AMS report zum österreichischen Lehrstellenmarkt in "Corona-Zeiten"

26.04.2022, Text: Rene Sturm, AMS Forschungsnetzwerk
Die Publikation analysiert die Situation und die Herausforderungen, vor die sich Lehrstellensuchende in der Corona-Situation gestellt sehen.
Mann beim Schweißen
Viele Lehrberufe sind auch 2022 Mangelberufe, wie bspw. der Beruf SchweißerIn.
Foto: Pixabay Lizenz, Jonas Greuter , https://pixabay.com
Lehrstellensuchende stellen einen Schwerpunkt der Bildungs- und Berufsberatung dar. Die vorliegende vertiefende qualitative Analyse des österreichischen Lehrstellenmarktes, gibt einen Überblick über allgemeine Trends bei der Lehrlingsausbildung. Sie ist im Auftrag der Abt. Arbeitsmarktforschung und Berufsinformation des AMS Österreich von der KMU Forschung Austria im Jahr 2021 unter dem Titel "Der österreichische Lehrstellenmarkt in "Corona-Zeiten" – eine vertiefende qualitative Analyse" realisiert worden.

Analyse und Lösungsoptionen

Die Analyse geht auf spezifische Herausforderungen in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, auf Bundesland-übergreifende Disparitäten (Stadt/Land, Ost/West, Groß-/Kleinbetriebe) sowie auf branchen- und regionalspezifische Besonderheiten (mit Fokus auf Tourismus, Handel und persönliche Dienstleistungen, Industrie und Technik) ein. Dazu wurden neben einer Literatur- und Sekundärdatenanalyse qualitative Interviews mit ExpertInnen sowie Online-Fokusgruppen und Einzelinterviews mit regional-, branchen- und themenspezifischen Stakeholdern durchgeführt. Im Rahmen dieser Gespräche wurden auch Lösungsoptionen, wie die Lehrausbildung weiterhin einen Ausbildungsweg mit Zukunft darstellen und zur Fachkräftesicherung beitragen kann, thematisiert.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede 

Dabei zeigte sich, dass bei aller Heterogenität am Lehrstellenmarkt die Problembereiche doch  oftmals ähnlich gelagert sind und die Unterschiede vor allem darin liegen, dass bestimmte Faktoren in einigen Regionen bzw. Branchen relevanter sind und verstärkt auftreten. Auch wurde sichtbar, dass die Lehre stark von exogenen und gesellschaftlichen Entwicklungen (z.B. der demographischen Entwicklung, der schulischen Bildung oder der Konkurrenz am Bildungsmarkt) geprägt wird, die von den AkteurInnen im System Lehre im engeren Sinn nur teilweise beeinflussbar sind. Dennoch gibt es auch viele endogene Probleme (z.B. Erwartungshaltungen, konservative Suchstrategien, mangelnde Flexibilität, Informationsdefizite), die sowohl bei Lehrbetrieben als auch bei potenziellen Lehrlingen zu finden sind.

Große Bedeutung der Lehre in Zeiten des Fachkräftemangels

Trotz der vielfältigen Herausforderungen und "Baustellen", denen sich die Ausbildungsform Lehre und ihre Stakeholder stellen müssen, sind doch alle Befragten von der Relevanz und Stärke dieser Ausbildung überzeugt. Auch gibt es zahlreiche – zum Teil auch bereits erfolgreich erprobte – Lösungsansätze, wie den verschiedenen Problembereichen begegnet werden kann, damit die Lehre in quantitativer und qualitativer Sicht an Bedeutung gewinnt und zukunftsfit gemacht wird. Denn angesichts des drohenden und vielerorts bereits bestehenden Fachkräftemangels hat die Lehre nicht nur ihre Berechtigung, sondern wird an Wichtigkeit gewinnen. Damit die Lehre aber auch weiterhin eine Ausbildung mit Zukunft bleibt, bedarf es verstärkter Aufmerksamkeit und einer permanenten Weiterentwicklung dieser Ausbildungsform.

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