Professionelles Handeln in der Bildungs- und Berufsberatung

28.03.2014, Text: Julia Rodlauer, Online-Redaktion
Die neue Ausgabe der "Materialien zur Erwachsenenbildung" des BMBF diskutiert Anforderungen und Entwicklungsfelder der Bildungs- und Berufsberatung.
Neue Ausgabe der "Materialien zur Erwachsenenbildung"
Foto: (C) Wilfried Hackl/EDUCON
Unter dem Titel "Professionalität in der Bildungsberatung. Anforderungen und Entwicklungsfelder im Rahmen der Initiative 'Bildungsberatung Österreich'" erörtern die AutorInnen unterschiedliche Dimensionen professionellen Handelns sowie dessen spezifische Charakteristika. Damit einhergehend präsentieren sie die Ergebnisse des Projekts "Bildungsberatung Österreich".

 

Die Broschüre ist in zwei Abschnitte mit insgesamt 14 Artikeln gegliedert und erstreckt sich über 175 Seiten. 17 AutorInnen, der Großteil davon ProjektpartnerInnen, widmen sich darin in unterschiedlicher Weise dem Thema.

 

Schwierige Zielgruppenerreichung als Ausgangsbedingung
Um professionelles Arbeiten in der Beratung zu beschreiben, erötern die Autorinnen und Autoren der "Materialien" im ersten Abschnitt die Ausgangssituation. Die zentrale Herausforderung liegt demnach im Erreichen unterschiedlicher, oft schwer zugänglicher Zielgruppen von Beratung. Wie aus der Broschüre hervorgeht, zeichnet professionelles Arbeiten unter anderem der Wille aus, alle Zielgruppen anzusprechen.

 

Des Weiteren widmen sich die Beiträge der Broschüre wichtigen Fragen der Barrierefreiheit. Dazu gehören beispielsweise die Gestaltung der Beratungsräumlichkeiten, der Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gegenüber den Zielgruppen sowie die verschiedenen Arten von Beratung.

 

Eine wertschätzende, anerkennende und interessierte Grundhaltung spiegelt sich in der Methodenwahl - und umgekehrt. Zu den zentralen Aufgabenbereichen von BeraterInnen gehört daher, sich der Lebenswelt der Menschen anzunähern, die Gestaltung dieser Lebenswelten zu begleiten und Raum für Lernen und Entwicklung zu schaffen.

 

Was die Erreichbarkeit unterschiedlicher Zielgruppen betrifft, halten Natalie Denk und Wolfgang Stifter die webbasierte Bildungsberatung für zukunftsträchtig. In Österreich befinden sich Angebote dieser Art gerade im Aufbau. Die zwei AutorInnen betrachten diese Beratungsform nicht nur als mögliche Alternative zur Face-to-Face-Beratung sondern auch als sinnvolle Ergänzungen zu dieser - Stichwort Anonymität.

 

Personen, die Hemmnisse vor der Inanspruchnahme einer Beratung haben, finden somit leichter Zugang zu Beratungsmöglichkeiten. Denk und Stifter ergänzen, dass die Chancen, die sich mit dieser Form der Beratung eröffnen, vielfältig sind: Flexible Beratungszeiten und -orte sowie die Konzentration von ExpertInnen-Wissen bei gleichzeitiger landesweiter Verfügbarkeit sind nur einige Beispiele dafür.

 

Entwicklungsfelder der Bildungsberatung
Im zweiten Abschnitt der Publikation widmen sich die AutorInnen den möglichen Entwicklungsfeldern der Bildungsberatung sowie aktuellen und zukünftig zu erwartenden Herausforderungen für die Orientierung über "Bildung und Beruf".

 

Rudolf Götz betont hier die wichtige Rolle, die der Bildungsberatung als Lifelong Guidance (LLG) zukommt: Die Beratungsdienste unterstützen bei Bildungs-, Berufs- und Qualifikationsentscheidungen an unterschiedlichen Schnittstellen der Bildungs- und Berufskarrieren über den gesamten Lebensverlauf hinweg.

 

Aufgrund der ständig steigenden Anzahl an Ausbildungsangeboten, ist es kaum möglich, darüber Übersicht zu bewahren. Götz betrachtet die Bildungsberatung in diesem Fall als Unterstützungsleistung für Ratsuchende. Die BeraterInnen bieten nicht nur eine übersichtliche Zusammenstellung möglicher Bildungsangebote, sondern helfen auch bei der Optimierung individueller Aus- und Weiterbildungskarrieren.

 

In diesem Fall sieht Götz aber auch eine Veränderung des ursprünglichen Gedankens von LLG. BeraterInnen solllen nun, anstelle von Informationen und Ratschlägen, "Career Management Skills" vermitteln und somit die Orientierungs- und Entscheidungsfähigkeit der Ratsuchenden stärken.

 

Diese Entwicklungen führen Elke Scheffelt dazu, die Wichtigkeit der Weiterbildung von Bildungs- und BerufsberaterInnen zu betonen. BeraterInnen sind MittlerInnen zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und einem sich permanent wandelnden Arbeits- und Bildungsmarkt. Ihr Wissen über Märkte, Berufsfelder und Bildungsmöglichkeiten, aber auch ihre beraterischen Fertigkeiten und Kompetenzen müssen sie stets weiterentwickeln bzw. erneuern.

 

Diese Anpassung an neue Bedürfnisse und Bedarfe ist Voraussetzung, um professionell arbeiten zu können, so Scheffelt. Demnach steigt die Nachfrage aus dem Berufsfeld nach einer tätigkeitsbezogenen und berufsbegleitenden Weiterbildung, um diese auch mit dem Job vereinbaren zu können.

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