Transversale Kompetenzen sichtbar machen – ein EU-Projekt zeigt Wege auf
Definitionen, Methoden und Trainings
Die Vorhaben waren ambitioniert: So wurde neben einem Rahmenplan für transversale Kompetenzen zur definitorischen Klärung eine Datenbank veröffentlicht, die europaweit verwendete Methoden zur Sichtbarmachung und Anerkennung von transversalen Kompetenzen auflistet. In einem EU- und mehreren nationalen Trainings wurden Berater*innen und Validierungspraktiker*innen für das Thema der Anerkennung transversaler Kompetenzen sensibilisiert und in Methoden geschult. In mehreren Feldversuchen, von denen zwei in Österreich stattfanden, wurde getestet, wie sich diese Methoden anwenden und auf andere Bereiche übertragen lassen.
Abschlusskonferenz in Stockholm
Im Mai fand die Abschlusskonferenz in Stockholm statt. Unter dem Titel „Making all Skills Visible“ trafen sich an die 100 Expert*innen, Bildungspolitiker*innen und Praktiker*innen aus dem Feld der Validierung und Beratung, um politische Konsequenzen zu diskutieren, die sich aus dem Projekt ergeben, und um anhand konkreter Projektergebnisse zu zeigen, wie die Sichtbarmachung und Anerkennung transversaler Kompetenzen in der Praxis funktionieren kann.
Im Zeichen der Bildungspolitik und der Anerkennungspraxis
Gerahmt wurde die Konferenz von Beiträgen politischer Entscheidungsträger*innen: Für Österreich sprach Eduard Staudecker vom österreichischen Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF, Abteilung Berufsbildung) am ersten Tag die Eröffnungsworte und betonte in der folgenden Podiumsdiskussion die Wichtigkeit dieses Projekts für Österreich und Europa. Vertreter*innen des schwedischen Bildungsministeriums und der Nationalagentur, des Nordischen Ministerrats, der Europäischen Kommission sowie der OECD diskutierten gemeinsam, wie die Politik das Bewusstsein für transversale Kompetenzen steigern und ihre Sichtbarmachung vorantreiben könnte.
Am zweiten Tag standen Praxisbeispiele im Vordergrund; so wurden die Feldversuche aus fünf Ländern vorgestellt. In Österreich hatte sich unter anderen das Projekt „Du kannst was“ aus Salzburg, das erworbene Fähigkeiten zu einem Lehrabschluss bündelt, daran beteiligt.
Umsetzung in Österreich
Validierungsexpert*innen aus Österreich drängen seit Jahren darauf, dass die im letzten Regierungsprogramm angekündigte Umsetzung der Validierungsstrategie von 2017 eingelöst werden müsse. Nun scheint mit dem Transval-Projekt Bewegung in die Sache zu kommen. Schon bei der Österreichischen Abschlussveranstaltung des Projekts im Mai 2023 hatte Eduard Staudecker angekündigt, dass das BMBWF konkrete Maßnahmen plane:
- Transval-EU soll Teil des nationalen Umsetzungsplans der Osnabrücker Erklärung zur Beruflichen Bildung in Europa von 2020 (PDF) werden.
- Das im Rahmen von Transval-EU gegründete Nationale Forum soll als Diskurs-Plattform für Expert*innen rund um das Thema Validierung fortgeführt werden.
- Im OeAD soll eine „Referenzstelle für Validierung“ als Expert:inneneinrichtung rund um das Thema Validierung eingerichtet werden.
- Zudem wird im OeAD eine Geschäftsstelle für „Digitale Kompetenzen“ eingerichtet.
Transversale Kompetenzen werden hier als Querschnittsthema überall mitgedacht. Durch die institutionalisierten Vernetzungsmöglichkeiten für Expert*innen und Praktiker*innen bleibt zu hoffen, dass entstandene Netzwerke weiter genutzt werden und die Validierung transversaler Kompetenzen auch dauerhaft ein Thema bleibt.
Was sind transversale Kompetenzen?
Der Begriff ist sperrig und immer wieder wird diskutiert, ob es für die öffentliche Diskussion keine griffigeren Bezeichnungen geben könnte. Gemeint sind jedenfalls Kompetenzen, die übergreifend in vielen beruflichen Feldern, in Lernprozessen oder im Privatleben eingesetzt werden. Sie sind fach- und kontextübergreifend und in dieser Hinsicht transversal. Sie sind meist informell erworben, oft unbewusst und generell schwer zu messen oder festzumachen. Eine fixe Übereinkunft darüber, was transversale Kompetenzen genau sind, gibt es noch nicht – jedoch unterschiedliche Bemühungen, sie genauer zu definieren.
ESCO- und Transval-Rahmen für Transversale Kompetenzen
Eine wichtige Grundlage bietet der ESCO-Rahmen für „Life Skills and Competences“, der transversale Kompetenzen definiert. Im Zentrum steht die Sprache als grundlegende Kompetenz; darum gruppieren sich die drei zentralen Bereiche: Selbst-Management, Denken, Soziales & Kommunikation, die wiederum auf eine Vielzahl noch feinerer Kompetenzen aufgeteilt werden.
Auch im Projekt Transval-EU wurde versucht, einen Rahmen für transversale Kompetenzen zu definieren, der auf der Projektwebsite zur Verfügung steht. Das Besondere daran ist, dass zusätzlich versucht wurde, die Kompetenzen auf acht Stufen (angelehnt an den Europäischen Qualifikationsrahmen, EQF) auszuformulieren.
Anerkennen für Empowerment und für den Arbeitsmarkt
Da gerade transversale Kompetenzen oft schwierig nachzuweisen sind, sind Methoden und Verfahren zur Sichtbarmachung wichtige Übersetzungshilfen, die auch der Arbeitsmarkt dringend benötigt. Abgesehen davon können sie dazu dienen, die Individuen in ihrer Selbstwahrnehmung zu stärken. Es geht also darum, transversale Kompetenzen als wichtige Querschnittskompetenzen oder „Life Skills“ ins Gespräch zu bringen, Möglichkeiten der Identifizierung und Feststellung anzubieten und so die Brücke zu Empowerment und Beschäftigungsfähigkeit zu schlagen. Aber auch in der Curriculumsentwicklung kann es ein wichtiger Ansporn sein, bestehende Fachcurricula in Bezug auf transversale Kompetenzen zu überdenken und zu öffnen. Mit diesem Projekt ist ein erster Schritt getan, das Bewusstsein für transversale Kompetenzen und deren Anerkennung in Politik und unter Expert*innen und Praktiker*innen zu steigern.
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