Junge Menschen für kommunale Themen begeistern

Dazu Projektleiterin Dr. Anita Moser: "Gerade die Städte und Gemeinden sind es, wo politische Entscheidungen direkten Einfluss auf unser tägliches Leben haben. Wenn wir also Jugendliche für Politik interessieren möchten, gelingt dies am ehesten über den direkten Bezug in der Heimatgemeinde. Lassen wir deshalb junge Menschen in der Kommunalpolitik ‚mitmischen und aufmischen', um damit Politik jünger, verständlicher und lebensnaher zu machen!"
Politik in Theorie und Praxis
In der Pilotphase des Projekts haben 28 Schülerinnen und Schüler des Bundesgymnasiums St. Johann am Projekt teilgenommen.
Nachdem die Jugendlichen in einer ersten Phase mit Hintergrundwissen (über das österreichische demokratische System, zur Bürgerbeteiligung und Projektentwicklung) versorgt wurden, dann auf Gemeinde-, Landes- und Bundesebene sowohl mit Politikerinnen und Politikern in Kontakt kamen und für unsere Demokratie bedeutende Einrichtungen und Institutionen (zum Beispiel Salzburger Landtag, Parlament) kennenlernten, galt es in der letzten Phase, ein Projekt für die bzw. mit der Heimatgemeinde auszuarbeiten und durchzuführen.
Bildungsinitiativen für die Menschen vor Ort
Im Rahmen des Projekts haben die Jugendlichen Initiativen entwickelt, die BürgerInnen der Gemeinden zum Austausch zusammenbringen und zu verschiedenen Themen informieren.
Zum Beispiel wurde in Bischofshofen eine generationenverbindende Initiative im Seniorenheim gestartet – für ältere Menschen und Kinder, die die Nachmittagsbetreuung in Anspruch nehmen. Voneinander lernen und mehr voneinander erfahren: Das Projekt soll das Verständnis für die jeweils andere Generation und deren Lebenswelten verbessern.
In Dorfgastein haben die Jugendlichen unter anderem Angebote für ältere Menschen entwickelt: Im Rahmen eines "Medientags" standen die Nutzung des Smartphones und dann – vor Ort am Bahnhof – die Nutzung der Fahrkartenautomaten im Mittelpunkt. Über Gesundheitsthemen wurde – generationenverbindend – im Rahmen einer Kräuterwanderung und beim Erzeugen von Nahrungsmitteln auf einer Alm (Butter schütteln, Brot backen, ...) informiert.
Die Projekte wurden einer Jury präsentiert, die Sieger und Siegerinnen gekürt hat. Gewonnen haben Initiativen aus Dorfgastein, Bischofshofen und Goldegg. Bei ihren Präsentationen haben die Jugendlichen auch über ihre Erfahrungen in den Gemeinden erzählt. Durften sich manche über sehr kooperative Bürgermeister freuen, so war es für andere mitunter schwer, überhaupt in Kontakt mit den Ortschefs zu treten. Einige wurden sehr unterstützt, andere mehr oder weniger sich selbst überlassen. Auch das ist (tägliche) Realität.
Die Siegerinnen und Sieger fuhren nach Brüssel
Die Gewinnerinnen und Gewinner haben im Herbst einige Tage in der EU-Hauptstadt Brüssel verbracht und vor Ort einen Eindruck von der europäischen Politik-Bühne erhalten. Auch der österreichische EU-Kommissar Dr. Johannes Hahn hat sich für die Jugendlichen Zeit genommen und ist ihnen Rede und Antwort gestanden.
Positives Echo vonseiten der Politik
"Ich möchte, dass Jugendliche nicht nur hautnah erleben können, wie demokratische Prozesse ablaufen, sondern auch, dass sie sich in Gemeinden und Stadtteilen aktiv beteiligen und damit unsere Gesellschaft mitgestalten", sagt die zuständige Landesrätin Mag. (FH) Andrea Klambauer.
"Junge Menschen in den politischen Betrieb zu integrieren, ist ein bedeutender Mehrwehrt für die Politik selbst", ist Günther Mitterer, der Bürgermeister von St. Johann im Pongau und Gemeindebundpräsident von Salzburg, überzeugt. Er hat sich deshalb bereit erklärt, beim Projekt dabei zu sein.
Projekt für demokratische Willensbildung
Junge Menschen, die sich für Politik interessieren und sich gut informiert fühlen, nehmen verstärkt am demokratischen Prozess teil. Denn jene Jugendliche, die sich selbst als politisch interessiert einstufen oder der Meinung sind, dass sie über hohes politisches Wissen verfügen, haben mit 87 Prozent bzw. 85 Prozent überdurchschnittlich oft von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Insgesamt gibt es bei der Wahlbeteiligung noch Aufholbedarf: Sie lag bei den letzten Wahlen unter den Erstwählenden mit 63 Prozent deutlich unter der allgemeinen Wahlbeteiligung. Daher sehen die Projektverantwortlichen es als eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe, das Interesse für politische Prozesse und demokratische Willensbildung so früh wie möglich zu fördern. Zudem habe dies Auswirkungen auf die Gestaltung und Bildungsmöglichkeiten innerhalb der Gemeinden, wenn junge Menschen sich politisch beteiligen.

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