Positive Erwartungen trotz unsicherer Lage in der Schweizer Weiterbildung
Als größte Herausforderungen in der Weiterbildungsbranche in den letzten Jahren identifizierte der Branchenmonitor die große Planungsunsicherheit, die zusätzlichen Hürden für die Gewinnung von Teilnehmenden nach der Pandemie und die Suche nach einer geeigneten Mischung von Online- und Präsenzunterricht.
Jede zweite Einrichtung schätzte ihre Lage für 2022 als gut ein
Laut der Selbsteinschätzung der Weiterbildungseinrichtungen lag ihre wirtschaftliche Situation im Jahr 2021 bei einem Mittelwert von 11 Punkten, was als eine leicht positive Bewertung der wirtschaftlichen Lage einzuschätzen ist. Denn die Indikatoren für die Einschätzung können zwischen -100 und +100 liegen. Je höher der Wert, desto positiver ist die Einschätzung und umgekehrt. 34% beurteilten die Lage als eher positiv und 11% als sehr positiv. 28% und 21% der Einrichtungen rechneten mit keiner oder einer eher negativen Veränderung. 6% bewerteten ihre damalige wirtschaftliche Situation als "sehr schlecht".
Mit einem Mittelwert von 19 Punkten war die Einschätzung für 2022 etwas höher als im Jahr davor: Die Hälfte der Anbieter prognostizierte eine gute (43%) bis sehr gute (7%) wirtschaftliche Situation ihrer Einrichtung. 32% rechneten mit keiner Veränderung, 18% mit einer eher negativen – jedoch niemand mit einer sehr negativen – Entwicklung.
Die Teilnehmenden entscheiden über den Umsatz
Der Branchenmonitor zeigte ebenfalls, dass der wirtschaftliche Erfolg stark mit den Teilnehmendenzahlen zusammenhängt. Der durchschnittliche Umsatz der teilnehmenden Institutionen betrug 2021 rund 3,5 Millionen CHF (rund 3,55 Millionen Euro).
Bei mehr als der Hälfte der Weiterbildungseinrichtungen (57%) setzte sich der Umsatz fast gänzlich aus den Teilnahmegebühren zusammen. Die Autor*innen des Branchenmonitors gehen daher davon aus, dass positive Entwicklungen der wirtschaftlichen Lage mit einer höheren Nachfrageentwicklung einhergehen. Auch diesbezüglich zeigte sich bei 60% der Bildungseinrichtungen eine leicht positive Erwartung für 2022 – jede fünfte Einrichtung (19%) rechnete jedoch mit einer leicht sinkenden Nachfrage.
Außerdem schätzte die Mehrheit der Bildungseinrichtungen ihre Personalentwicklung im Jahr 2021 als gleichbleibend ein (60%) und rechnete auch für 2022 mit keiner Veränderung (65%).
Verbindung von Online- und Präsenzunterricht wichtiger als "online only"
Der Angebotsfokus der Hälfte der Bildungseinrichtungen lag 2021 auf der Verbindung von Online- und Präsenzunterricht. Auch für 2022 gaben 41% der Einrichtungen dies als Schwerpunkt an – 43% bezeichneten den "digital angereicherten Präsenzunterricht" als Schwerpunkt ihrer Weiterbildungspraxis.
Der Branchenmonitor stellte somit seit dem ersten Jahr der Covid-19-Pandemie (2020) einen tendenziellen Rückgang von reinem Online-Unterricht fest.
Über den Branchenmonitor
Der Branchenmonitor untersucht vier Dimensionen: Die wirtschaftliche Situation, die Nachfrage, das Angebot und das Personal der Schweizer Weiterbildungseinrichtungen. Mit dem "Branchenindikator" werden die Entwicklungen im Jahr 2021 bewertet. Der "Erwartungsindikator" zeigt, welche Erwartungen innerhalb der Weiterbildungsbranche für das Jahr 2022 herrschten.
Dieses Jahr wurde erstmals eine standardisierte Umfrage entwickelt, die die Grundlage für eine wiederkehrende jährliche Untersuchung bildet.
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