Wie akquiriert man geeignete TrainerInnen?

04.07.2012, Text: Bianca Friesenbichler, Redaktion/CONEDU
Österreichische EB-Einrichtungen wenden unterschiedliche Maßnahmen zur Gewinnung und Ausbildung neuer TrainerInnen an. - Ein Überblick.
In Österreichs staatlich geförderten Einrichtungen der Erwachsenenbildung sind laut KEBÖ-Statistik 2010 etwa 59.300 KursleiterInnen tätig. Eine beträchtliche Zahl, doch Personalabgänge ebenso wie neue Aufgaben und Bildungsangebote machen eine laufende Akquise neuer Lehrkräfte und LernbegleiterInnen nötig. Auf welche Weise werden neue TrainerInnen akquiriert und ausgebildet? Ein Rundruf bei den LeiterInnen und Personalverantwortlichen der KEBÖ-Verbände förderte aufschlussreiche Ergebnisse zutage.

Initiativbewerbungen und Empfehlungen bringen neue TrainerInnen
Weitgehend einig waren sich die neun Befragten bei folgendem Vorgehen: Sie greifen bei Bedarf an TrainerInnen zunächst auf bereits bestehende Kontakte zurück. Darüber hinaus kommt man an neue TrainerInnen entweder über deren Initiativbewerbung, durch Empfehlungen und "Mundpropaganda" oder weil man jemanden bereits als TrainerIn erlebt habe. Dies berichten die ARGE Bildungshäuser, das WIFI und der VÖGB. Darüber hinaus gäbe es Ausschreibungen auf Jobportalen - so beispielsweise von der Steirischen Volkswirtschaftlichen Gesellschaft.

Wettbewerb "Zeig, was du kannst": Wiener Volkshochschulen suchen junge KursleiterInnen
Eine besondere Art der Akquise und Nachwuchsförderung von KursleiterInnen wendet die Wiener Volkshochschulen GmbH derzeit an: In Form eines Wettbewerbs lud sie bis zum vergangenen 1. Mai 16- bis 23-jährige InteressentInnen ein, via Video-Clip ihr Talent in der Lehre zu zeigen. Aus allen Einreichungen werden zwölf KandidatInnen zu einem Casting eingeladen, woraus sechs SiegerInnen hervorgehen werden, die im Laufe des Sommers von erfahrenden KursleiterInnen ein Coaching erhalten und im Herbst 2012 bereits ihren eigenen Kurs leiten dürfen.

Projekt- und angebotsspezifische Auswahl und Ausbildung im Ländlichen Fortbildungsinstitut
Auch das LFI setzt bei der Personalauswahl besondere Maßnahmen mit dem Ziel, längerfristig einen Pool qualifizierter, nebenberuflich tätiger TrainerInnen aufzubauen. Die Landes-LFIs nominieren dazu neue TrainerInnen. Es folgen ein Assessment und ein Hearing, um TrainerInnen gezielt nach den Erfordernissen verschiedener LFI-Projekte und Bildungsmaßnahmen auszusuchen. Nach einer dreitägigen Schulung vorausgewählter TrainerInnen richtet das LFI seinen Blick besonders auf die Persönlichkeitsprofile der KandidatInnen und wählt dann geeignete aus. In weiterer Folge werden die TrainerInnen durch eine weitere dreitägige Schulung, laufende Weiterbildungsmaßnahmen und Supervision qualifiziert.

Mangel an TrainerInnen bei Berufsreifeprüfung
Das Berufsförderungsinstitut verfügt über einen großen TrainerInnenstock, auf den es immer wieder zurückgreifen kann und erhält zudem viele Blindbewerbungen. Obwohl der TrainerInnenberuf zunehmend beliebter zu werden scheint, berichtet das BFI aber gleichzeitig über einen Mangel an TrainerInnen - besonders im Bereich der Berufsreifeprüfung. Der LehrerInnenmangel ist auch in der Weiterbildung spürbar: Dort, wo es um das Nachholen von Bildungsabschlüssen geht, lehren hauptsächlich LehrerInnen. Auch bei technischen Weiterbildungen in ländlichen Regionen berichtet das BFI von einem Mangel an KursleiterInnen. Hier können guten Kontakte zu facheinschlägigen Schulen helfen, um LehrerInnen dieser Schulen auch für die Erwachsenenbildung zu gewinnen.

Zertifikat und Diplom der Weiterbildungsakademie im AMS-Kontext wichtig
Die Antworten der Befragten hinsichtlich der Relevanz von Zertifikat und Diplom der Weiterbildungsakademie - die seit nunmehr fünf Jahren am Wege der Anerkennung von Weiterbildungen und Berufspraxis erworben werden können - gestalten sich differenziert. Das wba-Zertifikat sei zwar keine Vorausetzung für TrainerInnen in Arbeitsmarktmaßnahmen, gewinne in diesem Bereich aber mehr und mehr an Bedeutung, ebenso wie eine entsprechende pädagogische bzw. facheinschlägige akademische Ausbildung, berichten die Personalverantwortlichen und LeiterInnen der KEBÖ-Verbände durchwegs. Abseits von AMS-Maßnahmen hab das wba-Zertifikat bei der Einstellung neuer TrainerInnen aber keine große Relevanz für viele Einrichtungen. Vielmehr wendeten sie interne Kriterien bei der Personalauswahl an, die nicht unbedingt abschlussbezogen sein müssten - das berichteten etwa die Österreichischen Bildungshäuser, das BFI, das WIFI, das Forum Katholischer Erwachsenenbildung und der Ring Österreichischer Bildungswerke.

TrainerInnen mit Fachhintergrund und Erfahrung gefragt
Ähnlich wie beim LFI ist auch beim WIFI und beim Ring Österreichischer Bildungswerke der Primat der Fachexpertise vorherrschend. Als TrainerInnen werden FachexpertInnen herangezogen, die hinsichtlich ihres Trainings-Knowhows und ihrer mitgebrachten Kompetenzen eingeschätzt und ggf. weitergebildet werden, beispielsweise in Form der WIFI-TrainerInnenausbildung. Auch für die Volkswirtschaftliche Gesellschaft geht es bei der TrainerInnenwahl nicht um formalisierte Einstiegsqualifikationen. Vielmehr sind ein einschlägiger Bildungshintergrund und belegbare Kompetenzen und Erfahrungen die zentralen Kriterien. Zentral für den Verband Österreichischer Gewerkschaftlicher Bildung sei die Nähe bzw. Haltung zur Gewerkschaftsarbeit. Zur Fortbildung der TrainerInnen und auch zur Einschätzung bereits vorhandener Kompetenzen bieten einige Einrichtungen ihren TrainerInnen den Bildungs- und Zertifizierungsweg der Weiterbildungsakademie offensiv an.
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