Virtuelles Lernen und Kommunikation mit Videos

15.10.2013, Text: Armin André Bogensberger, Online-Redaktion
Was Lernvideos noch können... audiovisuelle und virtuelle Bildungsszenarien in der Weiterbildung.
: , auf erwachsenenbildung.at
"Lernvideos im Web zeigen und erklären, was oft nur schwer schriftlich möglich ist." Diese Aussage stammt aus dem Eröffnungsvortrag der Erziehungswissenschafterin und Medienexpertin Sandra Schön zum 12. E-Learning Tag der FH JOANNEUM am 18. September 2013 in Graz. Dieser befasste sich u.a. mit Lernvideos, die auch in der Erwachsenenbildung zu Lehr- und Lernzwecken eingesetzt werden können. 158 TeilnehmerInnen aus unterschiedlichen Bildungssektoren diskutierten ihre Erfahrungen und Ansätze aus dem Lehr- und Trainingsalltag sowie Ergebnisse aus Forschungsprojekten, darunter die Erfahrungen mit Videos und die Produktion von Videos.

Einsatzmöglichkeiten von Videos in der Erwachsenenbildung
(Lern-)Videos im Web, propagiert Sandra Schön, seien nicht nur gut erreichbar und verteilbar, sondern auch in Webseiten und Weblogs integrierbar. Immer wieder abrufbar stehen sie dauerhaft zur Verfügung. Zudem werden Videos durch die Möglichkeiten des sg. Mitmachwebs und neuer Geräte (z.B. integrierte Kameras in Laptops) immer häufiger von Video-LaiInnen produziert. Sie bieten den Vorteil, sich Wissen schnell und unkompliziert aneignen zu können. Somit werde die gezielte Suche nach kompakten Erklärungen im Videoformat immer häufiger. Speziell im Präsenzunterricht kommen Schön zufolge Lernvideos dann zum Einsatz, wenn das geschriebene oder gesprochene Wort und Abbildungen keine ausreichende Erklärungsmöglichkeit bieten, wenn es sich etwa um komplexe Themen handle. Videos stellen, so Schön, eine Abwechslung dar. Sie seien für Illustrationen geeignet oder für die Gestaltung einer Übung. In sogenannten "Blended-Learning"-Szenarien könnten z.B. Online-Videos vor dem eigentlichen Präsenzunterricht die wichtigsten Inhalte vermitteln, um dann die Präsenzzeit gezielt für Fragen und Übungen zu nutzen.

Vom Screencast zur Videodiskussion
Sandra Schön beschreibt verschiedene Videoformate, darunter Screencasts, die Aufnahme eines Geschehens am Bildschirm. Das Wort setzt sich zusammen aus "Screen" (engl. Bildschirm) und "to broadcast" (engl. senden). Häufig genutzt, um die Handhabung von Software zu erklären, seien Screencasts ebenso als Methode zur Erstellung von Lernvideos geeignet. Es könne z.B. aufgenommen werden, was am Bildschirm getippt, auf eine Tafel oder einem Whiteboard geschrieben und gezeichnet wird oder wie man durch einen Powerpoint-Vortrag blättert und dazu kommentiert. Darüber hinaus gibt es viele Lernvideos, die einfach als Vortrag mit der Web-Cam aufgezeichnet wurden - eine schnelle und einfache Art der Videoerstellung. Schön spricht auch von Aufzeichnungen von Live-Vorträgen als Lernvideos. Diese werden in der Lehre u.a. zur Wiederholung von Lehrinhalten durch die Lernenden genutzt und oft auch live gestreamt, also über das Internet gesendet. So sei es möglich, Vorträge ortsunabhängig zu verfolgen.

Webbasierte Videodiskussionen: "WebTalks" und "Hangouts"
Videos bieten über den Transport von Wissen und Inhalt hinaus auch Diskussionsmöglichkeiten. WebTalks oder Hangouts sind eine Kombination aus mehreren Elementen: Videokonferenz, Streaming (online Live-Übertragung mit offenem Zugang), Rückkanal (textbasierter Chat für Fragen und Rückmeldungen), Aufzeichnung und Veröffentlichung, sowie die Präsentation (Folien, Whiteboard etc.). Es ist sowohl der Wechsel zwischen SprecherInnen - von ExpertInnenvorträgen und moderierter Diskussion - als auch parallel dazu die Präsentation von Informationsmaterialien möglich. Die Videoübertragung ist somit nicht statisch, sondern dynamisch. Darüber hinaus können weitere Teilnehmende eigene Erfahrungen, Fragen und Kommentare via Chat und Social Media einbringen.

Bekannte Möglichkeiten, WebTalks durchzuführen, sind das kostenpflichtige AdobeConnect oder ein kostenloses Programm von Google, die Google-Hangouts. Am E-Learning Tag konnten die TeilnehmerInnen selbst zusammen mit den ExpertInnen eine Videokonferenz über Google Hangout ausprobieren sowie eigene Videos produzieren.

Bedingungen für gute Videodiskussionen
Um einen WebTalk durchführen zu können, benötige man, so erörterten dies die MedienexpertInnen Blanche Fabri und Jöran Muuß-Merholz in ihrem Vortrag, ein gewisses technisches Equipment. Dazu gehören ein Computer, eine gute Internetverbindung, eine gute Webcam, ein Mikrophon und Kopfhörer. Zentral sei aber eine gute Vorbereitung: Der Ablauf solle vorab festgelegt und währendessen gut moderiert werden. Wenn die Videos als Aufzeichnungen zur Verfügung gestellt werden, sollten umfassende Metadaten und verwendete Materialien wie Präsentationen und Links bereit gestellt werden. Während der Videodiskussion erhöhe die Einbindung mittels Chat die Beteiligungsquote, so die beiden ExpertInnen. TeilnehmerInnen können so Rückmeldungen geben, Fragen stellen und sich untereinander austauschen.

Tipps zur Erstellung und Verwendung von Videos
Schön zufolge solle ein gutes Lernvideo zum einen entsprechend mit Metainformation versehen und möglichst offen für den Einsatz in der Lehre lizensiert sein (z.B. mit einer Creative-Commons-Lizens). In zwei weiteren Vorträgen erhielt das Publikum weitere Tipps von den MedienexpertInnen Thomas Stradner und Erika Pernold. Stradner empfiehlt, keine zu langen Videos zu drehen sowie ein Storyboard (Drehbuch) zu schreiben. Zu achten sei auch auf die Authentizität. Auch wenn die Videos gut vorbereitet sein sollen, müssen sie authentisch wirken. Trotz seiner großteils virtuellen Arbeit meint Stradner: "Online ersetzt nie Offline". Laut Pernold seien für die Verbreitung und Veröffentlichung selbst produzierter Videos sg. "Vlogs", auf einer Webseite geführte Videojournale, geeignet.

Werkzeuge für die Produktion von Videos
Die TeilnehmerInnen der Tagung erhielten insbesondere von Sandra Schön Vorschläge für hilfreiche Tools zur Videoproduktion und zur Einrichtung von Videodiskussionen. Schön verdeutlichte, dass in Laptops integrierte Kameras, Webtools und Video-Schnittwerkzeuge die Videoproduktion zunehmend erleichtern - auch für LaiInnen. Mit Tablet-Computern gehe die Produktion besonders einfach. Schön verwies auf Applikationen wie "Explain Everything" für mobile Geräte. Dieses App ist eine Art interaktive elektronische weiße Tafel (sg. Whiteboard) mit Tonaufzeichnung. Hiermit können das Verfassen von Texten und die Erstellung von Zeichnungen inklusive gesprochener Anleitung synchron aufgenommen und gespeichert werden. iMotion (für Apple) oder Stop-Motion (für Android) erleichtern die Erstellung von Trickfilmen.

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