Erklärvideos und selbstständiges Lernen als Bildungstrend

25.04.2022, Text: Gunter Schüßler, Redaktion/CONEDU
Informelles Lernen gewinnt an Bedeutung – so die aktuelle mmb Learning Delphi-Studie. Die Expert*innen-Befragung veranschaulicht, was sich gegenüber dem Vorjahr verändert hat und welche Langzeittrends sich abzeichnen.
Eine Frau sitzt vor ihrem Laptop und notiert sich etwas auf einem Block.
Lernen in Eigenregie: Erklärvideos und Micro Learning-Angebote kommen gut an.
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In der letzten Erhebung des mmb Instituts waren sich 91,4% der befragten Expert*innen sicher, dass der Anteil an sogenannten EduTubern weiter zunehmen wird. Darunter versteht man Personen, die über YouTube-Videos Bildungsinhalte aufbereiten. Auf die Frage, welche Lernformen in den nächsten drei Jahren in Unternehmen wichtig sein werden, liegt die Wahl mit 93% bei Videos bzw. Erklärfilmen. Übertroffen wird dieser Wert nur von Micro Learning bzw. Learning Nuggets, die 94% erreichen. Allen gemein ist, dass es sich um informelle Bildungsformate handelt. Das im Vorjahr zu 100% gewählte Blended Learning fällt heuer mit 91% auf Platz drei und somit wieder auf das Niveau früherer Jahre. So auch die Kategorie „Virtuelle Klassenräume/Webinare", die 87% auf Platz vier verzeichnet, zehn Prozentpunkte weniger als im Jahr davor.

EduTuber als populäre Wissensvermittler*innen

Bildungsinhalte in Form von Lern- oder Erklärvideos über YouTube zu vermitteln, hat sich zu einem populären Lehrformat entwickelt. EduTuber sind Teil der E-Learning-Branche – auch wenn sie sich ihr selbst gar nicht zuordnen würden. Das Erstellen von Bildungscontent auf Video-Plattformen ist zu einem eigenen Geschäftszweig geworden, der den YouTubern – die oft auch hauptberuflich als Lehrende tätig sind – bei genügend Followern ein Nebeneinkommen bietet.

Der Trend zum informellen Lernen

Neben Videos und Micro Learning gibt es noch weitere Bildungsangebote, die erkennen lassen, wie beliebt informelles Lernen ist. So stimmen 77% der Befragten auch der Auffassung zu, dass sogenannte Micro-Credentials, also Mini-Zertifikate über den erfolgreichen Abschluss einer bestimmten Lerneinheit, die Attraktivität des informellen Lernens steigern würden. Der Trend zum selbständigen Lernen wird aber auch durch Online-Sprachlernangebote gestützt. Zudem wird der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Bildungskontext vor allem dort begrüßt, wo individuelles Lernen im Vordergrund steht.

Weiters zeigt die Studie auch, dass jene Kommunikationsplattformen punkten, über die sich Lerntipps und -informationen schnell austauschen lassen, wohingegen Messaging-Dienste, die sich ausschließlich auf Kommunikation beschränken, mit 15% den letzten Platz einnehmen. Im Corporate Learning, also der Lern- und Weiterbildungskultur von Unternehmen, stehen E-Kollaborations-Dienste wie Google Workspace oder Microsoft Teams an erster Stelle der allgemeinen Trends.

KI-gestützte Assistenten in der Erwachsenenbildung

Das mmb Institut wollte zudem wissen, in welchen Sektoren KI-basierte Lernassistenten in den nächsten drei Jahren vermehrt zum Einsatz kommen werden. Das Ergebnis zeigt eindeutig, dass die allgemeine Weiterbildung (54%) und der berufliche (Weiter-)Bildungsbereich (51%) gegenüber den Hochschulen (21%) und dem schulischen Bildungsbereich (18%) bedeutend mehr Stimmen erhielten. Der Vorsprung der Erwachsenenbildung gegenüber dem schulischen Bereich könnte laut Studie daran liegen, dass digitale Lernformen in der Erwachsenenbildung weniger strikt geregelt sind als in Schulen und Innovationen hier leichter Anklang finden.

Über die Trendstudie

70 Expert*innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz nahmen Ende 2021 an der Befragung teil. Sie kommen aus den Bereichen Wissenschaft und Forschung, Beratung oder Anwendung oder betreiben selbst E-Learning-Angebote am Markt. Die Erhebung wird seit 2006 jährlich durchgeführt.

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