Escape Rooms in der Erwachsenenbildung

17.10.2022, Text: Martina Lindsberger, Redaktion/CONEDU
Online-Spiele sind didaktisch wertvoll, weil sie Spaß machen, die Motivation steigern und den Teamgeist fördern.
Die Lösung von Aufgaben und verschlüsselten Botschaften weist den Weg aus dem Escape Room.
Foto: Pixabay Lizenz, Tumisu, https://pixabay.com/
Bei Escape Room-Spielen geht es darum Rätsel zu lösen, um möglichst schnell den Ausweg („escape“) aus einem Raum zu finden. Ähnlich wie bei einer Schatzsuche führen die Aufgabenstellungen, Botschaften und Hinweise am Lösungsweg weiter bis man den Ausgang aus dem Raum gefunden hat. Das geht auch virtuell.

Escape Room-Spiele im digitalen Raum

Besonders im Online-Setting sind Spiele zum Teambuilding oder zur Einführung in ein gänzlich neues Thema gefragt, weil sie die Interaktion und das kollaborative Arbeiten fördern und Teilnehmende aktivieren. Escape Room-Spiele lassen sich nicht nur in „echten“ Räumen oder Umgebungen umsetzen, sondern auch virtuell und ortsunabhängig über Plattformen wie Zoom oder Skype oder mittels Apps. Allen Settings gemein ist, dass eine Geschichte das Spiel rahmt und so ein sinnvoller Kontext erzeugt wird. Gespielt wird auf Zeit in Teams von drei bis zehn Personen. Ein Spieldurchlauf mit sechs Aufgaben dauert etwa eine Stunde. Die Story, die Teamarbeit und der Zeitdruck fördern die Motivation zur Lösung der Aufgaben.

Escape Rooms erstellen mit Microsoft OneNote

Stefan Malter erklärt in der Facebook-Gruppe Medienpädagogik wie mittels Kennwortschutz in OneNote digitale Escape Rooms erstellt werden können. Das OneNote-Notizbuch kann dabei als Escape Room genutzt werden. Die Teilnehmenden haben auf der ersten Seite eine Aufgabe zu lösen, etwa eine Wissensfrage. Die richtige Antwort ergibt jeweils das Kennwort für den nächsten Abschnitt. So gelangen die Teilnehmenden im Notizbuch schrittweise von Aufgabe zu Aufgabe.

Nützliche Online-Tools zur Gestaltung von Escape Rooms

Die Aufgabenstellungen können vielfältig gestaltet sein, von Kreuzworträtseln über Rechenaufgaben bis hin zu verschlüsselten Botschaften ist alles möglich. Auf der Seite LearningApps finden sich viele Anregungen, kostenlose Apps oder vorgefertigte Templates zur weiteren Nutzung bzw. Bearbeitung. Auch Bilderrätsel oder Rebusse eignen sich gut für Escape Room-Spiele und können beispielsweise mit dem Online-Rebus-Generator einfach erstellt werden.

 

Auf der Seite onlineuebung.de finden sich viele Tipps, wie Escape Games mit spielerischen Elementen wie Labyrinthen, Botschaften in URLs, Link- und QR Code-Generatoren zur Verschlüsselung von Nachrichten oder umgesetzt und angereichert werden können. Auch Podcasts oder Videos können eingebunden werden. Welche Rolle Spiele in der Erwachsenenbildung generell einnehmen, erklärt Julia Schindler in einem Beitrag.

Spielerisch lernen mit Escape Games

Bei der Gestaltung eines Spiels für Bildungszwecke ist zu bedenken, welches deklarative (Sachwissen) oder prozedurale Wissen (Handlungswissen) die Teilnehmenden mit dem Spiel erwerben sollen. Der Aufbau des Spiels kann dabei linear gestaltet sein, das heißt jedes Rätsel bzw. dessen Lösung führt zum nächsten und die Reihenfolge ist fix vorgegeben. Dieser Ablauf eignet sich besonders für Erstspieler. Daneben gibt es den offenen Aufbau, bei dem die Aufgabenstellungen in beliebiger Reihenfolge gelöst werden können. Hier sind kombinatorisches Denken und Schlussfolgern gefragt. Die Story und die Aufgaben sind jedenfalls an das Vorwissen, die Fähigkeiten und Erfahrungen der Teilnehmenden anzupassen.

 

In der Studie “Learning with a digital escape room game: before or after instruction?” untersuchten Buchner, Rüter und Kerres, ob das Spielen eines Escape Games mit oder ohne vorheriger Anleitung effektiver ist. Diese Frage ist insofern von Bedeutung, als Escape Room-Spiele komplexe, problemorientierte Lernumgebungen sind, welche die Lernenden überfordern und somit den Erwerb von Wissen behindern können. Es hat sich gezeigt, dass die Vorbereitung der Lernenden mit klaren Instruktionen aufgrund der geringeren kognitiven Belastung zu deutlich besseren Lernergebnissen geführt hat.

 

Erwachsene Lernende orientieren sich an Lernergebnissen. Daher ist es sinnvoll, die Aufgabenstellungen nach dem Spiel gemeinsam zu besprechen. Dabei können offene Fragen geklärt werden, besondere Herausforderungen und neu erworbenes Wissen reflektiert und Erfahrungen geteilt werden. Das Debriefing kann auch als Überleitung vom Spiel zurück in den Unterrichtsmodus dienen.

 

Spiele haben in der Online-Didaktik einen hohen Motivationswert und können den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten unterstützen. Durch Spielen interagieren Lernende miteinander, sie lernen durch Handeln oder besser: Sie lernen durch Spielen. Spiele bieten den Raum und die Freiheit Risiken einzugehen und verschiedene Denkweisen und neue Problemlösungswege auszuprobieren mit geringeren Konsequenzen bei Misserfolg.

 

Buchner, J., Rüter, M., Kerres, M. (2022). Learning with a digital escape room game: before or after instruction? In Research and Practice in Technology Enhanced Learning. 17 (1) (2022). SpringerOpen.

Weitere Informationen:

 

 

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