Gesund und selbstbestimmt altern

01.12.2020, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Das unterstützt die steirische Initiative "Altern mit Zukunft" durch verschiedene Bildungsangebote.
Gerade während Corona sind die Themen Humor und Lebensfreude vorherrschende Gesundheitsthemen bei den AmZ-Cafès der Initiative.
Foto: Pixabay Lizenz, giselaatje, https://pixabay.com
Ziel der steirischen Initiative "Altern mit Zukunft" (AmZ) ist es, Menschen in der Region für das Alter(n) zu sensibilisieren und sie mit unterschiedlichen Angeboten dabei zu unterstützen, das eigene Altern selbstbestimmt und möglichst gesund zu gestalten. Sie bietet älteren Menschen die Möglichkeit sich auszutauschen, sich über verschiedene Aspekte des Alter(n)s zu informieren, Unterstützungsangebote in ihrer Nähe zu finden und selbst Veranstaltungen zu organisieren.

Ältere Menschen als BotschafterInnen für gesundes Alter(n)

Im Rahmen der Initiative können ältere Menschen ab 60 Jahren an einem "AmZ-BotschafterInnen-Kurs" teilnehmen. Dort haben sie die Möglichkeit, sich zu Themen rund um gesundes Altern zu informieren und sich auf eine ehrenamtliche Tätigkeit vorzubereiten. "Damit können AbsolventInnen ihre eigene gesundheitsbezogene Aktivität planen und als Botschafterinnen und Botschafter die gesundheitsförderlichen Angebote aus Altern mit Zukunft weiter tragen", erklärt Silvia Lackner, Senior Consultant am Institut für Gesundheitsförderung und Prävention und Projektleiterin der Initiative.

 

Inhaltlich geht es im Kurs u.a. um Fragen der Gesundheitskompetenz, z.B.: Welche Informationen sind vertrauenswürdig, wie erkenne ich Fake-News und wie kann ich mich gut auf ein Arzt- bzw. Ärztinnengespräch vorbereiten? Aber es geht auch darum, wie eine seniorInnenfreundliche Gemeinde aussieht und wie sich jede Einzelne/jeder Einzelne im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit einbringen kann. Die TeilnehmerInnen beschäftigen sich hierbei z.B. mit der Frage, welche gesundheitlichen positiven Effekte es haben kann, ehrenamtlich tätig zu sein, generieren eigene Projektideen zum Thema und entwickeln diese mithilfe des AmZ-Teams weiter. Unterstützt werden sie dabei auch zu sämtlichen Fragen der Öffentlichkeitsarbeit: Wie schaffe ich es, mein Umfeld zu motivieren, wie kann ich meine Idee bzw. Aktivität bewerben und wie kann ich trotz Corona-Krise noch gut mit anderen in Kontakt treten?

 

Im Rahmen der Kurse entstehen daraufhin unterschiedliche kleinere und größere Projekte der TeilnehmerInnen. "Zum Beispiel hat ein Teilnehmer in Eisenerz Gelder gesammelt, um Kopfhörer und MP3-Player für ein Pflegeheim anzuschaffen, weil er wusste, dass die Menschen aktiviert werden können, wenn sie Musik aus ihrer Vergangenheit hören", erzählt Lackner. Sie betont aber auch, dass es nicht das Kursziel ist, dass alle TeilnehmerInnen des Kurses auch selbst aktiv Veranstaltungen umsetzen: "Da sind auch ganz andere Bereiche wichtig, z.B. geht es auch darum, Kontakte zu knüpfen, die die Menschen vorher nicht hatten oder dass sie einfach zu der einen oder anderen gesundheitsbezogenen Veranstaltung gehen".

 

Der BotschafterInnen-Kurs erfährt aufgrund der aktuellen Situation eine Neukonzipierung mit zusätzlichem Fokus auf das Thema Digitalisierung. In Zeiten wie diesen "ist es wichtiger denn je, auf den Online-Zug aufzuspringen und SeniorInnen eine weitere Möglichkeit zu bieten miteinander in Kontakt zu bleiben", so Lackner.

Im gemütlichen Rahmen über das Alter(n) sprechen

Ein weiteres Angebot der Initiative sind die sogenannten AmZ-Cafés. Dabei handelt es sich um ein mehrteiliges Nachmittagsangebot in der Region für ältere Menschen, die in gemütlicher Atmosphäre gemeinsam mit ReferentInnen ein bestimmtes Thema zum Altern näher besprechen. Diese Cafès können darüber hinaus auch mit Hilfe der PartnerInnen der Initiative von den TeilnehmerInnen selbst veranstaltet werden.

 

Die AmZ-Cafés wurden im vergangenen April im Zuge der Entwicklungen rund um Corona in ein Online-Format umgewandelt, um sicher vor einer Infektion auch von zuhause aus einen Gesundheitsvortrag hören und sich mit anderen austauschen zu können. Zur Sprache kommen dabei unterschiedliche Themen, es gibt aber auch Tendenzen: "Gerade jetzt in der Corona-Zeit sind die Themen Humor und Lebensfreude aber auch Themen zur psychischen Gesundheit besonders beliebt", so Lackner.

Kursreihe "meine Gesundheit – meine Entscheidung"

"Meine Gesundheit – meine Entscheidung (mG-mE)" ist ein dreiteiliger Kurs für ältere Menschen ab 60 Jahren mit drei inhaltlichen Schwerpunkten: (1) Was habe ich davon, wenn ich in Gesundheitsfragen selbst (mit)entscheide? (2) Wie kann ich mich gut auf ein Arzt- bzw. Ärztinnengespräch vorbereiten und dieses so beeinflussen, dass ich daraus möglichst viel Nutzen ziehe? (3) Wo finde ich und wie erkenne ich gute Gesundheitsinformationen?

Mittlerweile ist die Kursreihe kein Teil der Initiative "Altern mit Zukunft" mehr, sondern ein eigenes Projekt des Fördergebers Gesundheitsfonds Steiermark, erzählt Lackner. "Das ist ein sehr brennendes Thema, gerade jetzt während Corona, denn es herrschen so viele Informationen zum Thema vor, es ist schwierig, da vertrauensvolle Informationen aus der Fülle von Angeboten zu filtern."

 

Ausgangspunkt für die Kursreihe waren die Ergebnisse der europäischen Health-Literacy-Studie, die Österreich eine eher schlechte Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung bescheinigte. "Österreich ist im Ranking damals auf dem vorletzten Platz unter acht europäischen Ländern gelandet. Das war wie eine Watsche ins Gesicht", erzählt Lackner. Die Frauengesundheitszentren in Wien und Graz entwickelten die Kursreihe "Durchblick", die sich allerdings nur an Frauen richtete. Das Institut für Gesundheitsförderung und Prävention (IfGP) und das Frauengesundheitszentrum Graz entwickelten das Format weiter in die Kursreihe mG-mE, die als Kurs für Frauen, als Kurs für Männer und als gemischter Kurs durchgeführt wird. Es gehe darum, die Menschen darin zu stärken, dass sie das Recht haben, beim Arzt/bei der Ärztin Nachfragen zu stellen und sie generell für das Thema zu sensibilisieren. "Denn das ist wichtig für jede/n Einzelne/n - nicht nur für SeniorInnen, sondern für alle", meint Lackner.

 

Die Kursreihe Meine Gesundheit – meine Entscheidung wird vom IfGP gemeinsam mit dem Frauengesundheitszentrum Graz umgesetzt. Sie läuft noch bis Ende des Jahres.

Über "Altern mit Zukunft"

"Altern mit Zukunft" ist eine Initiative des Landes Steiermark, der steirischen Sozialversicherungsträger und mehrerer ExpertInnenorganisationen, darunter: Das Institut für Gesundheitsförderung und Prävention GmbH (IfGP), das Frauengesundheitszentrum Graz, die gemeinnützige Einrichtung inspire, die Österreichische Plattform für Interdisziplinäre Altersfragen (ÖPIA) und Styria vitalis und wird aus dem Landesgesundheitsförderungsfonds Steiermark (LGFF) heraus finanziert.

 

Die Initiative wird derzeit in den Bezirken Bruck-Mürzzuschlag, Leoben, Voitsberg und Murtal umgesetzt und läuft bis Ende 2022. Ob die Initiative danach weitergehen wird, ist derzeit noch offen.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

Verwandte Artikel