Bildung in Deutschland 2022: Die Ergebnisse des Berichts

01.09.2022, Text: Marion Kirbis, Redaktion/CONEDU
Der aktuelle Bildungsbericht Deutschland zeigt Höchstwerte beim informellen Lernen. Betriebe setzten jedoch seltener auf Weiterbildung.
Das Brandenburger Tor Foto: Unsplash Lizenz, Claudio Schwarz, https://unsplash.com
Der Bericht "Bildung in Deutschland" gibt alle zwei Jahre einen Überblick über das deutsche Bildungssystem. Dem Bildungsbericht 2022 zufolge erhielt das Thema Weiterbildung in den letzten Jahren mehr bildungs- und arbeitsmarktpolitische Aufmerksamkeit. So wurde 2019 die Nationale Weiterbildungsstrategie beschlossen und das Qualifizierungschancengesetz verabschiedet. Der Bericht zeigt einen hohen Anstieg beim informellen Lernen sowie einen Rückgang an betrieblichen Weiterbildungen. Außerdem wurde der finanzielle und individuelle Nutzen von Bildungsteilhabe und Kompetenzerwerb und ein Fortschreiten der Digitalisierung beobachtet.

 

Für die Entwicklungen der Erwachsenenbildung innerhalb der letzten zwei Jahre identifiziert der aktuelle Bildungsbericht drei maßgebliche Faktoren: Die Auswirkungen der Corona-Pandemie, die gesteigerte Nutzung von digitalen Bildungsmedien sowie veränderte politische Rahmenbedingungen.

Informelle Bildung ist beliebter als je zuvor

Die Teilnahmequote an Weiterbildungen der 18- bis 69-jährigen verblieb mit 57% auf einem hohen Niveau. Mit einer Beteiligungsrate von 69% verzeichnete das Jahr 2020 die bisher höchste Quote an Menschen, die informell gelernt haben. 2020 haben somit erstmals mehr Menschen in Deutschland an informellen als an non-formalen Bildungsaktivitäten teilgenommen.

 

Im Untersuchungszeitraum erfolgten 52% der Weiterbildungen im betrieblichen Kontext. Der Anteil an Betrieben in Deutschland, die ihre Mitarbeiter*innen weitergebildet haben, ist im Zuge der Corona-Pandemie jedoch auf 34% gesunken. Mit einem Rückgang um 21% im ersten Halbjahr, gab es 2020 so wenige weiterbildungsaktive Betriebe wie zuletzt während der Finanzkrise.

Mit Uni-Abschluss verdient man mehr – vor allem als Mann

Laut dem Bildungsbericht nehmen die Lohnunterschiede zwischen Leuten mit akademischen Bildungsabschlüssen und Menschen mit Berufsausbildung insgesamt zu. Universitätsabschlüsse bringen einen größeren Bonus als Abschlüsse von Fachhochschulen.

 

Frauen profitieren jedoch weniger als Männer: Verglichen mit dem durchschnittlichen Bruttolohn von Menschen mit Berufsausbildung bekamen Männer mit einem Universitätsabschluss 12,01€ und Frauen 9,68€ mehr pro Stunde. Männer mit Fachhochschulabschluss verdienten 9,17€ mehr. Frauen profitieren mit 4,67€ mehr pro Stunde am wenigsten vom Abschluss an einer Fachhochschule. Im Hinblick auf die Sicherung gleicher Lebensverhältnisse, Chancen und Teilhabe sowie sozialer Gerechtigkeit ortet der Bericht daher besonderen Handlungsbedarf.

Wer lesen kann, ist zufriedener

Neben einem finanziellen Nutzen kann sich Erwachsenenbildung auch auf individueller Ebene positiv auswirken. Die Lebenszufriedenheit von Erwachsenen steht laut dem Bildungsbericht 2022 in Zusammenhang mit ihren Lesekompetenzen und ihrem Bildungsgrad. So schätzen Erwachsene mit höheren Lesekompetenzen ihre Lebenszufriedenheit höher ein als Menschen mit geringeren Lesekompetenzen. Ein höherer Bildungsabschluss hat sogar einen noch größeren positiven Einfluss auf die Einschätzung der Lebenszufriedenheit.

 

Der Bildungsbericht schätzt Bildungsteilhabe und Kompetenzerwerb darum nicht nur für die Erwerbschancen, sondern auch für das persönliche Wohlbefinden und die gesellschaftliche Teilhabe als bedeutsam ein.

Fast ein Viertel der Weiterbildungen findet online statt

Die fortschreitende Digitalisierung während der Pandemie stellte die Erwachsenenbildung vor verschiedene Herausforderungen, wie eine österreichische Studie von 2020 bestätigt. Auch in Deutschland war eine Veränderung der Lernformate zu beobachten. Sowohl informelle als auch organisierte digitale Weiterbildungsmöglichkeiten wurden vermehrt genutzt, sodass rund jede vierte besuchte Weiterbildungsveranstaltung (24%) überwiegend oder zur Gänze über das Internet stattfand.

Über den Bericht

Der mittlerweile neunte Bildungsbericht wurde von der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (KMK) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Als Grundlage dienen amtliche Statistiken und sozialwissenschaftliche Erhebungen.

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