Medien- und Informationskompetenz kreativ vermitteln

26.03.2024, Text: Andrea Sedlaczek, COMMIT
Mit lebensnahen Methoden lässt sich kritische Medienkompetenz an heterogene Zielgruppen vermitteln. Das Projekt EXPLORE – New Horizons gibt Anregungen dafür. Im Fokus stehen u.a. die Themen KI und Medienreflexion.
Mit eigenen Zeichnungen kann die Funktionsweise einer Bilderkennungs-KI spielerisch vermittelt werden. Diese Übung stammt vom Wiener Bildungsserver.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, Andrea Sedlaczek, KI Bildgeneratoren Übung Bildungsserver, auf erwachsenenbildung.at

In einer von rasanten technologischen Innovationen und Entwicklungen geprägten Zeit, in der zugleich eine zunehmende Skepsis gegenüber Wissenschaft und traditionellen demokratischen Institutionen in der Gesellschaft zu beobachten ist, kommt der Stärkung von kritischer Medien- und Informationskompetenz (MIL) eine zentrale Rolle zu. MIL fördert Bewertungs-, Reflexions- und Handlungskompetenzen im Umgang mit Medien und Medieninhalten. MIL stellt damit eine wichtige Grundlage für selbstbestimmtes und emanzipiertes Handeln, demokratisches Verständnis und gesellschaftliche Teilhabe dar.

In der Arbeit mit heterogenen Zielgruppen ist die Erwachsenenbildung gefordert, passgenaue und lebensnahe Methoden zu finden, um zentrale MIL-Themen zu vermitteln. Während ältere Generationen oftmals erst an neue Technologien und deren Potentiale und Risiken herangeführt werden müssen, verfügen jüngere Zielgruppen zumeist zwar über Nutzungskompetenzen, ihnen fehlt aber oft eine nötige kritische Reflexion im Umgang mit Medien und Technologien.

Im Projekt EXPLORE – New Horizons werden von den Projektpartnern Bildungszentrum Salzkammergut (BIS), Freies Radio Salzkammergut (FRS) und COMMIT – Community Medien Institut kreative und lebensnahe Methoden zur Vermittlung von Medien- und Informationskompetenz entwickelt und erprobt. Im Projektjahr 2023/24 lag der Fokus auf den Themenbereichen Künstliche Intelligenz, Desinformation, Privatsphäre und Datenschutz sowie Medienreflexion.

KI kritisch und praktisch reflektieren

Dem Themenbereich Künstliche Intelligenz widmeten sich mehrere Workshopangebote des BIS für arbeitssuchende Personen. Neben der kritischen Reflexion der Chancen und Risiken der gegenwärtigen KI-Entwicklungen stand das Kennenlernen und Ausprobieren von KI-Textgeneratoren im Zentrum: In praktischen Übungen wurden die Teilnehmenden dazu angeleitet, mit KI Bewerbungsschreiben zu verfassen oder ein Bewerbungsgespräch zu simulieren. Am Ende stand die Reflexion über den persönlichen Nutzen von KI-Anwendungen für den Alltag. Die Reaktionen der Teilnehmenden reichten hierbei von begeistert bis durchaus skeptisch.

Mit Medienarbeit spielerisch zu einer Medienreflexion

Den zunehmend wahrgenommenen Extrempositionen in der Gesellschaft zwischen einem unreflektierten, naiven Medienkonsum auf der einen Seite und einer pauschalen skeptischen Ablehnung von traditionellen Medien und neuen Technologien auf der anderen Seite, versuchte das FRS mit einem sehr praktischen und spielerischen Zugang entgegenzuwirken. In Exkursionen ins Radiostudio konnten die teilnehmenden Personen nicht nur das Freie Radio mit dessen offenen Zugang und Möglichkeiten der Sendungsproduktion kennenlernen, sondern sie wurden auch selbst aktiv: In zwei Gruppen sollten die Teilnehmer*innen eine Wettermeldung als Audio-Wetterbericht aufnehmen – eine Gruppe bekam den Auftrag, die Wettermeldung möglichst optimistisch zu gestalten, die andere Gruppe sollte die Information mit einer möglichst negativen Haltung vermitteln.

Anhand der eigenen Medienproduktion und mit dem unverfänglichen Thema eines Wetterberichts konnte damit ganz nebenbei über wichtige Fragen der Medienreflexion gesprochen werden: Wie werden Sachverhalte in Medien vermittelt und wie können stilistische Mittel angewendet werden, um Informationen auf eine bestimmte Art und Weise wiederzugeben? Für die Teilnehmenden waren diese Radioexkursionen eine sehr lehrreiche Erfahrung.

Den Austausch von Methoden fördern

Neben der Entwicklung und Erprobung eigener lebensnaher Methoden legt EXPLORE – New Horizons auch Wert auf den Austausch mit anderen Trainer*innen und Anbieter*innen in der Erwachsenenbildung. COMMIT organisierte dafür im Juni 2023 eine Entwicklungswerkstatt, in der sich die Projektpartner*innen mit anderen Praktiker*innen der Medienbildung über kreative Vermittlungsmethoden für MIL austauschten. Dabei wurden niederschwellige, praktische Übungen und Ressourcen vorgestellt, die auch in der Basisbildung eingesetzt werden können. 

So ließ Christoph Kaindel vom Wiener Bildungsserver die Teilnehmenden eigene Zeichnungen einer Katze, eines Frosches und eines Fischs anfertigen, um die Wirkungsweise von KI-Bildgeneratoren näherzubringen. Der Erwachsenenbildner Nikolaus Fennes wiederum verwandelte Fragen nach dem Wert persönlicher Daten und Privatsphäre in ein „Daten-Dealer-Spiel“, das er für seine generationenübergreifende Workshop-Reihe „digilog“ mit den Büchereien Wien entwickelt hatte.

Vorgestellt wurden auch bestehende Methodensammlungen zu MIL, wie das offene Wiki des Projekts CUMILA oder das umfangreiche Lehrerweb des Wiener Bildungsservers. Auch EXPLORE stellt die im Projekt entwickelten Methoden über die Projektwebseite anderen Interessierten aus der Erwachsenenbildung zur Verfügung. In den kommenden Monaten ist zudem eine Webinar-Reihe geplant, die den Austausch mit Multiplikator*innen in der EB fördern will.

Zum Projekt EXPLORE – New Horizons

Die langjährige Entwicklungspartnerschaft von EXPLORE, getragen von BIS, FRS und COMMIT, entwickelt und erprobt Dialog- und Lernformate für Erwachsene unter Einbindung verschiedener Räume und Methoden. Seit 2022 verfolgt EXPLORE das Ziel, mit der Stärkung von kritischer Medien- und Informationskompetenz in der Erwachsenenbildung zur Förderung eines bewussten Umgangs mit Medien und Information in Alltag und Beruf, zur Rückgewinnung von Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie sowie zum Schutz von Selbstbestimmung und Teilhabe in einer sich verändernden mediatisierten Gesellschaft beizutragen.

Weitere Informationen:

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