"Digital Village": Digitale Grundbildung im Gemeindebau

Vorbild "Digitaler Marktplatz"
Die Vorstellung eines Marktplatzes war es, die sich in der Projektbeschreibung niedergeschlagen hat. In regelmäßigen Abständen baut die VHS ihren "Marktstand" auf, an dem sich Interessierte Beratung und Unterstützung zu diversen digitalen Themen und Fragestellungen holen können. So viel oder so wenig wie sie gerade brauchen und zu jenen Themen, die sie bewegen: Apps downloaden, Speicherplatz am Handy freigeben, Fotos vom Smartphone auf den Laptop bringen. Unterstützt werden sie dabei von den Digi-Experts der Wiener Volkshochschulen.
Neben technischen Themen sind es auch viele Fragen der Sicherheit bzw. Unsicherheiten, die die Anrainer*innen zu den Digi-Infotagen bringen: "Mein Handy sagt, ich soll das runterladen, muss ich das wirklich?" ist etwa eine Frage, die den Berater*innen vor Ort gestellt wird, und anhand derer auch Fragen der Sicherheit thematisiert werden können.
Ziel: "Digitale Teilhabe"
Oft sind es aktuelle Anliegen, mit denen die Bewohner*innen zu den Digi-Infotagen kommen, womit auch genau das erreicht wird, was in der Konzeption des Projekts intendiert war. Digitale Teilhabe soll ermöglicht werden, und dies funktioniert häufig anhand von konkreten Anlässen. Das erste Projekthalbjahr war geprägt von Fragen rund um die Coronapandemie und die damit verbundenen digitalen Themen: Installation und Verwendung des Grünen Passes, Verwendung einer Handysignatur, Scannen von QR-Codes und die Anwendung und Teilhabe an der Test-Offensive "alles gurgelt" wie auch Online-Terminvereinbarungen für diverse Stellen.
Aktuell sind die Digi-Experts neben den bekannten Themen rund um das Smartphone vor allem mit Fragen zum Erhalt des Klimabonus (z.B. Eingabe bzw. Überprüfung der Kontodaten auf finanzonline.at) beschäftigt. Da die Infrastruktur der wohnpartner genutzt wird, sind es aber auch Fragen rund um Registrierung bei Wiener Wohnen und wie melde ich mich für eine Gemeindebauwohnung an.
Das logische Ziel der Digi-Infotage ist natürlich das Lösen von Fragen zum Umgang mit digitalen Geräten und ihren Anwendungen. Jedoch ist es für das Projekt "Digital Village" und im Sinne des Leitbildes der Wiener Volkshochschulen, die Menschen darin zu unterstützen ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern, essentiell, dass das Projekt als Vorhaben der aufsuchenden Bildungsarbeit gesehen wird. Die Digi-Experts sind nicht Mitarbeiter*innen eines mobilen Handy-Shops, wo etwa schnell einmal Installationen in Auftrag gegeben werden können, sondern die Probleme und Herausforderungen werden gemeinsam mit den Aufsuchenden gelöst – und nicht für sie.
Erwachsenenbildner*innen und Basisbildner*innen als Digi-Experts
Als Digi-Experts von Seiten der VHS kommen erfahrene Erwachsenenbildner*innen zum Einsatz, speziell Kolleg*innen, die Erfahrung in der Basisbildung haben und einen niederschwelligen Zugang und Erklärungen ermöglichen, und Kursleiter*innen der Wiener Volkshochschulen, die zu den Themen Computer, Multimedia und Internet Kurse anbieten. Die Digi-Experts sind in den digitalen Themenbereichen breit aufgestellt. Nicht nur das Inhaltliche und ihre Ausbildung und Erfahrungen im Unterricht und in der Vermittlung von Inhalten sind fixer Bestandteil des (erfolgreichen) Teams, sondern auch vermehrt die Mehrsprachigkeit. So sind die Sprachen Dari, Farsi, Hindi, Urdu, Türkisch und Arabisch im Team vertreten. Dies ermöglicht natürlich noch einmal einen anderen Zugang zu Interessierten.
Fragestellungen und Themen der Digi-Infotage
Wenn es keine aktuellen Fragen der Bewohner*innen und Anrainer*innen gibt, sind es die Digi-Experts der Wiener Volkshochschulen, die Themen mitbringen, zu denen beim Infotag gearbeitet werden kann. Das Angebot reicht vom Speichern und Versenden von Bildern am Handy über den Vergleich und die Handhabe von unterschiedlichen Messenger-Diensten bis zur Verwendung von unterschiedlichen Programmen am PC/Laptop. Im besten Fall werden die Themen aber bereits von den wohnpartnern im Vorfeld eruiert, um somit bestmöglich auf die Fragen und Wünsche der Interessierten einzugehen.
Herausforderungen und Chancen der aufsuchenden Bildungsarbeit
Inzwischen ist ein Projektjahr – unterbrochen von einem Covid-Lockdown – vergangen und die bisherige Evaluierung zeigt, dass die Digi-Infotage im geplanten Sinn inzwischen gut angenommen werden. Wie von uns erwartet, braucht ein solches Angebot bis es "ankommt". Werbematerial, Homepage und Folder bringen weniger Menschen an den "Marktstand" als Mundpropaganda. Während anfangs der eine oder andere Digi-Infotag gänzlich ohne Besucher*innen geblieben ist, gibt es von manchen Standorten inzwischen Fragen nach Zusatzterminen, weil sich das Angebot herumgesprochen hat und die Anrainer*innen regelmäßig kommen. Selbstverständlich haben die Digi-Experts auch Informationsmaterialien für Bildungsangebote der Volkshochschulen mit, und wir hoffen, dass die einen oder anderen Bewohner*innen Lust auf weiterführende – oder auch ganz andere – Kurse bekommen haben.
Wir sehen großes Interesse und vor allem auch eine große Notwendigkeit für die Digi-Infotage. Die nachgefragten Themen behandeln häufig scheinbar einfache Probleme (z.B. Terminvereinbarung), die aber zunehmend ohne digitale Kompetenzen gar nicht mehr - oder nur mit einem sehr großen Aufwand - gelöst werden können. Für die Anrainer*innen bieten die Digi-Infotage einen Raum, wo sie sich Schritt für Schritt - ohne sich gleich mit einer Kursanmeldung binden zu müssen - den Herausforderungen der digitalen Welt annähern und von Mal zu Mal auch mehr zutrauen können. Mit dem Ausprobieren entstehen auch neue Fragen und Interessen - und damit auch wieder die Lust, Neues auszuprobieren und weiter zu lernen.
Das Projekt Digital Village und die Digi-Infotage in den Gemeindebauten laufen noch bis Jahresende. Die Terminübersicht findet sich auf der Internetseite des Projekts.

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