EU Bildungsmonitor vergleicht europäische Bildungssysteme
Die große Zahl an neuen MigrantInnen und Flüchtlingen stellt auch für Österreich eine große Bildungsherausforderung dar. Von den 88.912 Menschen, die 2015 Asyl beantragten waren zudem 9.331 unter 18 Jahren. Die länderspezifische EU-Empfehlung für Österreich lautet in diesem Zusammenhang, Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungsergebnisse benachteiligter junger Menschen, insbesondere jener mit Migrationshintergrund, zu ergreifen. Bildung sei generell ein starker Integrationsfaktor für junge Menschen mit Migrationshintergrund und dafür müsse mehr getan werden - so die Ergebnisse des Bildungsmonitors.
Der Bericht hebt allerdings positiv hervor, dass Österreich bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen habe, um die Integration der neu angekommenen Flüchtlinge in die allgemeine und berufliche Bildung zu sichern. Beispielsweise wurden 2015 österreichweit in allgemein- und berufsbildenden Schulen insgesamt 45 Übergangsklassen für Flüchtlinge eingerichtet.
Ausbau der Kompetenzen der Lehrenden erforderlich
Wesentlich sei jedoch auch die Ausbildung der Lehrenden. Nicht alle Einrichtungen, insbesondere auf dem Land, verfügten über die nötigen Kompetenzen, um dem Bedarf der MigrantInnen gerecht zu werden. Diese Kompetenzen bestehen darin, Deutsch als Zweitsprache zu lehren, SchülerInnen aus verschiedenen kulturellen Hintergründen zu integrieren und mit traumatisierten Kindern umzugehen.
Der EU Monitor für die allgemeine und berufliche Bildung (Education and Training Monitor) ist eine jährliche Veröffentlichung, die die Entwicklung im Bereich der allgemeinen und beruflichen Bildung in der Europäischen Union erfasst. Er vergleicht die Erreichung der EU Ziele der 28 EU-Mitgliedsstaaten. Der Bericht enthält einen Ländervergleich und 28 ausführliche Länderberichte, außerdem werden auf einer eigenen Website zusätzliche Daten und Informationen angeboten.
Teilnahme am lebenslangen Lernen in Österreich stagniert
Die Beteiligung Erwachsener am lebenslangen Lernen stagnierte in Österreich in den letzten sechs Jahren zwischen 13 und 14 Prozent und betrug 2015 14,4%. Damit liegt Österreich immer noch über dem EU-Schnitt von 10,7%. Festzustellen ist, dass die Teilnahmequoten mit dem Bildungsniveau der Teilnehmenden markant steigen. So liegt die Quote bei Personen mit Abschluss im Tertiärbereich bei durchschnittlich 26%, mit Abschluss der Sekundarstufe II bei 10,7% und mit Abschluss der Sekundarstufe I bei 4,5%.
Hohe Beteiligung an der beruflichen Aus- und Weiterbildung
Besonders gut schneidet das berufliche Aus- und Weiterbildungssystem Österreichs ab. Die Teilnahme an der beruflichen Aus- und Weiterbildung ist hoch, und es werden lt. dem Monitor relevante Kompetenzen vermittelt. So nahmen im Jahr 2014 70% der SchülerInnen der Sekundarstufe II an berufsbildenden Programmen teil, was deutlich über dem EU-Schnitt von 48% liegt. Auch die Beschäftigungsquote von BerufsabsolventInnen liegt mit 83,7% weit über dem EU-Schnitt von 70,9%.
Weitere interessante Kennzahlen:
- Die Quote der frühen SchulabgängerInnen ging 2015 in Österreich weiter zurück auf 7,3 %. Dies unterschreitet positiv den EU-Durchschnitt von 11 % und schon jetzt das Europa-2020-Ziel von 9,5 %.
- Österreichs Quote an HochschulabsolventInnen betrug 2015 38,7 % und entsprach damit dem EU-28-Durchschnitt. Dies liegt auch nah am Europa-2020-Ziel von 40 %.
Grafik: shutterstock.com, auf Basis von Daten der Eurostat 2015
- Die Teilnahme an frühkindlicher Betreuung, Bildung und Erziehung nahm zu. Österreich gibt zwar weniger aus für Vorschulbildung als andere EU-Länder (z.B. die skandinavischen Länder), aber die Ausgaben auf anderen Niveaus der Allgemeinbildung sind über dem EU-21-Durchschnitt.
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