Offene Bildungsressourcen (OER) in der Erwachsenenbildung

23.09.2015, Text: Birgit Aschemann, Redaktion/CONEDU
In der Erwachsenenbildung sind noch vergleichsweise wenige Materialien frei zugänglich. Die bestehenden verdanken wir PionierInnen und einer Graswurzelbewegung. (Serie: Digitale Technologien und Ressourcen)
Bild: (C) CONEDU/Schnepfleitner
Frei verfügbare Informationen und leichter zugängliche Bildung
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Urheberrechtliche Grenzen und Unsicherheiten behindern den Austausch, die Bearbeitung und das Verbreiten digitaler Lehr- und Lernmaterialien auch in der Erwachsenenbildung. Materialien mit offenen Lizenzen sollen hier für mehr Klarheit und Erleichterung sorgen. Die Europäische Kommission hat 2013 in ihrer Mitteilung "Die Bildung öffnen" ein Ideal formuliert: "Die Zusammenarbeit wird gestärkt, indem Lernende, Lehrende, Forschende und Einrichtungen in die Lage versetzt werden, Inhalte mit der ganzen Welt zu schaffen, auszutauschen und zu erörtern." Offene Lehr- und Lernmaterialien stehen für frei verfügbare Informationen und leichter zugängliche Bildung.

Was heißt "offen"?
Offene Bildungsressourcen (Open Educational Resources, OER) sind Lehr- und Lernmaterialien, die von den AutorInnen bewusst frei zugänglich gemacht wurden. Sie dürfen ohne zusätzliche Erlaubnis bearbeitet und weitergegeben werden. Das setzt eine entsprechende Lizenzierung voraus, die einfach vorgenommen werden kann, etwa in Form der Creative Commons Lizenz.

Erste Bestandsaufnahme - die Leistung von PionierInnen
Mehrere Tausend offene Ressourcen im Schulbereich und hunderte Videos im Hochschulbereich gehören zu den bereits zugänglichen OER im deutschsprachigen Raum. Universitäten haben begonnen, den "Elfenbeinturm" digital zu öffnen und Inhalte allen Interessierten frei anzubieten. In Österreich gehört dazu neben der Universität Klagenfurt auch die Technische Universität Graz mit dem Projekt "Open Content".

Im Bereich der Erwachsenenbildung hat der W. Bertelsmann Verlag (wbv) als erster Verlag im deutschsprachigen Raum bereits Veröffentlichungen offen lizenziert und Open-Access zur Verfügung gestellt; der Springer-Verlag hat mittlerweile mit einzelnen Produkten nachgezogen, und beide Verlage haben Finanzierungsformen dafür gefunden. Aber nicht nur Produkte, sondern auch Lernprozesse werden mit großem Mehrwert geöffnet: man denke an Webinare oder große offene Onlinekurse (MOOCs), die auch in Österreich langsam aber sicher zunehmen.

Gerade was die Erwachsenenbildung betrifft, sind es Pionierleistungen und eine Graswurzelbewegung, denen wir das Bestehende verdanken.

Open Education: Wo Technologien, Didaktik und Grundwerte sich unterstützen 
Offene Lernangebote und ihre unterstützenden Technologien können genau jenen Wandel der Lernkulturen befördern, der am Puls der Erwachsenenbildung liegt: Konstruktivismus und Handlungsorientierung sind Grundsätze, die beispielsweise in bestimmten Formen von MOOCs, in Wikis oder in der Produktion von OER belebt werden. Sie erleichtern es, beim Lehren und beim Lernen zusammen zu arbeiten und die eigene Erfahrung einzubringen. Dank diskussionsoffener Möglichkeiten wie Webinare, Foren, Blogs usw. muss die Erwachsenenbildung auch nicht auf ihre traditionell hohe Beziehungsorientierung verzichten.

Ganz zu Recht erkennen UNESCO, OECD und die Europäische Kommission in offenen Bildungsressourcen gewaltige Potenziale für Bildung und Innovation; das Thema berührt sowohl zivilgesellschaftliche Fragen der Partizipation als auch wirtschaftliche Fragen der Arbeitsmärkte.

Ausblick: Analyse der gegenwärtigen Situation von OER in der Erwachsenenbildung
Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung bzw. von Wikimedia Deutschland wurden heuer ein Weißbuch und eine aktuelle Ist-Analyse erarbeitet und jüngst veröffentlicht, die über Chancen und Hindernisse beim Heben dieses großen Potenzials Aufschluss geben - mehr dazu demnächst in einer Analyse der gegenwärtigen Situation von OER in der Erwachsenenbildung.

 

Serie: Digitale Technologien und Ressourcen für die Erwachsenenbildung

In einer Serie von praxisnahen Beiträgen berichtet erwachsenenbildung.at über digitale Möglichkeiten für das Lernen und Lehren von und mit Erwachsenen. Damit sind bislang nicht ausgenützte Chancen verbunden, was Öffnung, Kommunikation und Austausch, aber auch Arbeitserleichterung und Effizienz betrifft. Die Serie soll dazu ermutigen, die technischen Möglichkeiten zu erproben und sich diese letztlich (individuell und als Bildungssektor) zu eigen zu machen. Alle bisher erschienenen Beiträge der Serie finden Sie hier.

Weitere Informationen:

 

Quelle:
EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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