Wie die Digitalisierung die Erwachsenenbildung verändert

23.09.2024, Text: Miriam Klampferer, Redaktion/CONEDU
Ein aktuelles Lehrbuch zeigt, welche Veränderungen die digitale Transformation in der Erwachsenenbildung bewirkt. Es bietet Einblicke auf mehreren Ebenen wie jener der Lehr-Lernprozesse, Organisation und Politik.
Montage: Zwei Glühbirnen, die über einem Stapel Bücher schweben, den sie mit ihren Kabeln hochheben.
Digitale Phänomene beeinflussen verschiedene Handlungsebenen in der Erwachsenenbildung.
Montage: , Unsplash+, auf erwachsenenbildung.at

Das Lehrbuch „Digitalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung“ zeigt anhand eines fiktiven Fallbeispiels, wie aktuelle digitale Entwicklungen Lern- und Bildungsprozesse verändern. Im Zentrum steht dabei die Frage, welche neuen Ansprüche an Erwachsenenbildner*innen gestellt werden und welche organisatorischen wie gesellschaftlichen Chancen und Herausforderungen sich ergeben.

Neue Kompetenzen für die digitale Welt

Ein kompetenter Umgang mit digitalen Phänomenen erfordert zunehmend neue Fähigkeiten und Fertigkeiten. Besonders betont wird im Lehrbuch die Bedeutung der Medienkompetenz. Diese umfasst weit mehr als nur technische Kenntnisse in der Bedienung und Gestaltung von Medien – sie schließt auch die Fähigkeit ein, Medieninhalte kritisch zu hinterfragen und ethische Aspekte bei deren Nutzung zu reflektieren.

Auch die Informations- und Datenkompetenz werden als zentrale Bestandteile der Medienkompetenz in den Blick genommen. Beide sind im Umgang mit aktuellen digitalen Phänomenen wie Desinformation und Big Data unerlässlich.

Neue Kompetenzanforderungen spielen auch bei der Professionalisierung von Erwachsenenbildner*innen eine wichtige Rolle. Dazu gehören etwa die Reflexion des eigenen Medienhandelns sowie ein Verständnis für die Nutzungsgewohnheiten und die Medienkompetenz von Kursteilnehmenden. Zusätzlich sind mediendidaktische Kompetenzen von Bedeutung, unter anderem der effektive Einsatz von Lehr- und Lerntechnologien und medienpsychologisches Wissen.

Weiterbildung gestalten: politische und organisationale Prozesse

Die Autor*innen geben zu verstehen, dass viele Weiterbildungseinrichtungen durch staatliche Förderungen mit der politischen Ebene verknüpft sind. Das kann die inhaltliche Ausrichtung von Bildungsangeboten mitbeeinflussen, etwa durch gezielte Förderung von Projekten oder Programmen zu Digitalisierungsthemen. In diesem Zusammenhang wird auch thematisiert, dass traditionelle Finanzierungsmodelle überwiegend auf den Präsenzunterricht ausgerichtet waren. Diese werden nach und nach an die neuen Rahmenbedingungen von Online-Formaten adaptiert.

Weiterbildungsanbieter müssen sich zunehmend an die neuen Gegebenheiten anpassen. Sie stehen vor der Herausforderung, gesetzliche Anforderungen wie Datenschutzbestimmungen zu erfüllen und gleichzeitig gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden. Digitale Medien beeinflussen nicht nur die Durchführung von Bildungsangeboten, sondern auch organisatorische Prozesse – von der Planung über die Vermarktung bis hin zur Anerkennung und Evaluation von Kursen. Daher ist die Entwicklung von Digitalisierungsstrategien in den Bereichen Marketing, Qualitäts- und Personalmanagement besonders wichtig.

Lehre und Beratung in der digitalen Erwachsenenbildung

Die Gestaltung von Lehre und Beratung ist ein weiterer zentraler Bereich, der sich im Wandel befindet. Das Lehrbuch verdeutlicht, wie der gezielte Einsatz digitaler Medien Lernprozesse effektiv unterstützen kann. Ob durch digitale Lernspiele, Übungsprogramme und Lernapps, Simulationsumgebungen oder interaktive E-Books – die digitale Vielfalt eröffnet neue Möglichkeiten, das Lernen abwechslungsreicher und effektiver zu gestalten.

Doch nicht allein die Technologie bestimmt den Lernerfolg – wie die Autor*innen betonen. Vielmehr kommt es darauf an, wie Lehrende diese im Hinblick auf die Bedürfnisse, das Vorwissen und die Ziele der Lernenden einsetzen. Die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen sollte daher immer individuell angepasst werden, um das volle Potenzial der digitalen Lehre auszuschöpfen.

Auch die Beratung unterliegt einem Wandel. Digitale Formate wie Chat- oder Videochat-Beratung bieten neue, niedrigschwellige Zugangsmöglichkeiten für Ratsuchende. Sie können flexibler und gezielter unterstützt werden und das ortsunabhängig. Zudem werden aktuell die Potenziale von Chatbots in Beratungssettings ausgelotet, etwa zur Erstellung personalisierter Lernempfehlungen oder zur Karriereberatung.

Bildungstechnologien: ein Blick in die Zukunft

Angesichts der schnell fortschreitenden digitalen Entwicklungen beleuchtet das letzte Kapitel exemplarisch drei dynamische Bereiche, die auch für die Erwachsenenbildung zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Ein zentrales Thema ist die Datafizierung: Nutzer*innen hinterlassen digitale Spuren, die zur Vorhersage von Verhalten ausgewertet werden können. Das bietet neue Möglichkeiten: etwa, um Lernverläufe zu analysieren und gezielte Weiterbildungsmaßnahmen zu entwickeln. Gleichzeitig warnen die Autor*innen vor dem wachsenden Einfluss großer Technologieunternehmen.

Darüber hinaus beleuchtet das Lehrbuch generative KI sowie adaptive Lerntechnologien und die Möglichkeiten, die sie für personalisiertes Lernen eröffnen. Sogenannte Learning Analytics sind zudem in der Lage, Lernverhalten zu analysieren und daraus erfolgreiche Lernmuster abzuleiten. Dabei müssen jedoch auch ethische Aspekte sorgfältig abgewogen werden.

Auch die wachsende Bedeutung immersiver Technologien wie Virtual und Augmented Reality wird angesprochen. Damit können Lernende in virtuellen Umgebungen Erfahrungen machen, die in der realen Welt nicht verfügbar oder zu riskant wären. Das kann besonders für die berufliche Weiterbildung genutzt werden.

Über den Aufbau des Lehrbuchs und die Autor*innen

In insgesamt elf Kapitel deckt das Lehrbuch eine breite Palette an Themen ab, von der Definition zentraler Begriffe bis zur Analyse der Einflüsse digitaler Phänomene auf politische, organisatorische und didaktische Prozesse im Kontext der Erwachsenenbildung.

Jedes Kapitel enthält weiterführende Lektüretipps und praxisnahe Übungsaufgaben, die es den Leser*innen ermöglichen, die behandelten Inhalte eigenständig zu vertiefen und in ihrem beruflichen Kontext anzuwenden. Ein Glossar bietet einen kompakten Überblick über die relevantesten Begriffe in diesem Kontext.

Die Autor*innen des Lehrbuchs – Matthias Rohs, Christian Bernhard-Skala, Johannes Bonnes und Julia Koller – sind in verschiedenen Bereichen der Erwachsenenbildung und der Erziehungswissenschaft, an Hochschulen und in Forschungsinstituten tätig.

Rohs, Matthias et al. (2023): Digitalisierung in der Erwachsenen- und Weiterbildung. Bielefeld: wbv. 156 S., EUR 26,50 (Print); EUR 23,99 (PDF), ISBN: 9783825260262.

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