Medienkompetenz leben in Kriegszeiten
Faktenbewusstsein im Informationskrieg
Lamberty empfiehlt allen, die in sozialen Netzwerken aktiv sind, jetzt eine besonders achtsame Kommunikation, denn „Social Media sind auch gesellschaftliche Räume" und „wir befinden uns auch in einem Informationskrieg". User sollen demzufolge keine Informationen teilen, deren Wahrheitsgehalt nicht gesichert ist oder die aus dem Kontext gerissen sind – und natürlich keine Gerüchte und Spekulationen. Wenn jedoch Informationen geteilt werden, solle dies immer mit Angabe einer Quelle erfolgen, um auch anderen die Einschätzung zu erleichtern. Wie praxisrelevant diese Empfehlungen sind, zeigen aktuelle Fake News zum Ukraine-Krieg, die auf Mimikama regelmäßig aufgedeckt und erläutert werden.
Emotionen wirken eskalierend
Generell sei in Krisenzeiten in den sozialen Medien besondere Sensibilität gefragt: Wir sollten uns bewusst sein, dass das Teilen von sicherheitsrelevanten Informationen andere in Gefahr bringen kann, oder dass mit dem Teilen von Bildern leidender Menschen persönliche Rechte verletzt werden. Nicht alles müsse öffentlich diskutiert werden, so die Expertin. Emotionale Bilder und Botschaften wirken tendenziell im Sinne einer Eskalation und nicht deeskalierend.
Vorsicht als Teil der Medienkompetenz
Über den reinen Aufruf zum Faktencheck geht Lamberty hinaus, wenn sie schreibt: „Sprache ist auch im Krieg relevant, weil sie ausdrückt, wie Sachverhalte bewertet werden". Die aktuelle Situation sei so komplex und schwer zu bewerten, dass die meisten Menschen an die Grenzen ihrer Expertise kommen, so ihre Einschätzung. Daher rät sie im aktuellen Fall sogar dazu, auch Humor und Memes nur äußerst vorsichtig einzusetzen. Denn was jemand sagt (schreibt) oder versteht ist höchst abhängig von seiner oder ihrer Perspektive.
Lambertys Empfehlungen für eine gelebte, situationsadäquate Medienkompetenz scheinen auch für die User-Diskussionen in Online-Tageszeitungen geeignet und könnten auch in Veranstaltungen der Erwachsenenbildung sinnvoll integriert werden. Letztlich sind diese Empfehlungen ein Aufruf zu Sensibilität und Mitgefühl und erinnern daran, wie essenziell es gerade in aufgeladenen Diskursen ist, eine andere Perspektive einzunehmen oder zumindest zu respektieren.
