Sichtbarkeit von Frauen in der Erwachsenenbildung

01.07.2021, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Die aktuelle Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at begibt sich auf die Spuren einer Erwachsenenbildung von Frauen für Frauen.
Sichtbarkeit von Frauen in der Erwachsenenbildung: Die neue Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at.
Foto: Pixabay Lizenz, Nadim Merrikh, https://pixabay.com
Frauen sind in der Erwachsenenbildung vor allem als Teilnehmende sichtbar, sind sich Heidi Niederkofler und Stefan Vater, die HerausgeberInnen der 43. Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at einig. An den Volkshochschulen etwa ist der Anteil weiblicher Teilnehmender mit rund 75% besonders hoch. Als Lehrende, Intellektuelle und Macherinnen im Bildungsbereich bleiben Frauen aber oft unsichtbar. Dabei prägen sie die Erwachsenenbildung wesentlich – so ist nicht zuletzt der Großteil der Beschäftigten im Fachbereich weiblich.


Die aktuelle Ausgabe des Magazin erwachsenenbildung.at beleuchtet daher Frauenbildung und geht den Spuren nach, die Frauen damals wie heute hinterlassen. Hier einige Beispiele:

Frauen als Pionierinnen an Volkshochschulen

Frauen bevorzugen Sprache, Literatur und Geisteswissenschaften, so ein weit verbreitetes Stereotyp. Brigitte Bischof von der JKU Linz hält dem eine historische Aufarbeitung der Habsburger- und Zwischenkriegszeit entgegen. Die Autorin zeigt, dass Frauen zu jener Zeit als Kursleitende für Mathematik und Naturwissenschaften an den Wiener Volkshochschulen tätig waren. Bischof stellt anhand biografischer Skizzen Physikerinnen, Mathematikerinnen, Biologinnen, Botanikerinnen und weitere Naturwissenschaftlerinnen vor.

 

Amelia Sarah Levetus war die erste weibliche Vortragende an der Universität Wien, die auch in der Erwachsenenbildung wirkte: Sie war von 1901 bis 1938 als Kursleitende, Vortragende und Obfrau der englischen Fachgruppe an der Wiener Volkshochschule tätig. Eine Wiederveröffentlichung des 2016 verstorbenen Erwachsenenbildners Wilhelm Filla zeichnet das Leben und Wirken von Amelia Sarah Levetus nach.

 

Neben weiblichen Kursleitenden und Vortragenden, stand in der Vergangenheit auch Bildung für Frauen im Fokus (deutscher) Volkshochschulen. Bildungsorte für Frauen boten gerade in den 70er Jahren einen Raum, in dem Frauen ihren Alltag reflektierten und ihre Fertigkeiten stärkten. Florence Hervé, Lehrende und Schreibende in der Frauenbewegung, zeichnet in ihrem Beitrag die politische Frauenbildungsarbeit an deutschen Volkshochschulen mit Rückblick auf fünf Jahrzehnte Frauengesprächskreise nach.

Feministische Bildung von Frauen für Frauen

Seit Jahrzehnten gibt es in der österreichischen Erwachsenenbildungslandschaft zahlreiche Frauenbildungsprojekte. Meist mit wenig verfügbaren finanziellen Ressourcen leisten diese Projekte ihre Bildungsarbeit, so die politische Philosophin und frauenpolitisch engagierte Birge Krondorfer in ihrem Beitrag. Bei großen Trägern der Erwachsenenbildung gehe es hingegen vielmehr um Arbeitsmarktbezug und standardisierten Kompetenzerwerb und daher zunehmend weniger um herrschafts- und gesellschaftskritische Bildungsarbeit, betont sie. Sie stellt die Initiative "Feministische Frauen- und Erwachsenenbildung" (IFEB) vor, die darauf aufmerksam machen will.

 

Emanzipatorische Bildungsarbeit mit Frauen in der Landwirtschaft: Das betreibt der Frauenarbeitskreis der Österreichischen Berg- und Kleinbäuer_innen Vereinigung (O?BV-Via Campesina Austria) seit Jahrzehnten. Ihn stellt die Bildungsreferentin Monika Thuswald vor. Inspiriert von der "Pädagogik der Unterdrückten" Paolo Freires entwickelten Bäuerinnen mit der Bildungsreferentin ein pädagogisches Konzept der basisorientierten Bildungsarbeit. Das Ziel: die Anliegen und Ideen von Klein- und Bergbäuerinnen sichtbar zu machen und umzusetzen.

Frauenstimmen hören

Die oberösterreichische Initiative "das kollektiv" versteht sich als Ort der kritischen Bildungsarbeit. Diese ist kritisch-politisch und parteilich und soll dazu beitragen, gesellschaftliche Ungleichheiten zu bekämpfen. Diese Positionierung zeigt sich in einem ungewöhnlichen Beitrag entlang eines offenen Briefs von afghanischen Frauen zum Weltflüchtlingstag. Mitarbeitende von das kollektiv positionieren sich dazu in Kommentaren. So werden Frauenstimmen hörbar, die aus verschiedenen Positionen sprechen. Das kollektiv - viele der Mitarbeitenden mit eigener Migrationsgeschichte - antwortet: Wir kämpfen gemeinsam.

 

"Frauenstimmen" war auch ein Projekt, das Frauen mit Migrationsgeschichte in Workshops die Möglichkeit gab, ihre Erfahrungen, Wünsche und Anliegen aufzuzeigen, was die Gestaltung eines "guten Lebens" in Österreich betrifft. In ihrem Beitrag beschreibt Lydia Rössler vom Verein Projekt Integrationshaus das Projekt, das im Vorjahr durchgeführt worden war. Das Projekt zeigte neben den Wünschen und Anliegen der Frauen auch deren Potenziale und Ressourcen auf.

 

Die 43. Ausgabe "Die Sichtbarkeit von Frauen* in der Erwachsenenbildung " des Magazin erwachsenenbildung.at gibt es kostenlos online und als Druckausgabe.

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