Ein Vierteljahrhundert Wissenschaftsprogramm an den Wiener Volkshochschulen

21.12.2023, Text: Angelika Pointner, Redaktion: Angelika Hrubesch, VHS / lernraum.wien
Seit 25 Jahren bietet das Wissenschaftsprogramm „University Meets Public | VHS Science" der Wiener Volkshochschulen Wissenschaftskommunikation für rund 125.000 Besucher*innen an.
Plakat zu Planetarium Wien, im Hintergrund ein Riesenrad.
Das "University meets Public | VHS Science Jubiläumsevent" fand im Planetarium der Wiener Volkshochschulen statt.
Foto: CC BY, Die Wiener Volkshochschulen/Svoboda, Science Event im Planetarium, auf erwachsenenbildung.at

Über 125.000 Besucher*innen, mehr als 7.000 Vorträge, 51 Programmhefte und hunderte beteiligte Wissenschafter*innen der Universität Wien, MedUni Wien, BOKU, TU Wien, WU Wien und vieler weiterer Forschungseinrichtungen. Das ist die beeindruckende Bilanz einer besonderen Kooperation der Wiener Volkshochschulen mit der Universität Wien: Das Schnittstellenprojekt University Meets Public | VHS Science wurde vor wenigen Tagen 25 Jahre alt.

Jubiläumsevent im Planetarium Wien mit Science Contest

Am 29. November 2023 feierte das Wissenschaftsprogramm sein 25-jähriges Bestehen im Planetarium Wien. Nach der Eröffnung durch den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig, VHS-Geschäftsführer Herbert Schweiger und den Rektor der Universität Wien, Sebastian Schütze, präsentierten sechs aufstrebende Jungwissenschaftler*innen ihre Forschungsarbeiten in einem „Science Slam“ ähnlichen Format: In nur sechs Minuten hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, ihre Erkenntnisse in der besonderen Kulisse der Planetariumskuppel vorzustellen. Die Vorträge der Jungforscher*innen zeigten sich mit einer großen thematischen Bandbreite sowie einem interdisziplinären Hintergrund: Franz Schmid (Universität Wien) mit Schwerpunkt auf Kognitionswissenschaften und Neurolinguistik sprach über kreative Neuronen, Andreas Tockner (BOKU - Universität für Bodenkultur) beschäftigt sich im Bereich Forstwissenschaften & IT mit Lasermessungen von Bäumen, Sophie Quach (Wirtschaftsuniversität Wien) erzählte, was Geschirrspüler mit User Innovationen gemein haben, Christine Ackerl (Universität Wien) mit Fachgebiet Astrophysik berichtete über Galaxiendates im Weltall, Marie José Abi Saad, die an der Universität Wien in den Bereichen Molekularbiologie und Pharmazie forscht, lud das Publikum zu einem Corona Shake und die Philosophin und Sprachwissenschafterin Sandra Radinger (Universität Wien & Graz) verriet den Zusammenhang von Fröschen und Mehrsprachigkeit. Nach einem kombinierten Publikums- sowie Juryvoting ging die Astrophysikerin Christine Ackerl als Siegerin des Contests hervor, der mit einem Preisgeld von 1000,- Euro dotiert war.

Das Jubiläumsevent markierte zudem nicht nur einen Rückblick auf 25 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit, sondern richtete den Blick auch auf die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Wissenschaftskommunikation. Die Transformation der Medienlandschaft und der Wandel des Informationsverhaltens der Menschen hat die Art und Weise, wie Informationen verbreitet und konsumiert werden, drastisch verändert und erfordert zunehmend eine Integration digitaler Strategien. Darüber hinaus ist in Bezug auf Erschließung neuer Zielgruppen ein Fokus auf unterschiedliche Veranstaltungsformate und eine interdisziplinäre Ausrichtung des Programms ein wesentliches Element, um einen Beitrag zur Demokratisierung des Wissens zu leisten.

Von University meets Public zu VHS Science

University Meets Public | VHS Science blickt auf eine langjährige Geschichte zurück. Am 26. November 1998 gaben der damalige Vorsitzende des Verbandes Wiener Volksbildung, der heutige Wiener Bürgermeister Dr. Michael Ludwig, und der Rektor der Universität Wien, Univ. Prof. Dr. Wolfgang Greisenegger, den Startschuss für die Zusammenarbeit der beiden Institutionen. Die Idee hinter dem gemeinsamen Programm University Meets Public war, der breiten Öffentlichkeit Forschungsergebnisse und State of the Art zugänglich zu machen und die Universitäten zu öffnen. Der Bevölkerung sollte wissenschaftlich aktuelles und gesellschaftspolitisch relevantes Wissen bereitgestellt und ermöglicht werden, in verschiedene Wissenschaftsdisziplinen einzutauchen – unabhängig von Alter, Bildung und finanziellen Möglichkeiten. Begonnen mit einer Handvoll Kursen und Vorträgen, entwickelte sich University meets Public beständig weiter. 2012 erfuhr das Programm eine bedeutende Erweiterung und wurde zu VHS Science, welches nicht nur andere Universitäten und Fachhochschulen, sondern auch viele weitere Forschungseinrichtungen miteinbezog. Im Jahr 2014 folgte ein umfassender Design-Relaunch, begleitet von einer neuen Programmplanung mit dem Ziel, eine Plattform zu schaffen, die eine Interaktion zwischen Forscher*innen und der Wiener Bevölkerung fördert, was auch für die Wissenschafter*innen die Möglichkeit bietet, neue Fragestellungen zu entwickeln und einen stärkeren Praxisbezug herzustellen. Das Programm entwickelte sich über die Jahre zu einem umfassenden Bildungskooperationsprojekt, das die Bevölkerung aktiv in den wissenschaftlichen Dialog einbindet und mittlerweile fest im regulären Betrieb der beiden Institutionen verankert ist. An bis zu 20 VHS-Standorten in ganz Wien finden heute etwa 300 Vorträge, Workshops, Kurse und andere Formate pro Semester statt, die das weite Spektrum der österreichischen Forschungslandschaft aufzeigen.

VHS-Logo zu 25 Jahren VHS Science

Ein Vierteljahrhundert Wissenschaftsprogramm an den Wiener Volkshochschulen, Grafik: CC BY Die Wiener Volkshochschulen, Cover Science-Programm Wintersemester 2023.

Lange Tradition von Wissenschaftsvermittlung in der Volksbildung

Die Vermittlung von wissenschaftlichen Erkenntnissen an die allgemeine Bevölkerung hat in Wien eine lange Tradition und reicht bereits bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zurück, als die Wiener Volksbildungsvereine mit dem Vorbild der University Extension in England mittels volkstümlicher Universitätskurse eine enge Zusammenarbeit mit der Universität anstrebten. Die Bemühungen bildeten den Grundstein für die Etablierung des Wissenschaftsprinzips als Leitmotiv der Wiener Volksbildungsarbeit, das sich später in vielfältiger Weise manifestierte. Vor allem die letzten beiden Jahrzehnte waren geprägt von der Zielsetzung, den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern – denn vor dem Hintergrund wachsender globaler Herausforderungen ist es essenziell, dass Bildungsorganisationen wie die Volkshochschulen aktiv dazu beitragen, wissenschaftliche Erkenntnisse niederschwellig zu vermitteln und so einen nachhaltigen Diskurs über aktuelle Entwicklungen und Lösungsansätze zu ermöglichen. Die universitäre Öffnung und die Bereitstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse für alle Altersgruppen und Bildungsschichten setzen einen wichtigen Schritt in Richtung einer inklusiven Wissenschaftskultur.

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