Neuigkeiten aus der OER-Community

01.12.2021, Text: Julia Schindler, Universität Innsbruck, Redaktion: Karin Kulmer (seit 2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Offene Bildungsressourcen sind in der Erwachsenenbildung zunehmend etabliert. Passend finden und professionell teilen kann man sie z.B. mittels Metasuchmaschinen und Repositorien.
OER wollen genutzt und weiterentwickelt werden – sie sollten daher gut auffindbar, userInnenfreundlich präsentiert und einfach wiederverwendbar sein.
Foto: Unsplash Lizenz, Markus Winkler, bearbeitet von CONEDU/Kulmer, https://unsplash.com
Was vor vielen Jahren als Grassroots-Bewegung engagierter Bildungs-AkteurInnen begann, kommt langsam im bildungspraktischen Alltag an: Offene Bildungsressoucen (OER) sind zunehmend als Aspekt guter Bildungspraxis anerkannt. Wie sich OER in den letzten – digital sehr bewegten – Monaten positioniert haben und wo die Reise für OER und die freie Bildungspraxis hingehen könnte, wird vom 9.-11. Dezember 2021 in der weltweiten OER-Tagung „OER camp global" diskutiert. Dabei treffen sich Praktikerinnen, Aktivisten, Wissenschaftlerinnen, nOERds und Neulinge aus der ganzen Welt, um im Rahmen eines Barcamps über Projekte, Ziele und Erwartungen, aber auch über Unsicherheiten und Herausforderungen zu reden. Zuseher sind hier ebenso willkommen wie Beitragende.

 

Anlässlich dieses Events lohnt es sich, den OER-Gedanken in den Fokus zu rücken und den jüngsten Entwicklungen im Bereich freier Bildungsmaterialien auf den Grund zu gehen.

OER (neu) kennenlernen

Das Konzept frei zugänglicher Bildungsmaterialien ist nicht neu und spätestens seit dem Launch der „opencourseware"-Plattform, mit der das MIT seit 2001 seine Unterrichtsmaterialien weltweit zur Verfügung stellt, in Bildungskreisen ein Begriff. Welche Vielfalt an Materialien unter dem Begriff versammelt ist, wird aber immer noch oft unterschätzt: von der Infografik bis zum Wasserwissen-Onlinekurs, von der interaktiven Übung bis zur Vorlage für ein analoges Programmier-Lernspiel, von der fertigen Unterrichtsvorbereitung zu Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz bis zur Erklärvideo-Sammlung für Zweitschrift-Lernerinnen reicht die Palette. Allen diesen Ressourcen gemein ist, dass es für Bildungszwecke erstellte Materialien sind, die unter einer freien Lizenz veröffentlich sind, mit der AutorInnen auf bestimmte Urheberrechte verzichten. Sie räumen damit allen NachnutzerInnen die Möglichkeit ein, die Materialien wiederzuverwenden, zu verändern, neu zu kombinieren und auch wieder zu veröffentlichen [Weitere Informationen hierzu: 5 Freiheiten von OER].

Sinnvoll suchen und finden

OER wollen genutzt und weiterentwickelt werden – sie sind die Antithese zu Arbeitsblättern, die in Ordnern auf ihren Einsatz warten. Möglich ist das nur, wenn sie gut auffindbar, userInnenfreundlich präsentiert und einfach wiederverwendbar sind. Wer eine Menge kleiner, vielleicht wenig userInnenfreundlicher Datenbanken durchwühlen muss, um ein passendes Arbeitsblatt oder Video zu finden, wird nicht viel Freude mit OER haben – und die OER-Plattformen weiter „Geisterstädte" bleiben. Deshalb hat sich in den letzten Jahren in der Bereitstellung von OER einiges getan: Meta-Suchmaschinen für OER wie wirlernenonline oder oersi sind nun zentrale Anlaufstellen, über die viele kleine Repositorien durchsucht werden können. Momentan werden diese Meta-Suchmaschinen noch ausschließlich in Deutschland betrieben, in Österreich wird von Open Education Austria aber aktuell eine ähnliche Lösung (vorerst mit Fokus auf den Hochschulbereich) entwickelt.

Gute Qualität sicherstellen

Wo anfänglich OER im Internet wild wucherten, wird nun vielerorts redaktionell eingegriffen. Die meisten (deutschsprachigen) Plattformen, die OER zur Verfügung stellen, veröffentlichen Materialien nur mehr, nachdem sie einen zumindest oberflächlichen Qualitätssicherungs-Prozess durchlaufen haben, in dem sichergestellt wird, dass die Materialien gut beschlagwortet und z.B. nach Fachgebiet oder Materialienart kategorisiert wurde. Einige OER-Plattformen beschäftigen inzwischen Fach-Redaktionsteams, die OER auch inhaltlich beurteilen und Empfehlungen für besonders gelungene Materialien einer Fachrichtung ausstellen.

Professionell teilen

Das Konzept OER lebt davon, dass Ressourcen nicht nur konsumiert, sondern auch produziert werden – von einer aktiven Community, die den Austausch und die gegenseitige Weiterentwicklung von Materialien als profitabel erlebt und die Veröffentlichung qualitätsvoller OER anerkennt und honoriert. Wie bereichernd (auch im ökonomischen Sinn) das Mitwirken in einer teilenden Bildungscommunity sein kann, hat die Bildungswissenschafterin Nele Hirsch in einem fast schon weihnachtlichen Artikel beschrieben.

 

Wer teilen will (oder muss – immer mehr Förderungen sind auch an die Veröffentlichung von in einem Projekt erstellten Materialien als OER gebunden) hat inzwischen viele Möglichkeiten: unter CC Lizenz gestellte Materialien können auf eigenen Projektwebsites zum Download angeboten (wie z.B. im Projekt MIKA) oder in OER Repositorien (zB bei wirlernenonline oder bei alphabetisierung.at) publiziert werden. Wer sich dann noch die Fragen stellt: „welches Material könnte für meine Kollegin nützlich sein?", „Welche didaktische Beschreibung hilft dem Kollegen, das Material sinnvoll einzusetzen?" und: „Wie muss ich das Material beschlagworten und klassifizieren, dass es auch gefunden wird?" ist auf dem besten Weg, die OER Community zu bereichern.

Weitere Informationen:

 

Offene Ressourcen für die EB:

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