Basisbildungs-Blog möchte Öffentlichkeit sensibilisieren
Friedl: Was können sich Interessierte unter dem blog.basis.bildung vorstellen?
Kaser: Diesen Blog haben wir konzipiert, um die breite Öffentlichkeit für das Thema Basisbildung stärker zu sensibilisieren und um eine Plattform des Austauschs anbieten zu können. Betreut wird er von den fünf Campus Basisbildung-ProjektpartnerInnen, die abwechselnd monatlich einen Beitrag schreiben. Der Austausch wird anschließend von der VHS Floridsdorf betreut.
Friedl: Welchen Beitrag kann ein Blog zur Bewusstseinsschaffung und Sensibilisierung für Menschen mit Basisbildungsbedarf Ihrer Meinung nach leisten?
Kaser: Der Blog gibt nähere Einblicke in persönliche Lernfähigkeiten und in die Entwicklung von Kompetenzen. Zudem wird ein bestimmtes Thema aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und Interessierte haben die Möglichkeit, ihr eigenes Bewusstsein darüber zu schärfen. Aus der Anonymität in die Öffentlichkeit zu gehen ist oft der erste Schritt, um gewisse Ausgrenzungsmuster in der Gesellschaft aufzubrechen. Zerrbilder über Personen mit Basisbildungsbedarf können in der Gesellschaft zusätzlich kritisch diskutiert werden und realistischere Vorstellungen mehr Platz nehmen.
Basisbildung ist ein wichtiger Beitrag für eine demokratische Gesellschaft, die erst durch die Aktivität von Zivilbürgern geformt werden kann. Lernen bedeutet für uns zusätzlich Potentiale erkennen, darauf aufbauen und somit auch tiefgreifende persönliche Wandlungen durchlaufen können. Es bedeutet auch immer den Weg aus der Fremd- in die Selbstbestimmung und damit in die Mündigkeit zu beschreiten.
Friedl: Welche Initiativen stehen hinter dem Zusammenschluss Campus Basisbildung?
Kaser: Hinter Campus Basisbildung versammeln sich die fünf ProjektpartnerInnen VHS Floridsdorf aus Wien, BILL aus Linz, UniT und Isop aus Graz und Agenda aus Salzburg. Die Haupttätigkeit der PartnerInnen, die hinter dem Blog stehen, besteht in der Konzipierung eines modulartigen, kompetenzorientierten Systems mit Blended Learning Elementen für die Arbeit mit Personen mit Basisbildungsbedarf. Die Schwerpunkte der Module richten sich nach dem Arbeitsmarkt- und TeilnehmerInnenbedarf. Jedes Modul umfasst 60 Unterrichtseinheiten-Kurse. Die Teilnehmenden können entweder alle Module besuchen oder eben nur einzelne Module. Das gesamte Angebot gibt es in Graz bei Isop.
Die fünf Module, die konzipiert wurden, sind "Basisbildung Klassisch" von der VHS Floridsdorf, "Basisbildung Beruf" mit Schwerpunkt Pflege von Isop Graz, "Basisbildung Arbeitsmarkt" für den Wiedereinstieg von UniT Graz, "Basisbildung Plus" von BiLL und "Basisbildung Digital" von der Agenda Salzburg. Das bedeutet, dass die jeweiligen ProjektpartnerInnen jeweils eigene Projekte und ein inhaltlich zusammenhängendes Gesamtprojekt durchführen.
Friedl: Welche konkreten Anliegen werden damit verfolgt?
Kaser: Die Anliegen variieren je nach Modul und ergeben im Zusammenhang die Begleitung und Förderung von Personen mit Basisbildungsbedarf auf ihrem Ausbildungsweg mit dem Ziel eines Pflichtschulabschlusses, wie auch auf ihrem Berufsweg. Die Gesamtausrichtung des Projekts richtet sich somit auf Zielgruppenerreichung und Öffentlichkeitsarbeit.
Bei "Basisbildung Klassisch" geht es darum, individuelle Lernstrukturen zu schaffen, Selbstständigkeit im Alltag und beim Lernen zu fördern, den Ausbau von digitalen Kompetenzen im Alltag sowie die Förderung und Weiterentwicklung von Lese-, Schreib- und Präsentationstechniken. "Basisbildung Beruf" richtet sich auf den Ausbau von berufsbegleitenden Kompetenzen im Bereich Pflege und "Basisbildung Arbeitsmarkt" auf Fördermaßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. Bei "Basisbildung Plus" stehen Maßnahmen zur Erreichung des Pflichtschulabschlusses im Zentrum. "Basisbildung Digital" soll die Weiterentwicklung digitaler Kompetenzen für Alltag und Beruf fördern.
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