OER nutzen und produzieren - ein Beispiel guter Praxis
OER lässt sich einfach in eigene Angebote integrieren
Bei Materialien, die unter keiner offenen Lizenz stehen, ist es oft schwierig, diese in den eigenen Kurs zu integrieren. Eine Kontaktaufnahme mit dem Urheber oder der Urheberin ist unverzichtbar. Alternativ kann man Material auch selbst produzieren. Dies ist aber oftmals mit viel Aufwand verbunden. Das Verwenden von OER sei daher gerade in der öffentlich geförderten Erwachsenenbildung ein hohes Gut, da Inhalte gut für die Lernenden adaptierbar seien, ohne dass man vor jeder Verwendung Urheberrechtsfragen klären müsse, berichtet Jürgen Wasella, Leiter der VHS Aalen. Für den Kurs Erweiterte Lernwelten wurden daher auch OER herangezogen: "Besonders im ersten Teil des Kurses griffen wir gezielt auf Materialien aus dem EBmooc unserer österreichischen Kolleginnen und Kollegen zurück. Der EBmooc diente uns bei der Planung und Erstellung unseres Kurskonzepts als großes Vorbild. Deren Beispiel hat uns dazu veranlasst, auch alle selbst produzierten Kursmaterialien unter eine Creative Commons Lizenz zu stellen."
Noch viel Unsicherheit bei Offenen Bildungsressourcen
Wichtig ist bei der Verwendung von OER, die Lizenz klar auszuweisen. Das ist nicht nur notwendig, um die Lizenzbedingungen zu erfüllen, sondern auch um die TeilnehmerInnen zu informieren, woher das Material stammt und wie sie es verwenden können: "Nur durch klare Lizenzangaben können die Teilnehmenden sofort überblicken, dass sie den Inhalt verwenden, teilen, kopieren, speichern, weitergeben dürfen. Nur wenn Bildungsträger mit solchen praktischen Beispielen vorangehen, können sie dazu beitragen, dass sich in ihrem Umfeld eine Lern-Kultur des Teilens von Bildungsinhalten entwickelt", konstatiert Jürgen Wasella.
Aber auch insgesamt zeigt sich, dass bei der Verwendung von OER Unklarheiten bestehen, immer noch gibt es offene Fragen zu Rechten und Pflichten rund um Offene Bildungsressourcen. Diese Fragen gilt es aufzugreifen und zu beantworten: "Den Kursteilnehmenden musste deutlich gemacht werden, dass OER grundsätzlich auf dem Urheberrecht basieren und dass sie keineswegs zwingend vorsehen, dass deren Inhaber auf Urheber- und Nutzungsrechte verzichten", teilt der VHS-Leiter seine Erfahrung.
Offene Bildungsressourcen polarisieren
Die Erfahrung aus dem Online-Kurs ergab auch, dass viele Personen, die OER produzieren, befürchten, dass sie die Kontrolle über ihr eigenes Werk verlieren und dass sich NutzerInnen einfach so an den produzierten Materialien bedienen: "Die DozentInnen haben Angst, ihre Materialien frei zugänglich zu machen ohne selbst dafür einen Ausgleich zu erhalten. Häufig wurde im Kurs die Forderung erhoben, dass nur diejenigen sich aus einem OER-Pool bedienen dürften, die selbst Materialien eingestellt haben".
Viele sehen in der Nutzung von OER aber auch Chancen. Zum einen können OER das gemeinsame Arbeiten und Produzieren von Material fördern und so die Qualität der Arbeit verbessern. Zum anderen bergen OER auch die Chance als Gestalter von Bildungsressourcen und so als Bildungsanbieter sichtbar zu werden: "Es wurde durchgehend als Vorteil empfunden, dass die UrheberInnen von OER die Sichtbarkeit für sich und die eigene Arbeit sowie den eigenen Bekanntheitsgrad bei Auftraggebern erhöhen", so die Erfahrung aus dem Kurs.
"Erweiterte Lernwelten" - mehr als ein Online-Kurs mit OER
Der Kurs Erweiterte Lernwelten ist aber noch mehr als ein gutes Beispiel, wie man Offene Bildungsressourcen nutzen kann. Der Deutsche Volkshochschulverband (DVV) veröffentlichte eine gleichnamige Strategie. "Die Strategie steht für ein Gesamtkonzept zur Zukunft von Lehren und Lernen in der Erwachsenenbildung", erklärt Wasella.
Ziel der Strategie ist es dabei nicht, Online-Formate blind zu fördern oder den Präsenzunterricht abzuschaffen. Vielmehr geht es um die Fragen, wie Lehren und Lernen in einer digitalen Gesellschaft aussehen soll und wie man Lernformate gestalten kann. "Dazu gehört auch die Motivation, Neues auszuprobieren und Handlungskompetenz in einer Gesellschaft zu erlangen, die sich längst umfassend digitalisiert hat." Zusätzlich zur Strategie gibt es auch einen Blog, der aktuelle Informationen zum technologieunterstützten Lernen enthält.
"Erweiterte Lernwelten" und OER bleiben auch 2018 Thema
Die Volkshochschulen der Region Ostwürttemberg bleiben auch 2018 am Thema Erweiterte Lernwelten dran und setzen sich mit Fragen digitaler Bildung auseinander. Bis Herbst 2018 wird der Kurs Erweiterte Lernwelten auf die vhs.cloud umziehen. Das ist eine einheitliche Lern- und Kommunikationsplattform aller 940 Volkshochschulen in Deutschland. Sie geht ab 27. Februar 2018 online und wird in den nächsten Jahren allen Volkshochschulen kostenlos zur Verfügung stehen. Es handelt sich dabei um ein Angebot des DVV, das speziell für den Einsatz an der VHS konzipiert ist. Auch eine App zur Nutzung der cloud ist angedacht. Der Kurs Erweiterte Lernwelten wird dann auf der vhs.cloud als aktualisierte und komprimierte Form zur Verfügung stehen. "Außerdem ist eine Umwandlung des geschlossenen Kurses in einen MOOC mit wesentlich größerem Verbreitungsgrad angedacht" verrät Jürgen Wasella.
Auch beim EBmooc 2018 sind die Volkshochschulen präsent, verfolgen das Thema weiterhin und bieten eine Transfer- bzw. Begleitgruppe zum Online-Kurs an. "Wir erhoffen uns von dieser bewährten und erprobten Veranstaltungsform viele weitere Anregungen und einen fruchtbaren fachlichen Austausch über unsere Region hinaus", so Wasella.
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