Erwachsenenbildung und Sport: (K)ein Heimspiel?

30.08.2018, Text: Lucia Paar, Redaktion/CONEDU
Sport ist längst normativer Bestandteil des Alltags geworden. Die Erwachsenenbildung positioniert sich dabei zwischen Abgrenzung, Förderung von Gesundheitskompetenz und Kritik an der Norm.
Ob Sport und Bewegung überhaupt Bereiche der Erwachsenenbildung sind, ist umstritten.
Grafik: CC0 Public Domain, http://pixabay.com
"Über Gesundheitskompetenz zu verfügen bedeutet, gesundheitsbezogene Informationen finden, verstehen, bewerten und anwenden zu können", beschreibt Christina Dietscher vom Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz in der Juni-Ausgabe des Magazins für Gesundheitsförderung und Prävention "gesundes österreich". Diese Kompetenz sei Voraussetzung dafür, im alltäglichen Leben selbstbestimmt Entscheidungen treffen zu können, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Sport und Bewegung sind dabei wesentliche Instrumente, die im Kontext von Lernen und Lebensstil die Gesundheit verbessern sollen.

 

Sport ist unverzichtbar - Fitness als Norm

"Gesundheit ist allgegenwärtig" schreibt Birge Krondorfer in ihrem Beitrag der 24. Ausgabe im Magazin erwachsenenbildung.at. Dass auch Sport als Teil eines gesunden Lebensstils etabliert ist, zeigen zahlreiche Fitness-Magazine, -Kurse und Sportzentren. Bewegung soll zu mehr Wohlbefinden beitragen und Krankheiten vorbeugen. Diese positiven Effekte sind vielfach nachgewiesen und Common Sense in Europa. Diese Allgemeingültigkeit zeigt sich auch im Bildungsbereich - in der Verankerung von Sport und Bewegung in verschiedenen Bildungsangeboten und zahlreichen Projekten zur Förderung der Gesundheitskompetenz.

 

Sport als Gesundheitsparameter ist also laut Krondorfer längst als Norm einer guten Lebensführung verankert. Schnell passiert es dann, dass Sport zu einem weiteren Leistungsparameter und Mittel zur Selbstoptimierung zwischen Work Life Balance und Wettbewerb wird.

 

Zwischen Förderung von Gesundheitskompetenz und kritischer Aufklärung

Ob Sport und Bewegung überhaupt Bereiche der Erwachsenenbildung sind, ist umstritten. Fest steht aber, dass viele Erwachsenenbildungseinrichtungen Bewegungsangebote in ihrem Bildungsprogramm aufnehmen. Oftmals wird Sport dann als Bestandteil von Gesundheit gesehen und als Instrument zur Förderung von Gesundheitskompetenz positioniert.

 

Nimmt sich Erwachsenenbildung also dem Thema an, findet sie sich mit ihrem emanzipatorischen Grundgedanken laut Krondorfer in einem schwierigen Spannungsfeld wieder: Es gilt die Kompetenzen für ein gesundes Leben zu fördern ohne dabei normative Verhältnisse unhinterfragt zu stützen.

 

Bewegung abseits von Leistung und Wettbewerb

Die Schwierigkeit liegt für die Erwachsenenbildung also darin, Gesundheitskompetenz zu unterstützen, ohne das Diktum der Selbstoptimierung zu fördern. Um diesen Spagat zu meistern, gibt es mehrere Ansätze, wie bspw. das Konzept der Move Literacy. Diese Fähigkeit soll – ähnlich wie das Konzept Food Literacy - dazu beitragen "den Bewegungsalltag selbstbestimmt, verantwortungsbewusst und gesundheitsfördernd zu gestalten".

 

Um die Selbstbestimmung fördern zu können, gilt es Angebote zu schaffen, die ein breites Verständnis von Gesundheit als Ziel verfolgen, wie es beispielsweise die WHO definiert – Gesundheit als Zustand des "körperlichen, geistigen und soziale Wohlergehens".

 

Wo dieses Wohlergehen liegt, kann nur jede/r Einzelne selbst erkunden. Und sofern Erwachsenenbildung dieses Thema als ihr Handlungsfeld ansieht, gilt es diese Suche anzustoßen, zu begleiten und geeignete Rahmenbedingungen zu schaffen.

Weitere Informationen:
Quelle: EPALE E-Plattform für Erwachsenenbildung in Europa

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