Wie wir Klimaschutz als selbstständige Trainer*innen umsetzen

13.09.2023, Text: Andrea Widmann, Initiative "Klimaschutz in der Erwachsenenbildung", Redaktion: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Zwei Absolvent*innen des Programms "Ich tu's Klimaschutz in Training und Beratung" erläutern, wie sie Anregungen in ihrer Praxis anwenden.
Stein, darauf steht: Small steps turn into miles.
Sonja und Christoph Berger haben als Trainer*innen erste Schritte für den Klimaschutz gesetzt.
Foto: Pixabay Lizenz, isi_madrid, https://pixabay.com
Seit 2021 gibt es das vom Land Steiermark initiierte Programm Klimaschutz in der Erwachsenenbildung. Das Angebot richtet sich vorrangig an freiberufliche Trainer*innen und Berater*innen und mittlerweile wurden 19 Personen als Ich tu`s Bildungspartner*innen ausgezeichnet.

 

Im Gespräch mit Andrea Widmann, der pädagogischen Expertin in diesem Klimaschutzbildungsprojekt, berichten Workshopleiterin Sonja Berger und Mentaltrainer Christoph Berger, welche Ideen aus dem Programm sie in ihrer Praxis gelungen umsetzen konnten.

Der Klima-Check für Trainer*innen umfasst 10 Handlungsfelder und fast über 100 mögliche Maßnahmen. Wie habt Ihr aus der Vielzahl an Möglichkeiten Eure konkreten Handlungsfelder ausgewählt?

Sonja: Für mich war der Klima-Check ein guter erster Schritt, um einen systematischen Überblick zu erhalten, was ich wirklich konkret in meiner Tätigkeit als Journalistin und insbesondere als freiberufliche Trainerin im Gender- und Medienbereich umsetzen kann, um klimafreundlicher zu arbeiten. Ich war froh, dass sowohl kurz- als auch langfristige Umsetzungsmöglichkeiten aufgelistet waren. Das hat mich motiviert, ganz nach meinem Interesse und meinen Möglichkeiten mit der Umsetzung beginnen zu können.

Kurzfristig habe ich bei meiner elektronischen Kommunikation die Datenmengen reduziert, weniger Emails mit Anhängen geschrieben und einen nachhaltigen Webhosting-Anbieter mit Umweltzertifikat gesucht.

 

Christoph: In unserer Bürogemeinschaft erinnern wir uns jetzt zum Beispiel gegenseitig daran, Geräte und WLAN bei Nichtgebrauch vom Netz zu nehmen und wir achten darauf, nur das Nötigste auszudrucken bzw. "Schmierpapier" immer doppelseitig zu verwenden. Langfristig beschäftigt mich das Thema Mobilität und Energie. Ich habe meine Praxis für Mentaltraining und meinen Wohnort in zwei Gemeinden in der Region Oststeiermark und möchte dort gerne öffentlichen Nahverkehr nützen. Seit über einem Jahr bin ich hartnäckig dran, bei den Bürgermeister*innen weitere Sammeltaxi-Haltestellen einzufordern. Und mittlerweile bin ich zuversichtlich, dass das auch gelingen wird. Manche Maßnahmen brauchen Zeit und auch Geld. Energie selbst mit einer Photovoltaikanlage zu produzieren, ist eine Zukunftsvision.

Außer dem Klima-Check werden für Ich tu`s Bildungspartner*innen auch regelmäßig Workshops und Webinare angeboten. Was waren Eure Erkenntnisse aus diesen Formaten?

Christoph: Bei einem Ich tu`s Workshop zu Klimapsychologie ist mir bewusst geworden, wie sehr sich Teilnehmende an der Gruppe und an anderen orientieren. Ich denke nun darüber nach, wie ich mir das in meiner Praxis oder auf meiner Webpage zunutze machen könnte, zum Beispiel mit Sätzen wie "70% meiner Teilnehmenden reisen öffentlich an".

 

Sonja: Besonders die Workshops und Vernetzungstreffen waren für mich hilfreich, um mit anderen Trainer*innen ins Gespräch zu kommen und Ideen auszutauschen. Da bin ich zum Beispiel auf wiederbeschreibbare Flipcharts aufmerksam gemacht worden und habe daraufhin zu recherchieren begonnen. Ich verwende jetzt wiederbeschreibbare Blöcke und Moderationsmaterialien (siehe Bild). Und: Ich mache in meinen Workshops ganz bewusst auf diese Maßnahmen als Klimaschutz-Maßnahmen aufmerksam.

 

Sonja und Christoph Berge halten eine wiederbeschreibbare Sprechblase.

Sonja Berger mit Christoph Berger: Sie nutzt für Workshops nun wiederbeschreibbare Sprechblasen für Spiele oder Flipcharts.

Genau, das ist ja auch eine Idee von Ich tu`s: Dass Trainer*innen auch über ihre Rolle als Multiplikator*innen Klimaschutz-Aspekte weiter verbreiten. Habt Ihr diesbezüglich noch mehr Erfahrungen machen können?

Christoph: Ja, ich habe mit Geschäftspartner*innen die gemeinsame Nutzung von Geräten, z.B. vom Kopierer, vereinbart und wir sind in einem Car-Sharing-Projekt.

 

Sonja: Und ich habe gemeinsam mit anderen selbständigen Erwachsenenbildner*innen sowie mit Nachbar*innen eine Einkaufsgemeinschaft gegründet. Wir geben Sammelbestellungen bei österreichischen Anbieter*innen mit Umweltzertifikat auf, damit die Lieferwege geringer werden. Und wir sparen uns auch Geld damit.

Mit Blick in Eure berufliche Zukunft – gibt es noch weitere Schritte, die Ihr angehen wollt?

Sonja: Mir ist wichtig, bei meinen Workshopangeboten auch mit Auftraggeber*innen Klimaschutz "zu vereinbaren". Ich schreibe das neuerdings auch in meine Angebote hinein, dass z.B. bei der Veranstaltung regionale Säfte und Fair-Trade-Kaffee angeboten oder Teilnehmende schon in der Einladung auf öffentliche Anreisemöglichkeiten hingewiesen werden. Ich lade Auftraggeber*innen dazu ein, mit mir gemeinsam daran zu arbeiten, die Veranstaltung möglichst klimafreundlich zu gestalten, nach dem Motto "Jeder noch so kleine Schritt zählt". Mein Plan ist, diese Ideen auf einer – hoffentlich immer weiter wachsenden – Liste zu sammeln und meinen Auftraggeber*innen zur Verfügung zu stellen. Meine Hoffnung ist, dass ich damit nicht nur "nerve", sondern vor allem inspiriere, aber das werde ich erst sehen.

 

Christoph: Die Innenausstattung unserer Bürogemeinschaft ist derzeit komplett. Bei Neuanschaffungen werden wir jedoch sicherlich Re-Use-Produkten den Vorzug geben - von Möbeln über elektronische Geräte bis hin zu Deko-Material. Ich habe das bei Kolleg*innen schon gesehen, die haben ausschließlich re-use-Deko und schreiben das auch explizit dazu, um zur Bewusstseinsbildung beizutragen. Das hat mich sehr angesprochen.

 

Über die Autorin: Andrea Widmann arbeitet im Projekt Klimaschutz in Training und Beratung im Auftrag von Ecoversum. Das Projekt wurde 2021 mit einem nationalen Bildungsaward ausgezeichnet.

 

Über die Interviewpartner*innen: Sonja Berger bietet als selbstständige Trainerin Seminare zu Vereinbarkeit, Elternschaft in der Wissenschaft und Schreibworkshops an. Christoph Berger begleitet als Mentaltrainer Personen und Teams, die an Persönlichkeitsentwicklung oder Stressmanagement interessiert sind. Als Teilnehmer*innen im Projekt Klimaschutz in Training und Beratung werden Sonja und Christoph Berger bei der Klimaschutzgala 2023 des Landes Steiermark als Ich tu´s Bildungspartnerin ausgezeichnet.

 

Serie und Dossier zu Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Hochwasser, Waldbrände, Hungersnot – Expert*innen der Klimaforschung warnen vor den Folgen extremer Wettereignisse durch den Klimawandel. Verschiedene politische Strategien wie etwa der UN-Aktionsplan Agenda 2030 versuchen, dieser Herausforderung zu begegnen. Dabei sehen sie auch Bildungsinstitutionen gefordert, Aufklärungsarbeit zu leisten, Diskurse zu ermöglichen und "grüne" Kompetenzen zu fördern. Wo setzt hier die Erwachsenenbildung an? In der Serie "Klima- und Umweltschutzbildung" versammeln wir Beiträge, die sich dieser Frage widmen und Antworten geben. 

Was können wir in der Erwachsenenbildung in unserem eigenen Wirkungsbereich noch für den Klimaschutz tun? Tipps und Hintergründe rund um Klimaschutz in der Erwachsenenbildung – unter dem Dach der Nachhaltigkeitsperspektive – finden Sie in unserem Dossier "Klimaschutz und Nachhaltigkeit in der Erwachsenenbildung"!

Weitere Informationen:
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