ET2020 Bildungsmonitor 2015: Viel Lob, aber auch Handlungsbedarf
Beifall für den Sekundarbereich II: Mehr als zwei Drittel der SchülerInnen sind in einer beruflicher Ausbildung und 88,7% der AbsolventInnen sind beschäftigt
Besonders gut schneidet das berufliche Aus- und Weiterbildungssystem Österreichs ab. Im Jahr 2013 waren 70,2% der SchülerInnen des Sekundarbereichs II in einer beruflichen Ausbildung. Dieser Prozentsatz ist vergleichsweise sehr hoch und liegt weit über dem EU-Durchschnitt von 48,9%. Eine höhere Quote erfüllen nur Kroatien mit 71,1% und Tschechien mit 73,8%.
Diese Quote sowie die Qualität der Ausbildung tragen laut Bericht maßgeblich dazu bei, dass auch die Beschäftigungsquote junger AbsolventInnen des Sekundarbereichs II zu den höchsten der EU zählt. Sie schlägt sich mit 88,7% gegenüber dem EU-Durchschnitt von 75,6% nieder und liegt über dem EU-2020-Ziel von 82%. Auch der Anteil der Personen zwischen 15 und 29 Jahren, die sich weder in Ausbildung noch in Beschäftigung befinden ist vergleichsweise gering und liegt mit 8,7% weit unter dem EU-Durchschnitt von 17%.
Kontinuierliche Steigerung: Immer mehr Erwachsene nehmen am lebenslangen Lernen teil, das EU-Ziel ist aber noch nicht erreicht
Die Teilnahme Erwachsener an Bildungsangeboten nimmt in Österreich kontinuierlich zu und lag 2014 bei 14,2% - noch knapp unter dem EU-2020-Ziel von mindestens 15%. Europaweit zeigen sich hier allerdings große Unterschiede. So erreicht Österreich den 7. Platz und liegt weit vor Schlusslicht Rumänien mit einer Teilnahmequote von 1,5%. Aber auch zum Erstplatzierten Dänemark mit 31,7% fehlen Österreich erhebliche Prozentpunkte.
Unterschiede zeigen sich auch in Alter und Qualifikation der Teilnehmenden. So ist die Wahrscheinlichkeit einer Teilnahme an beruflicher Weiterbildung bei den 24- bis 35- Jährigen doppelt so hoch wie bei den 45- bis 64- Jährigen. Hochqualifizierte nehmen sechs mal häufiger an beruflicher Weiterbildung teil als Geringqualifizierte.
Lob und Tadel für die Hochschulen: Hohe aber rückläufige Beschäftigungsquote von AbsolventInnen neben häufigen Studienwechseln und Studienabbrüchen
Im Länderbericht für Österreich fällt sofort auf, dass die Anzahl tertiärer Bildungsabschlüsse der 30- bis 34- Jährigen stark gestiegen ist, nämlich von 23,6% im Jahr 2011 auf 40% im Jahr 2014. Österreich hat somit das EU-2020-Ziel genau erreicht. Bei näherer Betrachtung relativiert sich dieser große Sprung allerdings. Denn nach ISCED (International Standard Classification of Education) 2011 gibt es zahlreiche Änderungen, in denen man mehrere Qualifikationen neu eingestuft hat. Danach zählen Qualifikationen, die man nach erfolgreichem Besuch an einer Fachhochschule erworben hat, nun zu ISCED-Stufe 5. Diese Stufe ist die erste, die zum Tertiärbereich zählt. Zuvor waren dieselben Qualifikationen der ISCED-Stufe 4 zugeordnet gewesen.
Die Quote der StudienabbrecherInnen an Universitäten ist mit 40,8% in den ersten drei Semestern gegenüber der Quote an Fachhochschulen von 18,1% relativ hoch. Am häufigsten brechen erwerbstätige Studierende sowie alleinerziehende Mütter das Studium ab. Aber auch diese Zahl muss man differenziert betrachten. Denn Studienwechsel, Wechsel an andere Hochschulen oder Einrichtungen sowie Abbrüche von Studierenden, die in mehrere Studien inskribiert waren, fallen ebenso unter diese 40,8%.
Die Beschäftigungsquote junger HochschulabsolventInnen ist in Österreich im Vergleich noch immer sehr gut und rangiert mit 88,5% EU-weit auf dem 5. Platz. Diese Zahl ist alledings rückläufig, und das auch stärker als im EU-Durchschnitt (4,5% Rückgang von 2013 auf 2014 gegenüber 0,4% in der EU). Die höchste Beschäftigungsquote junger HochschulabsolventInnen verzeichnet Malta mit 94,6%, die niedrigste Griechenland mit 47,4%.
Das alte Laster: Noch immer spielen Ungleichheiten nach sozioökonomischem Status und Migrationshintergrund eine Rolle
Die Quote der frühen SchulabgängerInnen liegt in Österreich bei 7,0% und hat somit das Europa-2020-Ziel von 9,5% positiv unterschritten. Die Wahrscheinlichkeit eines Schulabgangs ist bei im Ausland geborenen SchülerInnen aber noch immer dreimal so hoch wie bei Österreichgeborenen - trotz Rückgangs. Das Europa-2020-Ziel von unter 10% ist damit noch nicht erreicht. Österreich schneidet aber noch wesentlich besser ab als Spanien, das mit 37,8% den letzten Platz einnimmt. Irland hat mit 6,1% am wenigsten im Ausland geborene SchülerInnen, die zu früh die Schule verlassen.
Die Leistungen der SchülerInnen haben sich hinsichtlich der Grundkompetenzen laut PISA Studie 2012 verbessert, trotzdem ist die Anzahl leistungsschwacher SchülerInnen in allen Bereichen höher als das gewünschte EU-2020 Ziel von unter 15% vorgeben würden. Die Quote der leistungsschwachen SchülerInnen im Lesen ist mit 19,5% sogar schlechter als im EU-Durchschnitt. Außerdem hängt die Leistung noch immer stark vom sozioökonomischen Status der Eltern ab und davon, ob SchülerInnen einen Migrationshintergrund haben. So ist Österreich eines der wenigen Länder, in denen sich die Leistungen von MigrantInnen der zweiten Generation nicht verbessert haben. Außerdem hatten im Jahr 2013 ca. 28% der 25- bis 84- jährigen MigrantInnen höchstens einen Pflichtschulabschluss. Eine starke Verbesserung zeigt sich allerdings bei der Teilnahme von im Ausland geborenen Erwachsenen am lebenslangen Lernen. Dort lag die Quote im Jahr 2013 nur mehr 0,5% unter der Gesamtquote.
- Alle Informationen zum ET 2020 Monitor
- Länderbericht des ET 2020 Monitors für Österreich (pdf)
- EU-weiter Bericht des ET 2020 Monitors – Kurzversion (pdf)
- Alle Länderberichte des ET 2020 Monitors (pdf)
- Informationen zu ISCED
- Das österreichische Bildungssystem nach ISCED (pdf)
Verwandte Artikel
Deutsch als Zweitsprache: Forschungsprojekt sucht Workshopteilnehmende
Das Projekt hat das Ziel, den Zugang zu historischen Museen für Menschen, die Deutsch als Zweitsprache (DaZ) lernen, zu erleichtern.Bildungsinteressierte für ihre Kompetenzen sensibilisieren
Auf erwachsenenbildung.at finden Ratsuchende Tipps und Ideen, um sich mit eigenen Stärken und Interessen auseinanderzusetzen und passende Beratungsangebote zu finden.Das Jahr 2050: Zu wenig Green Skills in einem überholten Europa?
Wissenschaftler*innen skizzieren vier mögliche Zukunftsszenarien für Europa und leiten daraus Vorschläge ab, die auch die Erwachsenenbildung betreffen.Die aktuelle ÖVH-Ausgabe widmet sich Lernräumen und Lernorten
Was macht einen guten Lernraum aus? „Safe Spaces“ und die Ausstattung von Kursräumen sind mögliche Antworten darauf, die die Zeitschrift „Die Österreichische Volkshochschule“ (ÖVH) näher ausführt.Passende EU-Förderprogramme für die eigene Bildungseinrichtung finden
Das Online-Tool PATH2EU4AE hilft herauszufinden, ob Organisationen die Kriterien für EU-Programme erfüllen, beinhaltet Tipps von Expert*innen und empfiehlt geeignete Förderprogramme.Jetzt bewerben: European Digital Skills Awards 2024
Bis 2. April 2024 können sich Organisationen mit einem Projekt zur Förderung digitaler Kompetenzen für die Auszeichnung der Digital Skills and Jobs Plattform der Europäischen Kommission bewerben.