Jahrestagung der KEBÖ 2023 im Zeichen der Nachhaltigkeit
Bundesminister Martin Polaschek würdigte Aktivitäten der KEBÖ
Bundesminister Martin Polaschek bedankte sich in seiner Eröffnungsansprache für das Engagement der Erwachsenenbildungseinrichtungen, das gerade in Krisenzeiten von großer Bedeutung sei. Das Thema Nachhaltigkeit sei von großer Relevanz, es brauche die Räume, um Wissen zu teilen und Diskussionen zu ermöglichen. Bildung sei der zentrale Schlüssel für persönliche Entfaltung und gesellschaftliche Entwicklung. Die Erwachsenenbildung spiele eine große Rolle dabei, Vertrauen in Wissenschaft und Demokratie zu stärken und Menschen zu befähigen, aktiv im Gemeinwesen mitzuarbeiten.
Polaschek würdigte die vielfältigen Aktivitäten und Angebote der zehn Mitgliedsorganisationen der KEBÖ, die sich für eine qualitätsvolle, lebensbegleitende und zukunftsorientierte Bildung für alle einsetzen und betonte die gute Kultur der Zusammenarbeit. Am Ende der Veranstaltung übergab Georg Primas vom Ring Österreichischer Bildungswerke nach zweijähriger Tätigkeit den Vorsitz der KEBÖ an Bernd Wachter vom Forum Katholischer Erwachsenenbildung.
EU-Jahr der Kompetenzen – Nachhaltigkeit, Demokratie und Globales Lernen
Die Jahrestagung stand im Zeichen des "EU-Jahres der Kompetenzen 2023", das die Bedeutung von lebenslangem Lernen für die persönliche und berufliche Entwicklung hervorhebt. Die Keynote hielt Bernd Overwien von der Humboldt-Universität zu Berlin, der über die Rolle der Erwachsenenbildung für die Gestaltung einer demokratischen und nachhaltigen Gesellschaft sprach.
Overwien gab einen Einblick in die historische Entwicklung der Diskussionen um Nachhaltigkeit und betonte die Bedeutung der Berücksichtigung aller Dimensionen dabei: der ökologischen, ökonomischen und der sozialen. Auch Kultur, Kommunikation und politische Steuerung sowie Migration und globale Zusammenhänge seien wichtige Aspekte.
Bildung für nachhaltige Entwicklung muss Ängste ernst nehmen
Bildung für nachhaltige Entwicklung könne nicht neutral sein und erfordere Standpunkte, Haltungen sowie Offenheit und Diskussion, so Overwien weiter. "Katastrophenpädagogik" habe sich als nicht zielführend erwiesen. Ängste und Unsicherheiten der Menschen müssen ernst genommen und diskutiert werden, Menschen seien widersprüchliche Wesen. Es gehe nicht um Moralisieren, sondern um die Entwicklung von politischer Urteils- und Handlungsfähigkeit der Individuen in der Gesellschaft und um weltweite Gerechtigkeit. Mithilfe anspruchsvoller Methodik und Didaktik, Einbeziehung von Gefühl und Verstand und der Berücksichtigung von Erfahrungen und informell Gelerntem müsse allen Menschen der Erwerb von Gestaltungskompetenz ermöglicht werden. Dieser Ansatz hat in der Erwachsenenbildung eine lange Tradition und die Erwachsenenbildung könne hier sehr viel leisten. Bildung für nachhaltige Entwicklung bedeute immer auch Solidarität stiften, politische Bildung und globales Lernen.
Im Rahmen von Workshops wurden anschließend fünf erfolgreiche Projekte und Initiativen zum Thema Nachhaltigkeit aus KEBÖ-Einrichtungen vorgestellt und diskutiert und Erfolgsfaktoren für Best-Practice-Projekte entwickelt. Die Spannbreite der Projekte reichte dabei von Themen wie Bildung für nachhaltige Entwicklung, ökologische Transformation durch Ausbildungen für Green Jobs, stadtökologische Entwicklungen mit Hilfe von Start-ups, Energiekompetenz, Digitalisierung und Inklusion, Zertifizierung sowie politische Bildung und Partizipation.
KEBÖ – breites Spektrum der Erwachsenenbildung in Österreich braucht ausreichend Ressourcen
Die KEBÖ präsentierte auch ihre aktuelle Statistik, die die hohe Nachfrage und das breite Spektrum der Erwachsenenbildung in Österreich zeigt. Im Jahr 2022 nahmen rund zwei Millionen Menschen an rund 160.000 Bildungsveranstaltungen teil, die von KEBÖ-Mitgliedseinrichtungen organisiert wurden. Die KEBÖ erneuerte ihre langjährige Forderung nach einer Erhöhung des Budgets der Erwachsenenbildung auf mindestens 1% des öffentlichen Bildungsbudgets, um die Qualität und den Zugang zu Bildung für alle zu sichern.
Während der Diskussionen zu den präsentierten Projekten wurde durchgängig betont, dass die Erwachsenenbildung eine solide Basisfinanzierung brauche, eine gesicherte nationale Finanzierung, um auch europäische Fördermittel in Anspruch nehmen zu können, und eine Kooperation mit dem Bildungsministerium auf Augenhöhe. Vor diesem Hintergrund wurde die seit vielen Jahren erstmalig erfolgte leichte Erhöhung der Bundesmittel für die Erwachsenenbildung von 5% für 2022 sowie weitere 5% für 2023 sehr begrüßt. Regelmäßig abgeschlossene und mit einer Valorisierung verbundene, dreijährige Förderverträge seien eine notwendige Rahmenbedingung, damit die KEBÖ-Verbände auch in Zukunft die von Bildungsminister Polaschek in seiner Rede gewürdigten Leistungen umsetzen könne. Eine besondere Rolle nehmen in diesem Zusammenhang die KEBÖ-Bundesverbände ein, weil sie für eine österreichweite Koordinierung und Umsetzung von bildungspolitischen Maßnahmen die Struktur, das Know-how und den Innovationsgeist mitbringen, betonte Primas. Der neue Vorsitzend der KEBÖ Bernd Wachter dankte Georg Primas für seine hervorragende Vorsitzführung im Laufe der letzten zwei Jahre.
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