Bildung zum Schutz von Freiheit und Demokratie - Wo Europa heute steht

26.09.2016, Text: Karin Kulmer (seit 05/2023: Karin Lamprecht), Redaktion/CONEDU
Ein Jahr nach Verabschiedung der Paris-Deklaration liegen Publikationen zur Extremismusprävention und Förderung aktiver BürgerInnenschaft durch Bildung vor. Das Thema ist aktueller denn je.
Bildung soll Radikalisierungstendenzen entgegenwirken
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In Zeiten, in denen terroristische Aktivitäten, aber auch rechtspopulistische Ansichten und autoritäre Tendenzen in Demokratien zunehmen, kommt der Förderung aktiver BürgerInnenschaft, ziviler Verantwortung und der Menschenrechte höchste Bedeutung zu. Auf europäischer Ebene arbeitet man seit mehr als einem Jahr intensiv an der Förderung von Bildung zum Schutz von Freiheit und Demokratie. Neben zwei jüngst erschienenen Publikationen beschäftigt sich eine EU-Arbeitsgruppe noch bis Mitte 2018 mit dem internationalen Austausch von Bildungspolitiken, Daten und Praxisbeispielen.

 

Bildung gegen Radikalisierung — die Paris-Deklaration

Am 17. März 2015 verabschiedeten die europäischen BildungsministerInnen in Paris eine Deklaration, die Bildung als zentrales Mittel zur Prävention von Extremismus, Gewalt und Rassismus ansieht. Vier zentrale Ziele wurden formuliert:

  • Förderung der sozialen, gesellschaftlichen und interkulturellen Kompetenzen von jungen Menschen
  • Förderung von kritischem Denken und Medienkompetenz
  • Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher
  • Förderung des interkulturellen Dialogs

 

Gerade junge Menschen, so heißt es in der Deklaration, „stellen unsere Zukunft dar und sollen diese gestalten können“. Diese Befähigung soll durch Bildung erreicht werden, die damit eine Schlüsselrolle bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme einnimmt. Probleme wie Marginalisierung, Intoleranz, Rassismus und Radikalisierung sollen durch Bildung bekämpft werden und Chancengleichheit für alle hergestellt werden.

 

Bildungspolitik und -praxis soll BürgerInnenschaft fördern

Seitdem wurden im schulischen, aber auch im Erwachsenenbildungsbereich europaweit zahlreiche Vorschläge und Good-Practice-Beispiele erarbeitet und in zwei Publikationen zusammengefasst.

 

Der 2016 erschienene NESET II Bericht über Bildungspolitiken und –praxen zur Förderung von ziviler Verantwortung untersucht auf Basis empirischer Daten, mit welchen Maßnahmen europäische Bildungssysteme ihre BürgerInnen in den Bereichen Toleranz, Respekt für Diversität und Zivile Verantwortung fördern.

 

Die Europäische Kommission hat im März 2016 eine Broschüre über die Förderung von BürgerInnenschaft und europäischer Werte durch Bildung herausgegeben, die über Praxisbeispiele aus europäischen Ländern in den Bereichen Bildungspolitik und Bildungssysteme berichtet. Sie bildet damit einen ersten Status Quo ab und schafft die Basis für den gegenseitigen Austausch von Lösungsansätzen.

 

Die Europäische Arbeitsgruppe zur Förderung der BürgerInnenschaft und der gemeinsamen Werte von Freiheit, Toleranz und Nichtdiskriminierung durch Bildung beschäftigt sich seit Jänner 2016 und noch bis Juni 2018 mit der Frage, wie soziale und interkulturelle Kompetenzen und demokratische Werte auf allen Ebenen des Bildungssystems gefördert werden können. Als Ergebnisse sollen eine Online-Datenbank mit Praxisbeispielen sowie ein Rahmenwerk zur Förderung von Bildungspolitiken in den Bereichen BürgerInnenschaft und Inklusive Bildung entstehen.

 

Ende Oktober 2016 findet in Wien eine ‚Peer-Learning Activity‘ für VertreterInnen aus ganz Europa statt, bei der vorbildliche Projekte zur Förderung von Respekt und Demokratie vorgestellt werden.

 

Ansatzpunkte für die Erwachsenenbildung

Die genannten Publikationen betreffen vor allem die Schulsysteme, mit deren Hilfe junge Menschen erreicht werden sollen. Die Erwachsenenbildung wird angesprochen, wenn es um Weiterbildung und Professionalitätsenwicklung der Lehrkräfte, Angebote für Jugendliche außerhalb des formalen Schulsystems oder Elternbildungsprogramme geht.

 

Abgesehen von diesen expliziten Aufgaben lassen sich auch implizit Handlungsfelder ablesen. So sind bildungspolitische Vorschläge wie die verantwortungsbewusste Verwendung neuer Technologien oder die Förderung von Kontakten zwischen heterogenen LernerInnengruppen auch für die Erwachsenenbildung hoch relevant.

 

Im Rahmen der nächsten Erasmus+ Calls, die im Herbst 2016 ausgeschrieben werden, sollen Ansätze zur Förderung von BürgerInnenschaft auf allen Ebenen des Bildungssystems gefördert werden.

Weitere Informationen:

 

Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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