„Teilnehmendenorientierung ist eine Haltung.“

23.01.2024, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Zwei Expert*innen sprachen im wEBtalk am 15.1. darüber, was es braucht, um den Teilnehmer*innen in ihrer Selbstbestimmung gerecht zu werden. Jetzt nachsehen!

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Video: „Teilnehmendenorientierung ist eine Haltung.“
wEBtalk erwachsenenbildung.at | CC BY 4.0 CONEDU, Jan. 2024

Teilnehmendenorientierung war das Thema der Jubiläumsausgabe 50 des Magazin erwachsenenbildung.at, die verschiedene Perspektiven dazu aus Theorie und Praxis vereint. Um dieses Thema vertiefend zu diskutieren, veranstaltete die Redaktion von erwachsenenbildung.at am 15. Jänner 2024 einen wEBtalk mit Angelika Hrubesch (Wiener Volkshochschulen) und Dennis Walter (Bundesinstitut für Erwachsenenbildung).

Erwachsenen in ihrer Selbstbestimmung gerecht werden

Erwachsene sind in der Basisbildung freiwillig in Bildungsangeboten und die Gruppen sind vielfach heterogen, so Hrubesch. D.h. die Teilnehmenden unterscheiden sich nicht nur in ihren Interessen und Zielen, sondern auch in ihrem Alter, ihren sozialen Hintergründen, in ihren familiären Situationen, ihren Lebenssituationen usw. „Hier ein Programm zu machen, das für eine größere Gruppe passt, ist ganz schwierig. Es braucht ein Verhandeln über Ziele und Interessen, um diesen Erwachsenen in ihrer Selbstbestimmung gerecht zu werden“, so Hrubesch.

Teilnehmendenorientierung ist kein Wunschkonzert

Der Anspruch, Selbstbestimmung zu fördern, verführt dazu, die Verantwortung für den Lernprozess an die Teilnehmenden abzuschieben oder Erwachsenenbildung als Wunschkonzert der Teilnehmenden zu sehen. und war es noch nie, sind sich Dennis Walter und Angelika Hrubesch einig. Denn schon 1980, am Höhepunkt des Diskurses zu diesem Thema, formulierte der Bildungsforscher Hans Tietgens: „Erwachsenenbildner sind Treuhänder der Lernenden und zugleich Sachwalter des zu lernen Vereinbarten“. Das hieße, das didaktische Zepter bleibt in der Hand der Erwachsenenbildner*innen, so Walter. Teilnehmendenorientierung sei also kein Wunschkonzert, sondern ein Aushandeln zwischen individuellen Lernzielen, gesellschaftlichen Bedarfen und Inhalten, die die Lehrenden als Expert*innen für das jeweilige Thema .

Möglichst offene Planung von Bildungsveranstaltungen

Wie kann man nun in der konkreten Bildungspraxis teilnehmendenorientiert handeln? Methodisch gäbe es kein a priori, so Dennis Walter: „Ein Frontalvortrag kann genauso sehr oder wenig teilnehmendenorientiert sein wie eine aktivierende Methode.“ Monika Hrubesch dazu: Man plant Teilnehmendenorientierung, indem man versucht, vorab zu erheben, wer die Teilnehmenden sind und was sie brauchen, plant dann aber das Lehr-/Lernsetting selbst so offen wie möglich. Man braucht Kursleiter*innen, die bereit und kompetent sind, um sich auf die Heterogenität, Ziele und Interessen der Teilnehmenden einzulassen. Und es braucht kleine Gruppen und auch Zeit.

Ausblick: Teilnehmendenorientierung bei aktuellen Trends in der Erwachsenenbildung

Freiwilligkeit ist ein Grundargument der Teilnehmendenorientierung. Was also, wenn diese nicht gegeben ist oder wenn messbare Learning Outcomes gefordert sind? Und ist Teilnehmendenorientierung bei sehr kurzen oder standardisierten Bildungsangeboten noch möglich? Auch im Spannungsfeld zwischen individuellen Lernzielen von Teilnehmenden und Vorgaben von außen, was zu lernen ist bzw. was an Lernfortschritten nachgewiesen werden muss, gibt es noch Räume für Teilnehmendenorientierung, sind sich Hrubesch und Walter auch hierzu einig. "Man schaut, dass man in diesen Punkten im Lehr-/Lernprozess teilnehmendenorientiert handelt, wo es der Lerninhalt zulässt, wo es die Lernsituation zulässt oder wo es die institutionellen Rahmenbedingungen zulassen". Das Selbstverständnis der Erwachsenenbildung zu Teilnehmendenorientierung wird es auch künftig geben - vielleicht mehr denn je, so Hrubesch abschließend.

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