BFI-Bildungsstatistik 2020
Covid-19 bewirkte österreichweit rückläufige Schulungszahlen
Die Berufsförderungsinstitute (BFIs) reagierten rasch auf die durch COVID-19 bedingten Schließungen und Einschränkungen. Mehr als 50 % der Kurse konnten in der Schließphase online weitergeführt werden. Dennoch sanken über das ganze Jahr 2020 betrachtet sowohl im öffentlich als auch im frei finanzierten Kurssegment die Schulungszahlen: 54.451 TeilnehmerInnen besuchten vom Arbeitsmarktservice (AMS) beauftragte Aus- und Weiterbildungen, das waren um 26 % weniger als 2019. Die Teilnahmen an frei finanzierten Kursen sanken um 16 % auf 87.588. 2020 führten die BFIs 14.858 Schulungen mit 1.956.477 Unterrichtseinheiten (UE) durch, das waren um 25 % weniger UE als im Jahr davor. Im AMS-Segment brach die Anzahl der UE um 30 % ein, im frei finanzierten Bereich um 10 %. "Im Frühjahr 2020 mussten die meisten BFI-Landesorganisationen die Kurzarbeitsregelung in Anspruch nehmen, aber erfreulicherweise konnten fast alle der rund 2.300 angestellten MitarbeiterInnen weiter beschäftigt werden", berichtet der Geschäftsführer des BFI Österreich, Michael Sturm.
Größte Rückgänge in den öffentlich finanzierten Fachbereichen
Bei der Betrachtung der dreizehn Fachbereiche zeigen sich die deutlichsten Einbrüche in der überbetrieblichen Lehrausbildung und den vermittlungsunterstützenden Maßnahmen. Beides findet im Auftrag des AMS statt. Der Bereich "Berufsreife/2. Bildungsweg" umfasst die Vorbereitung auf die Berufsreifeprüfung (BRP) und auf Lehrabschlussprüfungen in über 60 Lehrberufen. 50 % der TeilnehmerInnen an der BRP-Vorbereitung der BFIs sind mittlerweile Lehrlinge, die die zu 100 % aus Bundesmitteln geförderte Berufsmatura absolvieren. Das Nachholen der Lehrabschlüsse wird ebenfalls zum Teil öffentlich gefördert. Ein größeres Minus mussten auch die Sprachkurse, auf die 13 % der Unterrichtseinheiten entfielen, hinnehmen. Dennoch verbesserten 25.680 Personen am BFI ihre Kenntnisse in 22 Sprachen. Große Rückgänge gab es hier vor allem wegen der geringeren Förderungen für Alphabetisierungskurse (-34 %) und Deutschkurse auf den Sprachniveaus A1 und A2 (-10 %).
Steigende Nachfrage in den Bereichen Pädagogik, Gesundheit und Soziales
Zuwächse meldeten die Fachbereiche Pädagogik/Beratung (+3 %) und Gesundheit/Soziales/Wellness (+12 %). "Hier beobachten wir ein zunehmendes Interesse an Ausbildungen für Zukunftsberufe mit zertifizierten bzw. staatlich anerkannten Abschlüssen in der Elementarpädagogik sowie rund um Gesundheit und Pflege. Viele Personen, die bereits in Gesundheits- oder Sozialberufen tätig sind, nahmen die zahlreichen für die gesetzlich geregelte Fort- oder Weiterbildung anerkannten BFI-Angebote wahr", erläutert Sturm.
Technische Ausbildungen weiterhin wichtig
Der Fachbereich Technik/Ökologie/Sicherheit blieb trotz leichter Rückgänge mit 16 % der Unterrichtseinheiten der zweitstärkste. Gefragt waren neben den bewährten Aus- und Weiterbildungen in Steuerungstechnik, Zeichnen und Konstruieren mit AutoCAD und CNC-Fräsen auch sicherheitsbezogene Ausbildungen wie jene zur Sicherheitsfachkraft, Sicherheitsvertrauensperson und zum/zur Datenschutzbeauftragten. Das BFI Steiermark entwickelte mit führenden Tunnelbaufirmen und der Montanuniversität Leoben eine Spezialausbildung für TunnelbautechnikerInnen und eröffnete ein Smart Education Center mit einer vollautomatisierten Produktionsstraße, in der ein Intralogistiksystem, Roboter, digitale Wartungsbrillen, 3-D-Drucker sowie eine digitale Schweißkabine zum Einsatz kommen. Das BFI Wien reagierte auf den zunehmenden Mangel an qualifizierten SchweißerInnen mit der Einrichtung eines neuen Schweißzentrums mit über 300 Ausbildungsplätzen.
Deutliches Plus bei den Werkmeisterschulen
Die BFI-Werkmeisterschulen verbuchten ein Plus von 14 %. Das BFI führt Werkmeisterschulen an 22 Standorten in allen Bundesländern außer Vorarlberg. 2020 besuchten die 2.405 angehenden WerkmeisterInnen (davon immerhin 14 % Frauen) Ausbildungen in den Fächern Bauwesen, Elektrotechnik, Logistik, Maschinenbau – Automatisierungstechnik und Robotik, Maschinenbau – Betriebstechnik, Maschinenbau – Kfz-Technik, Mechatronik sowie technische Chemie und Umwelttechnik. In Kärnten und der Steiermark konnte auch die Qualifizierung "International Welding Specialist IWS", die einer Werkmeisterausbildung entspricht, absolviert werden. An der Technisch-Gewerblichen Abendschule (TGA) des BFI Wien fand erstmals eine WerkmeisterInnenausbildung im Fach "Veranstaltungs- und Eventtechnik" statt. Die BFI-Werkmeisterausbildungen dauern in der Regel zwei Jahre, die Kursinhalte entsprechen den vom Bildungsministerium verordneten Lehrplänen. AbsolventInnen einer Werkmeisterprüfung erhalten ein staatlich anerkanntes, EU-weit gültiges Zeugnis. Sie können ein Gewerbe oder Handwerk selbstständig ausüben (in einigen Fällen ist eine Zusatzprüfung nötig) und dürfen Lehrlinge ausbilden. Die Werkmeisterprüfung kann die Unternehmerprüfung ersetzen und bewirkt den Entfall des Fachbereichs der BRP.
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