Damit die Sprache keine Barriere für gesellschaftliche Teilhabe bleibt

Inga Tomantschger ist Projektkoordinatorin des Projekts "DeLe – Deutsch lernen leicht gemacht". Mit dem Projekt möchte IKEMBA jene Menschen erreichen, die aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse kaum am gesellschaftlichen Leben teilnehmen und ihre Integration unterstützen. Das zugrunde liegende Prinzip heißt dabei "Hilfe zur Selbsthilfe".
Die Deutschkurse: Kurz und alltagstauglich
Besonders wichtig ist die Niederschwelligkeit der Deutschkurse. Wie die Projektkoordinatorin erzählt, ist das Lernen für viele ungewohnt. Die angebotenen Kurse sind kostenfrei wie auch unbürokratisch und orientieren sich an den Bedürfnissen der Teilnehmenden. "Wichtig ist eine positive Stimmung und lockere Atmosphäre, in der Lernen auch für Menschen mit negativen oder mangelnden Bildungserfahrungen gelingen kann", berichtet Frau Tomantschger.
Nach einem Einstufungstest werden die Teilnehmenden nach Sprach-Niveau und ihren Bedürfnissen einer Lern-Gruppe zugeteilt. Für einige Kurse bietet IKEMBA parallel eine Kinderbetreuung an. Eine Trainerin für Deutsch als Fremdsprache bietet die Kurse zwei Mal pro Woche in kurzen Einheiten an. Die Kürze der Lern-Einheiten sei dabei vor allem für Menschen wichtig, die noch wenig Lernerfahrung haben: "Wenn das Lerntempo den TeilnehmerInnen nicht angepasst ist, führt es zu Frustration und Kursabbrüchen", so Tomantschger. Inhaltlich legt IKEMBA in den Kursen darauf wert, dass das Gelernte auch alltagstauglich ist. Das Sprechen über Alltagssituationen und Lebenserfahrungen ist dabei genauso Thema wie das Vermitteln von Werte- sowie Orientierungswissen.
"Integrationsunwillige" als Zielgruppe des Projekts
Unterschiede führen in unserer Gesellschaft zu einem Ungleichgewicht in allen Bereichen, kritisiert Tomantschger. Personen mit Migrationsgeschichte sind von diversen Barrieren betroffen, die den Zugang zu Bildungs-, Beratungs- und Gesundheitsangeboten erschweren. Barrieren können Rassismus und Diskriminierung sein, aber auch der Mangel an Informationen oder Kommunikationsschwierigkeiten. Diese Personen werden häufig als "integrationsunwillig" bezeichnet und stehen im Fokus des Projekts und des Vereins insgesamt. Besondere Unterstützung benötigen Frauen mit Migrationshintergrund, so Tomantschger: "Oft sind sie für Hausarbeit und Kindererziehung zuständig. Je mehr sie daran gebunden sind, desto weniger haben sie die Möglichkeiten, Deutsch zu lernen". Die Teilhabe am sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben werde dadurch erschwert.
IKEMBA arbeitet mit "schwer erreichbaren" Personen
"Eine Gesellschaft, in der Vielfalt gelebt und wertgeschätzt wird", so die Vision von IKEMBA. Der Grazer Verein beschäftigt sich mit den Themen Interkulturalität, Konfliktmanagement, Empowerment, Migration sowie Bildung und Arbeit. Mit seiner Arbeit richtet er sich vor allem an Personen, die mit Bildungsmaßnahmen sonst nur schwer erreicht werden. Im Vordergrund steht dabei die Niederschwelligkeit der Angebote und die Förderung der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben.
Schwer erreichbare Personen werden gewonnen, indem sie vor Ort angesprochen werden. Dafür nutzt IKEMBA auch die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen.
Das Projekt DeLe – Deutsch lernen leicht gemacht wurde durch das Referat für Frauen & Gleichstellung, das Integrationsreferat und das Sozialamt gefördert.

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