck und terminlichem Stress führe. Zusätzlich zu den inhaltlichen Aufgaben auch technische Verpflichtungen übernehmen zu müssen, löst bei vielen ebenso Stress aus, wie die intensivere Betreuung der Lernenden, die in Online-Settings erforderlich ist.
Arbeitsbedingungen und Digitalität
Was ist der Grund für den überbordenden Stress, der sich in der Arbeitswelt von Erwachsenenbildner*innen zeigt? Liegt es an den Anforderungen des digitalen Zeitalters bzw. an der Digitalität selbst oder sind es vielmehr die teils prekären Arbeitsbedingungen, die ein hohes Maß an Stress zur Folge haben?
Die Antwort auf diese Frage liegt vermutlich dazwischen. Bereiten einigen die Herausforderungen Stress, die ein digitaler Arbeitsalltag mit sich bringen kann, so erleben andere Vorteile einer digitalen Arbeitsweise, da es ihnen z.B. erspart bleibt, in die Arbeit fahren zu müssen. Dennoch scheinen nachteilige, stressfördernde Arbeitsverhältnisse jetzt stärker ins Gewicht zu fallen.
Wie umgehen mit dem Stress?
Tipps, wie sich Stress im Alltag bewältigen lässt, gab Bildungswissenschaftlerin und Pädagogin Nele Hirsch. Einzelpersonen wurden durch das pandemiebedingte Homeoffice immer mehr zu einer Blackbox für andere, da private und zwischenmenschliche Ereignisse, die früher bspw. in Kaffeepausen angesprochen wurden, online nicht mehr kommuniziert wurden. Bewusst für eine aktive Gesprächskultur zu sorgen, kann hier Abhilfe schaffen.
Öfters „Nein“ zu sagen, ist ein weiterer Tipp, um eine Überforderung von vornherein abzuwenden. Um das auch wirklich in die Tat umzusetzen, kann es hilfreich sein, sich nach einer bestimmten Anzahl an „Nein“ selbst zu belohnen.
Nele Hirsch sprach sich zudem für Fehlerfreundlichkeit aus und verwies auf die Möglichkeit des Perspektivenwechsels. Technische Probleme können nicht nur zum Anlass genommen werden, selbst dazuzulernen, sondern lassen sich möglicherweise auch in einen interessanten Lehrinhalt verwandeln.
Gute Work-Life-Balance durch mehr Achtsamkeit
Psychotherapeut Erik Leichter erklärte, was Stress ist, wie er entsteht und was für eine stabile Work-Life-Balance getan werden kann. Andauernder Disstress kann negative Folgen für Körper und Psyche haben. Leichter vermittelte gezielte Übungen zur Erholungsförderung und informierte darüber, wie eine nicht-wertende Grundhaltung zur Gesundheit beiträgt.
Was ebenso bewusst umgesetzt werden kann: Freude, die in der Freizeit erlebt wird, lässt sich in den Arbeitsalltag „mitnehmen“ und umgekehrt. Stimmungen sind übertragbar.
Wichtig erscheint vor allem die Erkenntnis, dass Erholung ein Prozess ist, der aktiv gestaltet und trainiert werden kann. Dabei sollte man insbesondere darauf achten, wie man sich nach einem Arbeitstag fühlt und für einen entsprechenden Ausgleich sorgen.
Die Veranstaltung „Digital – kreativ – erschöpft?! Umgang mit Belastungen für (freiberufliche) Kursleitende in der Erwachsenenbildung“ wurde von der AEWB (Agentur für Erwachsenen- und Weiterbildung) unter der Leitung von Antonia Werschke und Steffen Münch gemeinsam mit Alexander Korzewka vom Landesverband der Volkshochschulen Niedersachsen organisiert und durchgeführt.
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