BFI-Bildungsstatistik 2021

09.05.2022, Text: Michael Sturm, Redaktion: Michaela Schneider, BFI Österreich
Nach dem ersten Jahr der Corona-Pandemie konnte das Berufsförderungsinstitut (BFI) 2021 wieder zweistellige Zuwachsraten verbuchen.
Drei Männer montieren Solarpaneele auf einem Dach
Das BFI bildet Fachkräfte für die Energiewende aus.
Foto: Alle Rechte vorbehalten, BFI Burgenland, Ausbildungen im Bereich Technik/Ökologie sind seit Jahren Teil des BFI-Angebots, auf erwachsenenbildung.at

Trotz Corona wieder stark steigende Zahlen

Obwohl die Berufsförderungsinstitute (BFIs) rasch auf die durch die Corona-Pandemie bedingten Lockdowns und Einschränkungen reagiert und weit mehr als die Hälfte der Kurse in der Schließphase online weitergeführt hatten, waren die Teilnahmen über das ganze Jahr 2020 betrachtet zurückgegangen. 2021 kam es zu einer erfreulichen Trendwende. Bundesweit fanden in den BFIs 16.906 Bildungsveranstaltungen statt, um 2.048 bzw. 13,8 % mehr als im ersten Coronajahr. Es wurden insgesamt 156.613 Teilnahmen gezählt, um 14.574 oder 10,3 % mehr als zuletzt. Die Zahl der abgehaltenen Unterrichtseinheiten erhöhte sich auf 2.341.751, das entspricht einer beachtlichen Steigerung von 385.274 Unterrichtseinheiten (19,7 %) gegenüber dem Vorjahr. "Mit diesen Schulungszahlen wurde zwar noch nicht ganz das Vorkrisenniveau erreicht, aber die Tendenz geht wieder steil nach oben", zeigt sich Michael Sturm, Geschäftsführer des BFI Österreich, über die Entwicklung im zweiten Coronajahr erfreut.

Berufliche Neuorientierung intensiv nachgefragt

Die Corona-Pandemie, von der manche Branchen vor allem am Anfang stark betroffen waren, führte dazu, dass viele ArbeitnehmerInnen einen beruflichen Umstieg überlegten und mit neuen Ausbildungen in Berufen begannen, die ihnen krisensicher erschienen. Dazu kommt, dass die digitale und die grüne Transformation immer stärker die Dynamik unserer Wirtschaft beeinflussen. Dies bringt teilweise massive Änderungen bei den Qualifikationsanforderungen am Arbeitsmarkt. Zugleich öffnen sich dadurch neue, zukunftsorientierte berufliche Perspektiven, die viele nutzen wollen. Diese Entwicklungen fanden auch in der Bildungsstatistik des BFI ihren Niederschlag. Sowohl die private Nachfrage als auch die Arbeitsmarktschulungen nahmen zu. Vom Volumen her betrug der Anstieg der öffentlich finanzierten Kurse 23,7 % und jener des freien Kursbereichs 9,2 %.

Arbeitsmarktoffensive der Bundesregierung

Die Corona-Pandemie hatte 2020 zu einem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit geführt. Zur Abhilfe startete die Bundesregierung 2021 eine Job- und Qualifizierungsoffensive, die 100.000 Menschen zugutekommen soll. Dafür stehen dem Arbeitsmarktservice (AMS) für 2021 und 2022 zusätzlich 700 Mio. Euro zur Verfügung. Ein Großteil davon soll für Qualifizierungsmaßnahmen in den Schwerpunkten Elektronik/digitale Technologien, Metallberufe, Pflege-, Sozial- und Betreuungsberufe sowie Umwelt und Nachhaltigkeit genutzt werden. Das BFI als einer der größten Schulungspartner des AMS beteiligt sich an der Umsetzung der Schulungen und verzeichnete 2021 bei diesen Teilnahmen ein Plus von 20 %.

Bildungsschwerpunkte weiter ausgebaut

Mit Ausnahme der Werkmeisterschulen weiteten die BFIs ihre Bildungsaktivitäten in allen Fachbereichen aus. Neben der überbetrieblichen Lehrausbildung und dem zweiten Bildungsweg zur Vorbereitung auf schulische und berufliche Abschlüsse legen die BFIs immer schon einen Schwerpunkt auf den Bereich Technik/Ökologie/Sicherheit. 2021 stiegen die Teilnahmen um 18 % und damit die Auslastung der Schulungszentren, die vor allem der Fachkräfteausbildung dienen. Mit fast 28.000 Teilnahmen und Angeboten in 24 verschiedenen Sprachen war das BFI wieder eine der größten Sprachenschulen des Landes. Ebenfalls sehr gut entwickelte sich ein weiterer BFI-Schwerpunkt: Im Fachbereich Gesundheit/Soziales/Wellness wurden um ein Drittel mehr Veranstaltungen durchgeführt. Überproportional stark stieg der Umfang der Qualifizierungen in den Bereichen EDV/IT (+51,2 %), Logistik/Transport/Verkehr (+43,7 %) und in den pädagogischen und beratenden Berufen (+31,4 %). "Wenn es um die Ausbildung von Fachkräften geht, insbesondere in den Mangelberufen, dann sind wir die Nummer eins am AMS-Schulungsmarkt", ist Sturm stolz auf die Leistungen der BFIs in den Bundesländern.

Personalentwicklung hat hohe Priorität

Qualitätssicherung hat in den BFIs eine lange Tradition. Schon in den 1990er Jahren wurden Qualitätsmanagementsysteme implementiert und alle Landes-BFIs sind Ö-Cert-zertifiziert. Die Evaluierung des gesamten Bildungsangebots inklusive Bewertung der TrainerInnen ist zur Selbstverständlichkeit geworden. Die wegen der Lockdowns und COVID-19-Schutzmaßnahmen notwendig gewordene Umstellung auf Distance Learning und Homeoffice hat einen Schulungsbedarf bei den TrainerInnen und MitarbeiterInnen ausgelöst. Der Aufbau und die Erweiterung digitaler Kompetenzen wurden daher auch intern forciert. Die zahlreichen Weiterbildungen stießen auf großes Interesse, fast 3.000 Teilnahmen waren zu verzeichnen. "Es ist bewundernswert, wie flexibel und innovativ unsere Beschäftigten in der Krise waren und wie gut die Personalentwicklungsangebote angenommen wurden", stellt Sturm anerkennend fest und verweist darauf, "dass das BFI als größter Arbeitgeber in der Erwachsenenbildung mit 2.541 Angestellten und rund 4.000 nebenberuflich tätigen TrainerInnen hier eine besondere Verantwortung wahrnimmt".

 

Über den Autor: Michael Sturm ist Geschäftsführer des Berufsförderungsinstituts Österreich. Er referiert und publiziert zu den Themen Erwachsenenbildung, Qualifizierung, Qualitätsentwicklung und Professionalisierung.

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