Wie steht es um die digitale Fitness in Österreich?
Die wichtigsten Erkenntnisse der Studie betreffen den Gender-Gap, die Korrelation mit dem allgemeinen Bildungsgrad und die tendenzielle Überschätzung der digitalen Fitness. Besonders interessant – vor allem für den Bereich der Erwachsenenbildung – ist die Tatsache, dass Österreicher*innen sich Wissen gerne informell aneignen.
Geschlechterspezifische Unterschiede
Frauen sind der Studie zufolge nicht nur weniger digital fit als Männer, sie schätzen ihre digitalen Kompetenzen auch schlechter ein. So liegen Frauen in ihrem digitalen Wissen durchschnittlich auf Kompetenzstufe zwei und Männer auf Stufe drei (von insgesamt fünf Kompetenzstufen). Darüber hinaus bieten Arbeitgeber*innen Frauen oft nicht dieselbe Home-Office-Ausstattung wie Männern. Vor allem in frauendominierten Branchen wie dem Bildungs- und Erziehungsbereich erhalten Mitarbeitende deutlich seltener Geräte fürs Home-Office. Diese Kluft gilt es durch Bewusstseinsbildung zu schließen.
Digitale Kompetenz korreliert mit Bildungsgrad und adäquater Selbsteinschätzung
Die Bereitschaft sich fortzubilden trägt generell positiv zum digitalen Kompetenzaufbau bei. Personen mit einem höheren Bildungsgrad wiesen in der Umfrage bessere digitale Fitnesswerte auf, ebenso Menschen, die sich durch ihre Arbeit oder Weiterbildungsangebote digitale Kompetenzen aneignen. Dabei spielt die Kontinuität eine entscheidende Rolle. Denn – wie im Sport – bleiben nur diejenigen dauerhaft fit, die regelmäßig trainieren.
Männer wie Frauen überschätzen ihre digitale Fitness häufig – mitunter sogar um bis zu zwei Kompetenzstufen. Interessant ist auch hier, dass die Überschätzung mit dem Bildungsgrad korreliert: Je höher die Bildung, desto geringer die Überschätzung. Auch hat sich gezeigt, dass digital fittere Personen ihre digitale Kompetenz realistischer einschätzen.
Rückschlüsse für die Erwachsenenbildung
Eine beträchtliche Zahl der Befragten, nämlich fast 70%, eignet sich Wissen zu digitalen Themen selbst an. Am häufigsten erfolgt dies durch Ausprobieren oder mit Hilfe aus dem Internet. Die Gruppe der 16- bis 34-Jährigen nutzt hierzu vor allem Foren, YouTube-Videos oder Soziale Medien. Am wenigsten werden Schulungen und Weiterbildungsangebote zum digitalen Kompetenzaufbau genutzt, wobei jüngere Menschen und Personen mit hohem Bildungsgrad noch eher bereit sind, in Schulungs- und Weiterbildungsangebote zu investieren.
Die Tendenz zur autodidaktischen Wissensaneignung hinsichtlich digitaler Themen liefert für die Erwachsenenbildung bzw. das Bildungsmanagement wichtige Erkenntnisse. Das Wissen um Digitalgewohnheiten kann nämlich zur Formatentwicklung und Angebotsplanung genutzt werden. So wäre es denkbar, Ressourcen in Form von kleinen Lerneinheiten in Foren oder auf Plattformen wie YouTube multimedial anzubieten.
Sogenannte Learning Snacks, also kleine Selbstlerneinheiten im E-Learning-Format können orts- und zeitunabhängig konsumiert werden und eignen sich gut für Flipped Learning-Angebote. So können sich Teilnehmende über Lernmaterialien wie Videos, Podcasts oder andere digitale Lernunterlagen Wissen eigenständig vor dem Kurs aneignen Damit wird das selbstgesteuerte Lernen unterstützt und Angebote gezielt auf aktuelle Bedürfnisse hin konzipiert.
Über die Studie
Das Digital Skills Barometer ist ein befragungsbasiertes Erhebungsinstrument der Initiative fit4internet - Verein zur Steigerung digitaler Kompetenzen in Österreich - in Kooperation mit dem f4i-Partnerunternehmen Accenture und dem Staatssekretariat für Digitalisierung und Telekommunikation im Bundesministerium für Finanzen.
Die Erhebung basiert auf dem Kompetenzmodell DigComp 2.2 AT und wurde im Frühjahr 2022 stichprobenmäßig auf Basis von Geschlecht, Bundesland und Alter durchgeführt. Die computerunterstützte Onlinebefragung erfolgte anhand von Selbsteinschätzungs- und Wissensfragen und liefert unter anderem die Grundlage zum weiteren Kompetenzaufbau.
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