Bildung zum Schutz von Freiheit und Demokratie - Wo Europa heute steht
Bildung gegen Radikalisierung — die Paris-Deklaration
Am 17. März 2015 verabschiedeten die europäischen BildungsministerInnen in Paris eine Deklaration, die Bildung als zentrales Mittel zur Prävention von Extremismus, Gewalt und Rassismus ansieht. Vier zentrale Ziele wurden formuliert:
- Förderung der sozialen, gesellschaftlichen und interkulturellen Kompetenzen von jungen Menschen
- Förderung von kritischem Denken und Medienkompetenz
- Förderung benachteiligter Kinder und Jugendlicher
- Förderung des interkulturellen Dialogs
Gerade junge Menschen, so heißt es in der Deklaration, „stellen unsere Zukunft dar und sollen diese gestalten können“. Diese Befähigung soll durch Bildung erreicht werden, die damit eine Schlüsselrolle bei der Lösung gesellschaftlicher Probleme einnimmt. Probleme wie Marginalisierung, Intoleranz, Rassismus und Radikalisierung sollen durch Bildung bekämpft werden und Chancengleichheit für alle hergestellt werden.
Bildungspolitik und -praxis soll BürgerInnenschaft fördern
Seitdem wurden im schulischen, aber auch im Erwachsenenbildungsbereich europaweit zahlreiche Vorschläge und Good-Practice-Beispiele erarbeitet und in zwei Publikationen zusammengefasst.
Der 2016 erschienene NESET II Bericht über Bildungspolitiken und –praxen zur Förderung von ziviler Verantwortung untersucht auf Basis empirischer Daten, mit welchen Maßnahmen europäische Bildungssysteme ihre BürgerInnen in den Bereichen Toleranz, Respekt für Diversität und Zivile Verantwortung fördern.
Die Europäische Kommission hat im März 2016 eine Broschüre über die Förderung von BürgerInnenschaft und europäischer Werte durch Bildung herausgegeben, die über Praxisbeispiele aus europäischen Ländern in den Bereichen Bildungspolitik und Bildungssysteme berichtet. Sie bildet damit einen ersten Status Quo ab und schafft die Basis für den gegenseitigen Austausch von Lösungsansätzen.
Die Europäische Arbeitsgruppe zur Förderung der BürgerInnenschaft und der gemeinsamen Werte von Freiheit, Toleranz und Nichtdiskriminierung durch Bildung beschäftigt sich seit Jänner 2016 und noch bis Juni 2018 mit der Frage, wie soziale und interkulturelle Kompetenzen und demokratische Werte auf allen Ebenen des Bildungssystems gefördert werden können. Als Ergebnisse sollen eine Online-Datenbank mit Praxisbeispielen sowie ein Rahmenwerk zur Förderung von Bildungspolitiken in den Bereichen BürgerInnenschaft und Inklusive Bildung entstehen.
Ende Oktober 2016 findet in Wien eine ‚Peer-Learning Activity‘ für VertreterInnen aus ganz Europa statt, bei der vorbildliche Projekte zur Förderung von Respekt und Demokratie vorgestellt werden.
Ansatzpunkte für die Erwachsenenbildung
Die genannten Publikationen betreffen vor allem die Schulsysteme, mit deren Hilfe junge Menschen erreicht werden sollen. Die Erwachsenenbildung wird angesprochen, wenn es um Weiterbildung und Professionalitätsenwicklung der Lehrkräfte, Angebote für Jugendliche außerhalb des formalen Schulsystems oder Elternbildungsprogramme geht.
Abgesehen von diesen expliziten Aufgaben lassen sich auch implizit Handlungsfelder ablesen. So sind bildungspolitische Vorschläge wie die verantwortungsbewusste Verwendung neuer Technologien oder die Förderung von Kontakten zwischen heterogenen LernerInnengruppen auch für die Erwachsenenbildung hoch relevant.
Im Rahmen der nächsten Erasmus+ Calls, die im Herbst 2016 ausgeschrieben werden, sollen Ansätze zur Förderung von BürgerInnenschaft auf allen Ebenen des Bildungssystems gefördert werden.
- Paris-Deklaration (pdf)
- Broschüre über die Förderung von BürgerInnenschaft und europäischer Werte durch Bildung
- Demokratielernen. Eine Vielfalt von Fähigkeiten und eine Frage der Übung.
Magazin erwachsenenbildung.at, Ausgabe 28, Juni 2016
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