„Green Community Education“ in der Erwachsenenbildung umsetzen

17.04.2024, Text: Doris Rottermanner, Kärntner Bildungswerk/Ring ÖBW
Im Rahmen des Erasmus+ Projekts CEduP entstand ein Leitfaden mit Community-Education-Methoden für Umwelt- und Klimaschutz.
Kräutergarten
Green Community Education kann auch bedeuten, einen Gemeinschaftsgarten zu initiieren und umzusetzen.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Andrea Koppitsch/Kärntner Bildungswerk, auf erwachsenenbildung.at

Von November 2020 bis Oktober 2022 arbeiteten im Erasmus+ Projekt CEduP – Community Education in the field of environmental and climate protection as potential for civil society engagement drei internationale Projektpartner aus dem Bereich der Erwachsenenbildung am gemeinsamen Ziel, das zivilgesellschaftliche Engagement zum Klima- und Umweltschutz zu aktivieren.

Unter dem Titel „Komponenten für erfolgreiche Community Education (CE) im Bereich Umwelt- und Klimaschutz“ entwickelte das Projektteam (bestehend aus dem Kärntner Bildungswerk, der rumänischen Asociatia Euro Adult Education und der griechischen Cell of Alternative Youth Activities) einen Leitfaden mit Community-Education-Methoden.

Community Education und Klimaschutz

In Anlehnung an die Definition des Rings Österreichischer Bildungswerke folgte das Projekt CEduP den Prinzipien der Community Education – dem Lernen durch Beteiligung an der Gestaltung des Gemeinschaftslebens und des eigenen (sozialen) Lebensumfeldes. Im Sinne des Projektthemas war die Vision, Bürger*innen Möglichkeiten aufzuzeigen, um für ein nachhaltiges Miteinander aktiv werden zu können.

Die Aufgabe der Erwachsenenbildung besteht bei Community Education darin,

  • Rahmenbedingungen für gemeinsames Handeln der Bürger*innen (beiläufiges, gehaltvolles informelles Lernen) zu schaffen,
  • Bildungsangebote anzubieten, die sich an den Bedürfnissen des Gemeinwesens orientieren (nicht-formales Lernen);
  • lokale und regionale Gruppen und Organisationen zu vernetzen (organisationales Lernen/Community of Practice)
  • sowie die Beteiligten beim Gestaltungsprozess ihres Lebensraumes zu begleiten.

Von der Vision zu konkreten Umsetzungszielen

In einem ersten Schritt tauschten sich die Projektpartner über ihre unterschiedlichen Erfahrungen in der Community Education aus. Dafür stellten die Partner erfolgreich durchgeführte Community-Education-Prozesse vor, die dann gemeinsam auf Herausforderungen, Erfolgsfaktoren und darin enthaltene Methoden analysiert und beschrieben wurden.

In einem zweiten Schritt fand ein Austausch außerhalb des Projektteams mit Community-Education-erfahrenen Erwachsenenbildner*innen sowie Personen, die bereits an Community-Education-Prozessen teilgenommen hatten, in Form von schriftlichen und/oder mündlichen Interviews bzw. Fokusgruppen statt.

Ausgehend von den Erkenntnissen des internen und externen Austauschs definierte das Projektteam im dritten Schritt Kriterien guter Praxis und Erfolgsaspekte, die während der gesamten Projektlaufzeit immer wieder reflektiert und überarbeitet wurden.

Ein Leitfaden für „Green Community Education“

Unter dem Titel „Komponenten für erfolgreiche Community Education im Bereich Umwelt- und Klimaschutz“ präsentierte das Projektteam das Ergebnis des zweijährigen projektinternen und -externen Austausches.

Neben Informationen zum Projekt, einem Kapitel über Community Education und allgemeinen Empfehlungen, besteht das Kernstück des Leitfadens aus insgesamt zwölf exemplarisch gewählten Community-Education-Methoden für Umwelt- und Klimaschutz. Auf 24 Seiten (von 53) widmeten sich die Projektpartner der Beschreibung von Community-Education-Methoden, die zur Nachahmung inspirieren sollten − systematisch in folgenden vier aus der Erfahrung heraus entwickelten Kategorien aufbereitet:

  • Aktivierungsmethoden, die darauf abzielen, potentielle Teilnehmende zu erreichen und zur persönlichen Mitarbeit zu motivieren (Bürger*innen eines Gemeinwesens), z.B. Maßnahmen zur Kontaktaufnahme, Sensibilisierung, Bedarfserhebung,
  • Kooperationsmethoden, die darauf abzielen, Bedürfnisse, Bedarfe und Interessen aller Mitwirkenden (Teilnehmende, Stakeholder, Erwachsenenbildner*innen) in der Zusammenarbeit zu erheben, zu berücksichtigen und zusammenzuführen, z.B. Methoden zur Erarbeitung konkreter Ziele und Umsetzungsmaßnahmen,
  • Umsetzungsmethoden, die darauf abzielen, konkrete Maßnahmen umzusetzen, die zur Bewältigung des Ausgangsproblems bzw. Themas des CE-Prozesses beitragen,
  • Evaluierungsmethoden, die darauf abzielen, die Qualität und die Ergebnisse des CE-Prozesses zu überprüfen und weitere Bedarfe zu ermitteln. 

Aus einer dadurch entstandenen Sammlung von insgesamt 28 Methoden wählten die Projektpartner schließlich zwölf Methoden (drei pro Kategorie), um diese an das spezielle Thema des Klima- und Umweltschutzes sowie an länderspezifische Rahmenbedingungen anzupassen und eine handlungsorientierte Sammlung von themenspezifischen Methoden der Community Education zu entwickeln.

Beispiele für Methoden aus dem Leitfaden: Community Gardening, Community Radio und Gemeindespaziergang

Eine detaillierte Beschreibung ist zum Beispiel zur Methode des „Community Gardenings“ (Gemeinschafliches Gärtnern) zu finden. Ein Gemeinschaftsgarten ist ein Stück Land, das von einer Gruppe von Menschen gemeinschaftlich bewirtschaftet wird. Verschiedene Gruppierungen von Menschen/Organisationen werden aktiviert, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen. Als aktivierende Maßnahme ist Community Gardening demnach den Aktivierungsmethoden im Leitfaden zugeordnet, obwohl er auch als Umsetzungsmethode deklariert sein kann. Da er aber im öffentlichen Raum für alle Sichtbar ist, kann er motivierend und aktivierend für weitere Akteure wirken. Ein Community Garden kann darüber hinaus auch Lernort für die Bevölkerung sein, in dem klimafreundliches Bewirtschaften thematisiert und ein grüner/nachhaltiger Begegnungsraum geschaffen wird.

Als eine von drei Umsetzungsmethoden wird im Leitfaden das „Community Radio“ (Gemeinderadio) angeführt. Eine gemeinschaftliche Radiosendung macht Bürger*innen zu Radiomacher:inen und bietet ihnen die Möglichkeit, ihre persönlichen Interessensbereiche, Themen, die ihre Gemeinschaft oder Stadt betreffen, anzusprechen. Die Bürger*innen entwickeln sich von passiven Zuhörer*innen zu aktiven Gestalter*innen. Besonders um auf Themen des Klima- und Umweltschutzes aufmerksam zu machen, eignet sich dieses Format gut. Es ist lebensnahe, niederschwellig und erreicht Menschen im unmittelbaren Umfeld.

Ein Beispiel für Evaluierungsmethoden ist der Gemeindespaziergang. Bei dieser Methode werden die Bürger*innen als Expert*innen für ihr eigenes Lebensumfeld eingeladen, ihre Erfahrungen, Gedanken und Wünsche zu Orten in ihrer Gemeinde während eines Spaziergangs in einer kleinen Gruppe mitzuteilen. Gemeindespaziergänge können unter spezifischen Schwerpunktsetzungen veranstaltet werden, wie beispielsweise zum Aufspüren von (nicht-)nachhaltigen Orten einer Gemeinde. Als Evaluierungsmethode eignet sich der Gemeindespaziergang sowohl für die Bestandsaufnahme einer Ist-Situation, als auch die Überprüfung von Prozessergebnissen nach einem spezifischen Projekt.

Details zu diesen und weiteren Methoden sind im Leitfaden zu finden. Dieser steht auf Englisch, Deutsch, Rumänisch und Griechisch zum kostenlosen Download zur Verfügung.

Weitere Informationen:
Creative Commons License Dieser Text ist unter CC BY 4.0 International lizenziert.

Verwandte Artikel