Online-Lernstrecken ansprechend gestalten

23.05.2024, Text: Karin Lamprecht (geb. Kulmer), Redaktion/CONEDU
Lernstrecken ermöglichen es den Lernenden, Inhalte selbstgesteuert im eigenen Tempo zu erarbeiten. Bei der Gestaltung sollten Erwachsenenbildner*innen einige didaktische Grundsätze beachten.
Ansprechende Lernpfade ermutigen zum Lernen – für die Visualisierung kann man z.B. Storyboards verwenden.
Grafik: Unsplash Lizenz, Hal Gatewood, https://unsplash.com

Lernstrecken bzw. Lernpfade sind strukturierte Arrangements von Lernschritten, üblicherweise im digitalen Format, die von Teilnehmenden sukzessive im Selbststudium bearbeitet werden und zu einem definierten Lernziel führen.

Gestaltungsempfehlungen: Was einen gelungenen Lernpfad ausmacht

Ansprechende Lernpfade wirken aktivierend; sie ermutigen zum Lernen. Das gelingt u.a. mit einer übersichtlichen und klaren Struktur, in der sich die Lernenden schnell zurechtfinden. Je nachdem, welche Zielgruppe angesprochen wird, kann eine barrierefreie oder mehrsprachige Aufbereitung oder die Verwendung Leichter Sprache sinnvoll sein.

Die Wissensvermittlung sollte multimedial und mehrdimensional erfolgen, z.B. mithilfe von Videos, Bildern oder Handouts. Interaktive Elemente wie Quizfragen, Übungen oder Simulationen wirken motivationsfördernd und ermöglichen den Lernenden, ihr Wissen und ihre Fähigkeiten unmittelbar zu überprüfen.

Inhaltlich gilt der Grundsatz „Weniger ist mehr“ – statt die Lernenden mit einer Fülle an Informationen zu überfordern, ist eine didaktische Reduktion meist sinnvoll. Strategien aus dem Storytelling können helfen, Inhalte spannend aufzubereiten, damit sie den Lernenden im Gedächtnis bleiben. Als sinnvolle Ergänzung zu Textinhalten bieten sich dabei Grafiken oder Videos an („Visual Storytelling“).

Selbstgesteuertes Lernen fördern

Um selbstgesteuert lernen zu können, müssen Lernende über ein Repertoire an Lernstrategien verfügen und diese angemessen einsetzen können. Dazu gehören kognitive Prozesse (Strategien zur Informationsverarbeitung wie z.B. Wiederholen oder Zusammenfassen), metakognitive Strategien (z.B. Organisation des eigenen Lernprozesses) sowie motivational-emotionale Strategien (z.B. Anstrengung, „Durchhalten“). Nicht alle Lernenden bringen die nötigen Kompetenzen zum Selbstlernen von vornherein mit. Erwachsenenbildner*innen können hier unterstützen, indem sie das Vorwissen aktivieren, Struktur und Orientierung geben und zur Reflexion der Lernprozesse anregen. Ein Wissensbaustein von wb-web fasst Tipps für Lehrkräfte zusammen.

Lernstrecken gestalten: der Erstellungsprozess

Wer eine Lernstrecke erstellen möchte, sollte sich an didaktischen Grundprinzipien orientieren. So gilt es, das Lernziel zu definieren (Was sollen die Teilnehmer*innen damit lernen?) und die Zielgruppe zu beschreiben (Wer wird die Lernstrecke absolvieren und was bedeutet das für ihre Gestaltung?). Dabei kann die Arbeit mit Teilnehmer*innen-Prototypen, sogenannten Personas, helfen.

Aufbauend auf die methodisch-didaktische Grundstruktur wird eine Entscheidung für ein bestimmtes technisches System getroffen. Dabei spielen sowohl die technischen Möglichkeiten (z.B. logischer Aufbau, Einbindung von multimedialen Inhalten wie Videos oder Bildern, Hervorhebungen, Buttons) als auch die visuelle Gestaltung („Look and Feel“, individuelles Design) eine wichtige Rolle. Hat man die grundlegenden Gestaltungsentscheidungen getroffen, hilft ein Template als „Schablone“ für eine konsistente Struktur der geplanten Lernpfade.

Für die inhaltliche Detailplanung können Erwachsenenbildner*innen ein Skript oder Storyboard verwenden – hier können selbst entwickelte und/oder offen lizenzierte Inhalte (Videos, Audios, Grafiken oder Animationen) einfließen. Neben den Materialien sollte man auch die Interaktionen im Blick haben: Tests, Umfragen und interaktive Inhalte (z.B. Learning Snacks, Learning Apps oder H5P-Bilder) sollten zu den Lernzielen und den angestrebten Kompetenzniveaus passen, um das Lernen bestmöglich zu fördern.

Hat man alle Materialien in einer logischen Struktur zur Lernstrecke zusammengefügt, sollte man diese umfassend testen, bevor sie für die Öffentlichkeit freigeschaltet wird. Hierfür bietet sich ein Test mit der Zielgruppe und das Einarbeiten von Feedback an. Für einen umfassenden Qualitätscheck selbst entwickelter Lernpfade gibt es außerdem Selbstcheck-Instrumente wie den „EduScanPro“ der k.o.s GmbH.

Beispiele guter Praxis

Die Lernstrecke auf dem Schweizer Portal lernpfad.ch soll medizinischen Fachangestellten helfen, Patientinnen über die Krebsfrüherkennungsuntersuchungen zu informieren. Die Lernziele sind transparent angegeben, außerdem wird auch der Selbstlernprozess unterstützt – z.B. durch die Aktivierung von Vorwissen, Feedback und Reflexionsphasen.

Das Online-Selbstlernmodul der Justus-Liebig-Universität Gießen richtet sich an Lehrende, die digitale Lerneinheiten für asynchrone Selbstlernphasen entwickeln wollen. Es beinhaltet eine Übersicht zu den angestrebten Lernergebnissen, Kapiteln und ungefährer Lernzeit sowie zahlreiche Reflexionsfragen und weiterführende Informationen.

Im Lernpfad auf der Plattform ZUM-Unterrichten geht es um Definitionen und wie diese im Englischen verwendet werden. Er eignet sich für den schulischen Kontext und enthält aktivierende Übungen, die den Schüler*innen helfen, das Gelernte direkt zu festigen.

Weitere Informationen:
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