Alphabetisierung und Basisbildung: Neues Dossier jetzt online

27.08.2013, Text: Bianca Friesenbichler u. Wilfried Hackl, Redaktion/CONEDU
Forscherin Monika Kastner gibt differenzierten Einblick in ein bildungspolitisch hochaktuelles Feld der Erwachsenenbildung in Österreich.
Frau liest mit Touchpad auf www.erwachsenenbildung.at
Hintergrundinfos zu Alphabetisierung u. Basisbildung jetzt online lesen
Foto: Anna Rauchenberger
Die Themendossiers auf www.erwachsenenbildung.at erfreuen sich seit über sieben Jahren großer Nachfrage und werden laufend erweitert. Von ExpertInnen sachlich und fundiert aufbereitet, bilden sie bildungspolitisch aktuelle Themen der österreichischen Erwachsenenbildung im Internet ab. Mit dem neuen Dossier "Alphabetisierung und Basisbildung" beschreibt Monika Kastner, Professorin an der Universität Klagenfurt, auf differenzierte Weise die theoretischen Grundlagen, die praktische Umsetzung und die bildungspolitischen Hintergründe der Basisbildung in Österreich.  

Basisbildung in Österreich: ein Aufriss

Seit den 1970er Jahren wird in Industrienationen die Notwendigkeit von Alphabetisierung und Basisbildung für bildungsbenachteiligte Erwachsene mit grundlegendem Bildungsbedarf diskutiert und in der Praxis der Erwachsenenbildung durch Angebote umgesetzt - in Österreich beginnend mit den späten 1980er Jahren. Derzeit fördern Bund und Länder die Basisbildung lt. Initiative Erwachsenenbildung mit rund 7,3 Mio Euro jährlich. Im Vorjahr wurden österreichweit bei derart geförderten Maßnahmen 5.681 TeilnehmerInnen gezählt - Teilnahmen im Rahmen der Integrationsvereinbarung, die ebenfalls unter Alphabetisierung und Basisbildung fallen würden, nicht hinzugezählt.

An wen richtet sich Basisbildung
Kastner unternimmt im Dossier zunächst eine Bestimmung der Zielgruppe. Dabei geht es vor allem die Möglichkeiten einer nicht-diskriminierenden Bezeichnung. Ihr Vorschlag lautet "bildungsbenachteiligte Erwachsene mit Basisbildungsbedarf", wiewohl in der Forschung der eigentlich diskriminierende Begriff "funktionale AnalphabetInnen" immer noch sehr verbreitet sei. Weiters beschreibt sie die komplexen Ursachen von Basisbildungsbedarfen. Bei den meisten Betroffenen bilden soziale Problemlagen, gepaart mit Problemen beim Lesen einen wesentlichen Ausgangspunkt für eine Karriere voller Benachteiligungen und  sukzessiven Kompetenzabbaus.

Bildungspraxis: Angebote für Betroffene in Österreich
Im zweiten Hauptabschnitt des Dossiers gibt die Wissenschafterin einen Überblick über die Alphabetisierungs- und Basisbildungsangebote für Erwachsene in Österreich, allen voran das ALFA-Telefon und die Website alphabetisierung.at als "Zentrale Beratungsstelle" für Betroffene und deren Vertraute. Weiters geht sie der Frage nach, worin die Bedürfnisse der Zielgruppen bestehen und was daraus für die Gestaltung der Angebote resultiert. Eine Frage, die auch die Qualität in der Alphabetisierung/Basisbildung zum Thema macht.

Bildungspolitik: Ein "bottom-up-Prozess" in Österreich
Was inzwischen ein wichtiges Anliegen der nationalen Bildungspolitik geworden ist, musste zunächst erkämpft werden, führt Kastner im dritten Kapitel aus. Anfangs - in den 1990er Jahren - waren es vor allem engagierte Einzelpersonen, Vereine und Bildungsanbieter, die die Notwendigkeit von Basisbildungsangeboten sahen und sie gesellschaftlich enttabuisierten. Am weiteren Weg war der Europäische Sozialfonds ein entscheidendes Mittel zur Ko-Förderung. Supranationale Institutionen und Initiativen haben die nationalen Entwicklungen teilweise angestoßen und befördert. Spätestens mit Einführung des Programms "Initiative Erwachsenenbildung" landeten Alphabetisierung und Basisbildung ganz oben auf der bildungspolitischen Agenda.

 

Initiative Erwachsenenbildung

Seit Start der Intiative im Jahr 2012 fördern Bund und Länder gemeinsam die Angebote der Bildungsanbieter für den Erwerb grundlegener Bildungsabschlüsse und setzen gleichzeitig erhöhte Qualitätsanforderungen durch. Das Gesamtbudget für die dreijährige Förderperiode beträgt 54,6 Millionen Euro, wovon 21,8 Mio auf die Basisbildung entfallen. Nach Angaben von Maria Groß, Leiterin der Geschäftsstelle der Initiative, ist die Programmplanung auch für eine nächste Förderphase von 2015 bis 2017 bereits in Vorbereitung. Erste Ergebnisse einer externen Evaluierung sollen zum Jahresende vorliegen und in die Erstellung des künftigen Programmplanungsdokumentes einfließen.

 

Die Autorin

Die Autorin des Dossiers "Alphabetisierung und Basisbildung", Monika Kastner, ist assoziierte Professorin für Erziehungswissenschaften am Institut für Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung der Universität Klagenfurt. Sie habilitierte sich 2010 mit einer Untersuchung zur Basisbildung. Ihre aktuellen Schwerpunkte in Forschung und Lehre sind: Bildungsbenachteiligte Erwachsene, insbesondere Lehr-/Lernforschung und TeilnehmerInnenforschung, sowie Evaluationsforschung/Qualität im Kontext lebensbegleitender Bildung; Analyse und Gestaltung des Zusammenhangs von Arbeit - Bildung - Lebenswelt; Bildungstheorien und Erwachsenenbildung; Qualitative Methoden der sozialwissenschaftlichen Forschung.


Bildungsherbst mit neuen Dossiers auf erwachsenenbildung.at
Die Expertinnen von erwachsenenbildung.at waren den Sommer über intensiv mit inhaltlichen Arbeiten beschäftigt, sodass wir den LeserInnen binnen der nächsten Wochen ein weiteres Dossier sowie substanzielle Updates zweier vertrauter Dossiers vorstellen werden: zu Diversität und Erwachsenenbildung, Gender Mainstreaming und Interkultureller Bildung. Im Laufe des Winters wird ein ebenfalls neues Dossier über Bildungsberatung hinzukommen. Wer den Newsletter von erwachsenenbildung.at oder einen der Social-Media Kanäle abonniert hat, wird über Neuerscheinungen umgehend informiert.

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